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Rezension zu
Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen

Sanfte Wellen und wilder Sturm

Von: Tintenhain
09.09.2016

Ben und Hanna. Hanna und Ben. Seit Ewigkeiten sind sie beste Freunde. Mit dem Abi ändert sich alles. Gemeinsam stürzen sie sich in ein letztes Abenteuer, fahren einfach los. Ans Meer, an einen Strand, wo eine alte Legende Düsteres prophezeit. Eine wilde Zeit voller Wagnisse, Nervenkitzel, Nähe und verwirrender Gefühle. Wird Ben Hanna nun vielleicht erzählen, warum Ben sich seit dem Tod seines Vaters vor drei Jahren so sehr verändert hat? Als sich die Anzeichen dafür mehren, dass an der Legende um Oceana Wahres sein könnte, beginnt Hanna sich um Ben zu sorgen. Mich hat das Buch anfangs sehr an John Green erinnert, auch wenn ich nur ein einziges Buch von ihm gelesen habe. Das Gefühl verstärkte sich dann im letzten Drittel, da ich mich sehr an „Margos Spuren“ erinnert fühlte. Dennoch ist Ulla Schelers Debütroman sprachlich gewandter und in seiner Poesie und Botschaft nicht so anstrengend gewollt. Bei Hanna, als Ich-Erzählerin, dreht sich alles nur um Ben. Wenn man versucht, sie zu beschreiben, dann geht das nicht als eigene Persönlichkeit. Ohne Ben ist sie nicht Hanna. Die angesprochene Beziehung zu einem anderen Jungen kurze Zeit zuvor erscheint dadurch hölzern und wird auch nicht weiter beschrieben. Sie wirkt wie ein Bild an der Wand. Ben hingegen ist auch Ben ohne Hanna. Wild, verletzlich, immer auf Gefahr aus, um sich selbst zu spüren und zu beweisen, dass das Leben lebenswert ist. Gefühlvoll zeigt er sich meist nur Hanna gegenüber, im nächsten Moment jedoch auch ihr gegenüber wieder verletzend und rücksichtslos. Die Beziehung der beiden ist so vertraut, so emotionsgeladen, so intensiv, dass es schon unglaubwürdig ist, dass sie immer nur beste Freunde waren. Das unterschwellige Prickeln ist die ganze Zeit da und bricht sich immer wieder Bahn. Ulla Scheler schreibt sehr intensiv, poetisch und mit einem Blick fürs zwischenmenschliche Detail. Die Handlung ist meist ruhig wie ein langer Sommertag am Meer, doch immer wieder werden die Wellen aufgewirbelt und ein Sturm kündigt sich an. So ist „Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen“ auch ein Buch, das man, einmal angefangen, kaum wieder aus der Hand legen mag. Mit kurzen Sätzen und gelungenen Dialogen nimmt Ulla Scheler den Leser gefangen. Mal an der langen Leine, dann wieder in atemloser Spannung gefesselt. Man wird regelrecht durch das Buch getrieben, gebannt von der intensiven Beziehung der beiden Protagonisten und der gelungenen Sprache der Autorin. Gestört hat mich jedoch, dass Liebe in diesem Roman auf eine sehr extreme Art dargestellt wird, als sei alles andere nicht echt. Als sei Liebe nur mit Risiko, Wagnis und alles oder gar nichts verbunden. Meiner Meinung nach sendet dies falsche Signale an junge Menschen. Ist Liebe echt, auch wenn man nicht von einem Turm springt oder sich ständig selbst überwindet, um für den anderen interessant zu bleiben? Oder ist es nur dann wahre Liebe, wenn man sie nur fühlen kann, wenn alles auf Risiko steht? Möglicherweise liegt das auch an meinem Alter. Auch diesen extremen Abenteuer- und Freiheitsdrang, dieses „Nach dem Abi verändert sich das Leben!“ hatte ich selbst nie so gehabt. „Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen“ ist ein empfehlenswerter Jugendroman, der viele Anregungen für eigene Gedanken zu den Themen Liebe und Erwartungen an das Leben gibt. Gleichzeitig frage ich mich, wie lange man in einem solchen Beziehungssturm (über)leben kann, ohne Schaden an der eigenen Seele zu nehmen. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf weitere Bücher dieser vielversprechenden jungen Autorin. © Tintenhain

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