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Rezension zu
Queer Heroes (dt.)

Queere Held:innen mit Lücken

Von: the little queer review aus Berlin
17.03.2021

Wann und wo beginnt Sichtbarkeit? Das ist für viele Gruppen eine gute und wichtige Frage, die sich ihnen nicht nur in besonderen Fällen, sondern auch und vor allem im Alltag stellt. Und die schnell zu einem Problem wird, wenn einzelne Personen, die einer Gruppe zugeordnet werden, der Vorwurf gemacht wird, „sie“ stünde oder stünden zu sehr im Vordergrund, würden sich aufdrängen, nähmen anderen etwas weg. Das ist mindestens gruppenbezogene Intoleranz, von Ignoranz mal ganz zu schwiegen; wie schnell Hass daraus wird, ist bekannt. Personen der LSBTIQ*-Community dürfen sich das sehr gern anhören, wie wir auch kürzlich hier und hier nochmals festgehalten haben. So ist es löblich, wenn Einzelne mehr Sichtbarkeit schon in Kinder- und Jugendzimmern ermöglichen wollen und so vielleicht nicht nur die Jüngeren, sondern auch die Erziehungsberechtigten ein wenig mehr an ihnen vermeintlich „fremde“ Themen heranführen wollen. Ob Schauspieler*innen, Politiker*innen, Sportler*innen, Aktivist*innen, Schriftsteller*innen oder Künstler*innen verschiedener Bereiche - breit aufgestellt sind die 53 Held*innen, die die amerikanische Autorin Arabelle Sicardi hier zusammengestellt allemal. Dazu wunderbar fließend und farblich gefühlt in jedem Fall zur jeweiligen Person passend von Hand gezeichnet von der britischen Illustratorin Sarah Tanat-Jones. Große Bandbreite und doch willkürlich Sprachlich passt das auch alles, ob nun für junge oder auch ältere Leute: Die auf Highlights beschränkten Kurzbiografien eignen sich als Erstkontakt mit den beschriebenen Personen und Themen vollkommen und laden hier und da zu einer Vertiefung an anderer Stelle ein und das nicht nur bei Freddie Mercury oder David Bowie oder Kristen Stewart. Bei mancher mögen sie gar beinahe nötig sein, da die Verknappung auch zu einer Vereinfachung manch komplexer Menschen führt. Bei allem, was den Band interessant macht, gibt es dennoch ein, zwei Dinge, die eine Nachfrage mit sich bringen oder kritisch festzustellen sind. Zum einen erschließt sich aus dem sehr positiven und kraftvollen Vorwort Arabelle Sicardis zwar, dass sie „Held*innen der LGBTQ*-Community ehren“ möchte, doch nach welchen Kriterien sie genau diese Held*innen ausgesucht ist, bleibt ihr Geheimnis. So betrachten wir eine zwar bunte, aber ebenso ein wenig beliebig wirkende Mischung. Alles ist politisch Schön und wichtig sind in jedem Fall die abgebildete Diversität und dass in dem Band auch immer wieder Geschlechter- und Rassendiskriminierung thematisiert werden. Seien es zum Beispiel der sprichwörtliche Kampf der Geschlechter zwischen Tennisstar Billie Jean King und Bobby Riggs oder die Rede, die Josephine Baker 1963 beim Marsch auf Washington hielt, dessen offen schwulen Cheforganisator Bayard Rustin, dem erst posthum im Jahre 2013 durch Präsident Barack Obama durch die Verleihung der Presidential Medal of Freedom wirklich öffentliche Anerkennung zuteil wurde, ebenfalls im Buch gedacht wird. Hilfe an der Hand Ganz fantastisch ist, dass auch in der deutschen Version am Ende ein Glossar von A bis Z (oder eher T) zu finden ist. Aktivist*in, Binäres Geschlechtersystem, Heteronormativität, Intersexualität, Non-binary, Outing, Stonewall-Aufstände und Transsexualität und mehr Begriffe werden altersgerecht kurz erläutert. Oder auch altersunabhängig für jede Person, die sich hier thematisch erst einmal herantasten muss. Ebenso finden sich weitere Quellen und Anlaufstellen, was mehr als hilfreich für viele (heimliche) Leser*innen von Queer Heroes sein dürfte. So bleibt ein engagiertes Buch, das für Jugendliche ganz wunderbar sein dürfte und optisch so ansprechend wie thematisch vielseitig ist. Die Fertigungsmängel der deutschen Ausgabe lassen sich leicht ausbessern und die inhaltlichen Mängel spielen für die angesprochene Zielgruppe erstmal keine Rolle. Insofern ist Queer Heroes ein feiner Band und sicherlich ein wertvolles Buch für viele junge Menschen. [Auszug]

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