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Rezension zu
I Saw a Man

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Owen Sheers: "I Saw a Man"

Von: Liesa
08.09.2016

Mein Interesse hat “ I Saw a Man“ geweckt, nachdem ich auf der Rückseite des Buches las, dass dieser Roman das Richtige sei für alle Fans von Ian McEwan und Donna Tartt. Zugegeben, ich habe von beiden Autoren bisher nur jeweils ein Buch gelesen, aber gerade der Schreibstil und die Art und Weise des Erzählens dieser beiden Bücher haben sich bei mir eingeprägt und haben deswegen auch hohe Erwartungen in Bezug auf „I Saw a Man“ geschürt. Protagonist ist Michael, der den tragischen Tod seiner Frau verarbeitet, die als Reporterin in Afghanistan unterwegs war und dort Opfer eines Drohnenangriffes wurde. Um mit seiner Trauer fertig zu werden, zieht Michael vom gemeinsamen Landsitz wieder nach London. Die Geschichte beginnt einige Monate später, als Michael das Haus seiner Nachbarn betritt, um einen verliehenen Schraubenzieher zurückzuholen. Er wundert sich darüber, dass die Tür offen steht, aber scheinbar niemand Zuhause ist und versucht zu ergründen, was im Nachbarshaus vor sich geht. Dabei wird in immer wiederkehrenden Rückblenden Michaels Vergangenheit aufgearbeitet und Michaels Persönlichkeit sowie die Entstehung der Freundschaft zwischen ihm und seinen Nachbarn illustriert. Die Geschichte wird extrem langsam aufgebaut; man spürt schon gleich zu Beginn, dass irgendetwas im Nachbarshaus nicht stimmt und wird dann mit zahlreichen Rückblenden in die Vergangenheit auf eine extreme Geduldsprobe gestellt, was die Spannung natürlich ins Unermessliche treibt. Um Spoiler zu vermeiden, möchte ich aber gar nicht mehr so sehr auf den inhaltlichen Aspekt des Buches eingehen und es bei diesen Ausführungen belassen. Das Buch ist Drama und Thriller in einem irgendwie, auch wenn vieles unausgesprochen zwischen den Zeilen stehen bleibt und das Tempo sehr gemächlich ist. Gleichzeitig ist es aber auch eine faszinierende und teilweise fast schon psychologische Auseinandersetzung mit dem Menschsein und hat mich teilweise sehr an „Everything I Never Told You“ von Celeste Ng erinnert, auch wenn die Geschichte eine ganz andere war. Besonders interessant und gelungen empfand ich Owen Sheers‘ Auseinandersetzung mit den Schuldgefühlen seiner Figuren und den moralischen Kämpfen, die sie innerlich austrugen. Das Buch lebt nicht nur von seiner Geschichte, sondern auch besonders von den Gedanken und Gefühlen seiner Protagonisten, der Trauer, dem Verlust und der schweren Last des eigenen Gewissens. Auch was den Schreibstil angeht, wurde ich vom Buchrücken nicht enttäuscht. Die Werke, die ich von Ian McEwan und Donna Tartt bisher las, haben sich nicht nur wegen ihrer einzigartigen und packenden Geschichte in mein Gedächtnis gebrannt, sondern auch wegen des einmaligen Schreibstils. Mir fällt es immer schwer, Schreibstile zu beschreiben und in Worte zu fassen, was mir besonders gut daran gefiel, aber Owen Sheers schreibt einerseits sehr detailliert und ausführlich, schafft es aber andererseits auch, komplizierte Gefühle und Gegebenheiten treffend in wenigen Sätzen wiederzugeben. Ich hatte viel Freude beim Lesen und war begeistert davon, wie angenehm und flüssig der Roman sich lesen ließ. Wer psychologische, sich langsam aufbauende und die Spannung steigernde Bücher mag, die sich intensiv mit den Figuren auseinandersetzen und dabei auch noch unheimlich gut geschrieben sind, der liegt mit „I Saw a Man“ sicher nicht falsch, denn das Buch bringt meiner Ansicht nach all dies mit. Ich vergebe 4 von 5 Sternen, weil mir manche Stellen und Beziehungen doch an Tiefe gefehlt haben, bzw. ich mir gewünscht habe, dass der Autor sich noch eingehender damit befasst hätte – alles in allem kann ich „I Saw a Man“ jedoch guten Gewissens und von ganzem Herzen empfehlen.

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