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Rezension zu
Die Analphabetin, die rechnen konnte

Roman-Tipps.de "Die Analphabetin, die rechnen konnte"

Von: Kristin Rauth
03.10.2016

Wie viele Zufälle können im Leben passieren und wie „großartig“ sind dann diese? Bereits in „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, dem ersten Roman von Jonas Jonasson, bewies der Autor ein einmalig umwerfendes Talent dafür, unglaubliche und vollkommen unerwartete Zufälle zu erschaffen. Doch mit seinem zweiten Roman „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ scheint er dem Ganzen noch eine Ladung drauf gesetzt zu haben: Eine Analphabetin, die in einem Armutsviertel in Afrika aufwächst und durch völlig undenkbare Zufälle in den Besitz einer eigentlich nicht existierenden Atombombe gerät (mitten in Schweden), die sie aber einfach nicht mehr loswerden kann. Der Fortgang der Handlung wird eben hauptsächlich durch diese erstaunlichen und definitiv überraschenden Zufälle sowie den bizarren Wendungen gegeben. Dabei hat der Autor wirklich alles ausgeschöpft und außerordentlich sorgfältig darauf geachtet, dass es eine absolut verrückte, unberechenbare, höchst amüsante und schräge Geschichte wird, die überhaupt nicht, also niemals, in „normalen“ Bahnen verläuft – was ihm wirklich exzellent gelungen ist. Denkt man, noch verblüffender kann es nicht werden, dann täuscht man sich, es gibt immer noch eine Steigerung. Die Geschichte bietet ständig etwas neues Bizarres, das man sich niemals hätte vorstellen bzw. auch nur hätte erahnen können, und dadurch für einen fast krampfhaft pausenlosen Humor sorgt mit skurrilen Begebenheiten oder Sätzen, die zum Lachen bringen. Zu jedem Zeitpunkt sollte man das Unerwartete erwarten – anders ausgedrückt: beim Lesen dieses Buches habe ich schon regelrecht auf die nächste verrückte Wendung gewartet. Bei allen absolut positiven Aspekten ist es dennoch recht anstrengend und mühsam die Geschichte mit all den Kleinigkeiten und deren roten Fäden, die sich durch das Buch ziehen, aufmerksam zu verfolgen. Hier und da wurde es ein bisschen zu langatmig und erschöpfend. Es gibt zwei parallel verlaufende Handlungsstränge, die sich nach einiger Zeit in Schweden zusammenfügen. Der eine handelt von Nombekos Leben in Afrika, der andere von Holgers Leben und das seiner Eltern in Schweden. Die Geschichte selbst erstreckt sich größtenteils über einen Zeitraum von beinahe fünfzig Jahren, wobei man vieles aus der Vergangenheit nur in Bruchstücken erfährt bis es zu dem tatsächlichen Thema kommt. Geschichtsbezogen ist das Buch auch, denn die Politik innerhalb dieser Jahrzehnte wird recht spöttisch und humorvoll wiedergegeben. Aufgebaut ist die Geschichte in mehrere Teile, diese wiederum in verschiedene Kapitel mit sonderbaren Titeln, die immer eine Vorausschau darauf geben, was auf den Leser in dem jeweiligen Kapitel zukommt. Die Charaktere sind so unberechenbar und überraschend wie die Handlung selbst: U.a. die selbstbewusste, pragmatische und hochintelligente Nombeko, zwei ungleiche Zwillinge namens Holger eins und zwei (der eine ist intelligent und offiziell nicht existent, der andere ist grauenerregend politisch fanatisch und dabei völlig dumm und unwissend), drei unzurechnungsfähige Chinesinnen, ein paranoider amerikanischer Töpfer (ehemaliger CIA-Agent), ein alkoholisierter Ingenieur, eine impulsive und gewalttätige junge Zornige, zwei skrupellose israelische Geheimagenten, ein unerreichbarer und objektiver Ministerpräsident, ein gutgläubiger und naiver König und eine Gräfin, die eigentlich keine ist. Der Schreibstil ist einmalig. Der Autor berichtet in einem unerschütterlich gelassenen, unauffälligen und deutlich unbekümmerten Schreibstil, selbst bei spektakulären und „nervenaufreibenden“ Szenen, was deshalb einen markanten Gegensatz zu der Handlung bildet – als würde er über ganz alltägliche Dinge erzählen. Und eben das Wort „alltäglich“ kann man für diesen Roman mit Sicherheit nicht verwenden. Zum Schluss noch einmal vielen Dank an die Random House Verlagsgruppe für dieses außergewöhnliche Rezensionsexemplar! Fazit: Eine definitiv verrückte, bizarre, amüsante und vollkommen erstaunliche Geschichte voller unglaublicher Zufälle, sonderbaren Einfällen, lustigen Charakteren, bizarren Begebenheiten und undenkbaren Wendungen. Einzigartig, verblüffend und umwerfend. Wer dieses Buch noch nicht gelesen hat, weiß gar nicht, was einem alles schief gehen kann.

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