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Rezension zu
How to kill your family

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

- fiktive und zynische Autobiografie einer Killerin -

Von: Janko / LACK OF LIES aus Fischbachtal
15.07.2022

London, Limehouse-Penitentiary. Die junge, selbstbewusste und attraktive Grace Bernard hat es unter dem Namen "Die Morton-Mörderin", zu einer gewissen, überdies doch recht fragwürdigen Popularität gebracht. Sie sitzt derzeit im Gefängnis und lässt uns, in der Monolog-Form, die der Leserschaft ein gewisses "live dabei"-Feeling vermittelt, an ihrer denkwürdigen Geschichte teilhaben. An ihrer Geschichte, wie man seine Familie tötet und warum sie es verdient hat, nach und nach beiseite geschafft zu werden. Grace hat so einige Menschen auf dem Gewissen, sitzt aber wegen einer Tat ein, die sie gar nicht begangen hat. Aus der Ich-Perspektive und in der Gegenwartsform verfasst, gibt Grace ihre illustre, gewiefte, bis linkische Vergangenheit preis und somit auch ihren, von langer Hand vorbereiteten Plan, ihre reiche Großfamilie zu töten. Diese lässt sie und ihre Mutter Marie seit etwas über zwei Dekaden wissentlich im Stich und muss nun die Konsequenzen für ihr jahrelanges Unterlassen tragen. Mit breit gefasstem Humor, giftigem Sarkasmus und einer gewissen Coolness beschreibt Grace Bernard ihr nicht immer ganz so einfaches Leben, ihre leider nur zum Teil nachvollziehbaren Beweggründe und wie letztlich ein Familienmitglied nach dem anderen, auf mehr oder weniger bizarre Weise dran glauben muss. Gehässig, frustriert und unglaublich wütend wird Grace zu einer obsessiven Beobachterin, die sich die örtlichen Gegebenheiten, sowie die Gepflogenheiten ihrer potenziellen Opfer einprägt und sich sogar unter deren Leben mischt, um ihr entsprechendes Resümee in ihrer Planung zu berücksichtigen. Die britische Journalistin und Schriftstellerin Bella Mackie hat mit ihrem, 2021 im Original ebenfalls unter dem Titel "How to kill your family" erschienen Bestseller, ein durchweg ordentliches Debüt vorgelegt, das vor zynischem, intelligentem Witz, komplexer, infamer Story und eingängiger, leicht melancholischer Prosa geradezu strotzt. Die 1983 geborene Autorin, die heute mit ihrem Mann, dem BBC-Radiomoderator Greg James in London lebt, nutzt eine leicht gehobene Sprache und setzt uns als Gesellschaft einen Spiegel vor, in welchem sich jeder einzelne von uns zu einem gewissen Grad wiedererkennen dürfte. Dem Klischee "Ein Mann, ein Wort - eine Frau, ein Wörterbuch" kommt Bella Mackie, die buchstäblich "ohne Punkt und Komma" erzählt, in ihrem Bestsellerroman "How to kill your family" leider verdammt nahe und beweist obendrein auch noch echtes Durchhaltevermögen. Dabei stichelt sie immer wieder beiläufig und verteilt schon mal die ein oder andere Backpfeife in Richtung (a)sozialer Politik, Wirtschaft, dem lächerlichen Verhalten der Reichen, ihrer kaum zu ertragenden Überheblich- und Selbstgefälligkeiten, sowie der Bedürfnisse, Leichtgläubigkeit und Heuchelei von Frauen, und Männern im Allgemeinen. Das Ganze würzt die britische Autorin mit einem sarkastischen Wortwitz, der ihr in der Hauptsache dazu dient, sich über die klischeebehaftete High Society zu echauffieren. Die Zeichnung der einzelnen Protagonisten ist gelungen, auch das jeweilige Lokalkolorit ist in ausreichendem Maße dargestellt. Je mehr die Antiheldin Grace Bernard in der Vergangenheit ihrer geliebten, aber früh verstorbenen Mutter gräbt, je deutlicher treten die unsympathischen Lebensläufe der übrigen Familienangehörigen zutage. Das schürt noch mehr Hass innerhalb ihrer Obsession, der sich bei jedem einzelnen ihrer Opfer geradezu explosionsartig entlädt. Perfide, garstig, politisch unkorrekt, aber auch stets gefasst, seziert Bella Mackies misanthropisch veranlagte Protagonistin Grace die Geschlechterrollen in ihrem bösartigen Rachefeldzug mit Kolumnen-Charakter. Ich habe mich bei der Lektüre, der 432 Seiten umfassenden, leicht zu lesenden und sympathisch verfassten Gesellschaftskritik durchaus unterhalten gefühlt, dennoch muss ich anmerken, dass hier ein bisschen weniger sicherlich mehr gewesen wäre. Bella Mackie verfällt meinem Empfinden nach zu oft...

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