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Rezension zu
Der Junge, der ans Meer glaubte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein lebenskluger und lebensbejahender Roman

Von: Sigismund von Dobschütz aus Bad Kissingen
19.09.2021

REZENSION - „Wir alle sind, jeder auf seine ganz persönliche Weise 'verlorene Gegenstände', aber wir haben immer und überall die Möglichkeit, uns wiederzufinden“, meinte der italienische Schriftsteller Salvatore Basile (66) zum Erscheinen seines ersten Romans „Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands“ (2017), der von einem allein lebenden 30-Jährigen handelte, den seine Mutter schon als Kind verlassen hatte. Auch in seinem zweiten Roman „Der Junge, der ans Meer glaubte“ - im Juni beim Blanvalet Verlag erschienen - schildert der Autor, der nach eigener Aussage selbst erst im Alter von fast 40 Jahren nach wechselnden Jobs zu sich fand und aus seinem Leben etwas machte, das Schicksal eines als Pflegekind aufgewachsenen jungen Mannes auf der Suche nach sich selbst und dem Glück des Lebens: „Manchmal muss man sich erst selbst verlieren, um wieder zu sich zu finden.“ Allein mit sich und dem beklemmenden Gefühl, auf alle Zeit ein glückloses Leben führen zu müssen, arbeitet der 18-jährige Marco als Reinigungskraft im städtischen Schwimmbad. Nur wenn er abends heimlich vom Springturm ins Wasser eintaucht, empfindet er das Gefühl von Freiheit. Bei einem Ausflug mit Gleichaltrigen, zu dem ihn die von ihm angebetete Virginia eingeladen hat, springt Marco, nur um ihr zu imponieren, von einer Felsklippe ins Meer und verletzt sich dabei schwer. Lähmungserscheinungen lassen ihn im Krankenhaus verzweifeln und resignieren. Doch seine Physiotherapeutin Lara gibt ihm neue Zuversicht. Mit dem Versprechen, ihn vollends heilen zu können, lockt sie den 18-Jährigen in ihren Heimatort Sarcola, wo er die nächsten Wochen mit ihr im Haus ihrer Eltern Giuseppe und Rosa lebt. Dort lernt Marco den zurückgezogen lebenden ehemaligen Fischer Antonio kennen, der ihn auf Laras Bitte hin mit seinem Ruderboot aufs Meer hinaus nimmt. Laras eigentlicher Grund, Marco nach Sarcola einzuladen, war allerdings nicht allein dessen Genesung. Dieser zweite Roman des italienischen Schriftstellers unterscheidet sich in seiner inhaltlichen Botschaft kaum vom Vorgängerband. Wieder geht es um Menschen, die sich selbst oder einen Partner verloren haben und nun bewusst oder unbewusst auf der Suche nach neuem Lebensglück oder nach sich selbst sind. Der bei wechselnden Pflegeeltern aufgewachsene Marco sucht nach der eigenen Identität. Laras Mutter Rosa hat sich durch ihre Demenz-Erkrankung selbst verloren, wodurch sie auch ihrem Ehemann Giuseppe verloren ging, der vor Jahren bereits von seiner Tochter Lara verlassen worden war. Der frühere Fischer Antonio verlor in jungen Jahren seine innig geliebte Ehefrau durch Leukämie. Obwohl er damals sein altes Leben aufgeben und wegziehen wollte, lebt er immer noch einsam in seinem Haus, als würde er unbewusst auf etwas warten. „Denn es gibt immer einen Moment, in jedem Leben, in dem auch der Knoten des tiefsten Schmerzes schmilzt und endlich zulässt, dass Nostalgie seinen Platz einnimmt.“ „Der Junge, der ans Meer glaubte“ ist trotz psychologischer Tiefgründigkeit und schicksalsbedingter Melancholie ein positiv stimmender, ein Hoffnung machender Roman, dessen Handlung erwartungsgemäß ein glückliches Ende nimmt. Es ist schnell absehbar, wie die Geschichte ausgehen wird. Doch der Reiz des Romans liegt nicht in seiner Dramaturgie, sondern in der für den Autor typischen, atmosphärischen und lebensnahen Erzählweise, die den Leser auf jeder Seite des Buches berührt, ihn mit den Protagonisten in Schmerz und Glück mitfühlen lässt. Es ist ein besinnlicher, ein lebenskluger und lebensbejahender, auch lebensfroher Roman. So liebevoll wie des Autors Sicht auf das Leben trotz seiner tragischen Verstrickungen, so liebevoll und formschön ist seine Sprache, wofür natürlich auch Übersetzerin Elvira Bittner wieder zu danken ist.

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