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Rezension zu
London

Christoph Marzi - der Magier der Worte

Von: Fantasie und Träumerei
02.11.2016

„Die Welt ist gierig, und viel zu oft entschwindet einem die Zuversicht im Sturm der wankelmütigen Ereignisse, die weder bei Tageslicht noch im Nachtland angesiedelt sind.“ Dieser erste Satz in Christoph Marzis neuem Roman „London“ löst ein Gefühl von heimkehren in mir aus, und ich weiß, er wird mich wieder mit seinen Worten berühren, so wie er es schon viele Male getan hat. Ich freue mich nach Jahren der Abwesenheit endlich wieder den Weg in die Uralte Metropole gehen zu können. Von vorn herein ist mir klar – es wird kein Zuckerschlecken. Die Dunkelheit, die Marzis Geschichten über Emily Laing und ihren Mentor Wittgenstein umgibt, kratzt an meinen Emotionen. Lässt mich leiden, bangen und hoffen. Marzis Schreibstil ist etwas besonderes. Wenig Action, viel Handlung, viel Mitdenken, viel Poesie. Der Titel „London“ ist wegweisend. Die britische Hauptstadt ist verschwunden, was außer Emily Laing niemand zu bemerken scheint. Etwas Seltsames ist im Gange. Gefahr droht. Nicht nur Emily, sondern auch dem kleinen Mädchen, das sie auf der Straße gefunden hat. Ein Waisenkind wie sie selbst es einst gewesen ist. Das Mädchen hat sein Gedächtnis verloren, weiß nicht wer sie ist, noch woher sie kommt. Weiß nur noch, dass sie auf der Flucht ist vor einer geheimnisvollen Gestalt, deren Beschreibung in Emily nur weitere Fragen aufwirft. Wie schon so häufig sucht sie Rat bei Master Wittgenstein, ihrem Mentor, einem Protagonisten, der aus der breiten Masse aller Fantasycharaktere heraussticht. Verschroben, eigensinnig, umgeben von einer Aura des Unerklärlichen. Ehe sie sich versehen, sind sie in einem gefährlichen Strudel aus Gier und Machtspielchen gefangen. Auch Jahre nach den ersten Romanen, die Marzi in der Stadt unter der Stadt angesiedelt hat, wird es nicht weniger aufregend und spannend, als in vergangenen Abenteuern. Der Weg der Protagonisten ist gezeichnet von Gefahren, düsteren Begegnungen und zwielichtigen Figuren. Zufälle gibt es keine, deshalb ist Aufmerksamkeit geboten. Wer zwischen den Zeilen zu lesen vermag, der findet dort eine gewisse Traurigkeit darüber, mit welcher Dummheit und Gewalt derzeit unsere eigene Welt vergiftet wird. Obwohl der Roman chronologisch an die anderen Bücher über die Uralte Metropole anschließt und es ein paar wenige Szenen gibt, die man nur versteht, wenn man auch die anderen Romane gelesen hat, kann „London“ auch gut als Einzelband gelesen werden. Lange habe ich „London“ herbei gesehnt und bin nicht enttäuscht worden. Marzi berührt mich immer wieder mit seiner poetischen Schreibe und Worten, die ich aufsauge wie ein Schwamm und in meinem Herzen hinaus in die Welt trage. Denn die ist gierig und wenn man nicht aufpasst, dann verschlingt sie einen mit Haut und Haaren ...

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