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Rezension zu
Asphaltseele

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schimanski lässt (in guter Weise) grüßen

Von: Michael Lehmann-Pape
26.09.2016

Dass sich Gregor Weber in seinem neuen Thriller stark an die Figur des bekanntesten aller Tatort Kommissare anlehnt, ist bereits auf den ersten Seiten erkennbar, spätestens beim Betreten der Stammkneipe durch Kommissar Ruben Rubeck, seiner rauen, direkten, trockenen Ausdrucksweise, seinen Trinkgewohnheiten bis hin zur Jacke, die er grundsätzlich trägt. Zudem verweist Weber selbst auf die Parallelen, die er seinem Protagonisten in den Mund legt. Und baut ebenfalls eine jener Szenen ein, in der ein Kommissar tüchtig nach allen Regeln der Kunst „vermöbelt“ wird und dementsprechend sein verbeultes Gesicht im Nachgang vorweisen kann. Der, nicht unbedingt nüchtern, auf dem Weg von einer „Zwischenstation“ (Puff) nach Hause in eine harte, professionelle und gefährliche Schießerei gerät. Wobei der Mann, den Rubeck in Notwehr gezielt anschießt, sich als eine echte Größe der Unterwelt herausstellen wird. Dessen toter Leibwächter ehemals der GSG9 angehörte. Und der im Krieg im damaligen Jugoslawien, im Kosovo, eine ebenso harte und brutale Rolle spielte, wie er dies nun in der deutschen Unterwelt seit Jahren pflegt. Dass nun aber weiß Rubeck zu Beginn noch nicht und wehrt sich seiner Haut, so gut es geht (und das geht bei Rubeck äußerst gut). Denn auch Rubeck hat eine Vergangenheit, die dem Leser erst zum Ende hin ganz offensichtlich werden wird. „„Ein nicht zu kleiner Bourbon auf Eis, Ginger-Ale drauf, Zitronenschale dünn abgehobelt“. Sag keiner, ich könne es mir nicht gemütlich machen. Wie das mitschwebende Vorbild aus Duisburg, ein Mann der Straße, des klaren Wortes, einer, der es mit den Regeln des Dienstes nicht immer allzu genau nimmt, aber auch einer, der sich zu wehren weiß, der durchkommt, der, einmal Feuer gefangen, sich nicht abschütteln lässt. Grundlegend also keine Art von Polizist, dem man freiwillig wichtige, verdeckte Aufträge übergeben würde. Genau das aber geschieht. Vom Leiter eines Dienstes außerhalb der Frankfurter Polizei. Nur aufpassen soll Rubeck, beobachten. Aber das wird nicht einfach so gelingen, denn jene Männer, die den hartgesottenen Gangster auf offener Straße erschießen wollten, ruhen nicht. Und stören damit gewaltig den sich anbahnenden Flirt zwischen Rubeck und einer Krankenschwester. Was alle Beteiligten Seite für Seite mehr in Gefahr bringen und ziehen wird und, soviel darf verraten werden, noch einige Tote nach sich ziehen wird. Es wird dauern, bis Rubeck durchblickt und erkennt, wer die eigentliche Gefahr als Strippenzieher der Anschläge darstellt und es wird einiges an Blech und Munition benötigen, bis es zum direkten Showdown im Finale kommt. Eine klare Sprache, ein gleichbleibend hohes Tempo, eine sehr gelungene Umsetzung des schnodderigen Tonfalls und der besonderen „Ermittlungsmethoden“ des Kommissars, inklusive eines Rückblicks auf die brutale Auseinandersetzung im Kosovo damals vermengt sich dabei zu einem unterhaltsamen, harten, trockenen und gut lesbaren Thriller. Der sicher nicht immer den „Realitäts-Check“ bestehen würde und hier und da ein wenig zu konstruiert daher kommt (Verfolgungsjagd und Showdown im Wald um Frankfurt herum), der aber dennoch in sich schlüssig seine Geschichte erzählt und eine Hauptfigur ins Rennen schickt, der man gerne folgt.

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