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Rezension zu
Die Inselfrauen

Ein wunderbarer Roman, der mich zurück zur Nordsee bringt!

Von: Blog-a-holic
07.08.2016

Wie viel Zeit bleibt uns? Wann kommt die richtige Zeit? Ist sie es vielleicht jetzt schon? Welchem Plan folgt die Liebe? All diese Fragen habe ich mir im Laufe des Buches gestellt und ja, ich war wirklich etwas philosophisch und auch ab und an melancholisch angehaucht. Habe ich vielleicht schon etwas verpasst? Waren all meine Entscheidungen richtig? Was ist eigentlich "richtig" und was ist "falsch"? Und woher weiß ich das? Diese Fragen haben sich sodann angeschlossen. Mich hat das Buch sehr berührt und das allein aus vielerlei Aspekten: Die Protagonistin trägt den Namen "Nina", sie liebt das Schreiben, ist Journalistin, hat in ihrem Leben eine traumatische Erfahrung mit der Liebe machen müssen und ist dann in ein tiefes Loch gefallen als ihr Körper sagte "AUSZEIT!" - Diagnose: Burn-Out. Okay, wo soll ich hier nur mit den Parallelen anfangen?! Wer mich kennt, der liest sie schon in diesen Worten heraus - wer mich nicht kennt, der sieht zumindest den Namen und die Leidenschaft zum Schreiben (und auch Lesen) auf Anhieb. Auf weitere Parallelen gehe ich nicht ein, doch ich drücke es so aus: anfangs glaubte ich, die Autorin kennt mich einfach und zeigt mir da meine Zukunft auf! Nina flüchtet aus ihrem Leben, nachdem sie einen schlimmen Rückschlag erlitten hat und versucht sich auf der Insel Borkum zu "berappeln". Auch ich würde gerne von meinem Leben "reiß aus" nehmen, einfach meine Koffer packen, in den Norden fahren und mich dort in einem kleinen Ort - gerne auch einem Siel - niederlassen und erst einmal zu mir selbst finden. Aber lassen wir das mit den Gemeinsamkeiten, ich gehe davon aus, dass sich - auch ohne die Namensgleichheit - sehr viele Leserinnen angesprochen fühlen und sich genau dort sehen, wo Nina momentan steht! Ein wirklich gelungener Anfang, um den Leser gänzlich zu fesseln! Nina zieht sich auf eine Insel zurück, mit der sie viele schöne, aber auch schmerzliche Erinnerungen ihrer Jugend verbindet: nach Borkum zu Tant' Theda, die sie herzlich in ihrer Pension aufnimmt. Alles scheint beim Alten zu sein, doch ist es das nicht. Auch auf Borkum hat der Fortschritt nicht halt gemacht: so entstehen vor den Stränden Windparks, alte und auch bekannte Lokalitäten sind verschwunden und auch die gut gehende und von Einheimischen und Urlaubern gleichermaßen beliebte Pension von Tant' Theda neigt sich dem Ende zu: die 80jährige Theda möchte sie verkaufen. Einzig und allein Rosalie, Ninas Nichte, hilft Theda mit ihren noch verbliebenen Gästen und recherchiert ihrerseits für eine Examensarbeit über die Geschichte der Insel Borkum und ihre Bewohner. Eine dieser Geschichten ist auch die von ihrer Tante Nina und ihrer Jugend auf Borkum, ihrer ersten Schüchternheit und anfänglichen Verliebtheit, die in eine große und leider auch tragische Liebe mündete. Doch alles zu seiner Zeit. Nina möchte mit diesem Leben abschließen, hat die schmerzlichen Erinnerungen an diese Zeiten und auch Menschen geflissentlich weggeschlossen und den Schlüssel dazu wohl auch weggeworfen. Doch nach und nach, scheint die Insel Borkum, die frische Meeresluft, die Leute und der überwältigende Charme der Landschaft Nina aufzutauen und die Erinnerungen hervorzuholen, um ihr endlich neuen Mut zu geben, mit diesen abschließen zu können. Nina ist ein tiefgehender und sehr persönlicher Charakter. Ich habe mich während dem Lesen oftmals gefragt, wie viel von der Autorin wohl in diesem Charakter stecken mag und ob nicht auch noch viel autobiographisches vorhanden ist. Sie hat viel zu verarbeiten, besser gesagt aufzuarbeiten und bringt sich mit ihren Gedanken oftmals immer tiefer in die Depression hinein. Ich kann mich mit ihr sehr identifizieren und habe sie während dem Lesen eher als eine Art "Freundin" als ein für mich fremder Charakter aufgefasst. Rosalie ist ein aufgeschlossener und fröhlicher Mensch. Doch auch sie hat mit ihren Problemen zu kämpfen und das ist nicht nur die Examensarbeit, auch ihr Freund Fabian, der derzeit in China lebt, und ihre gemeinsame Zukunft schlagen ihr aufs Gemüt. Rosalie möchte einen Fahrplan vom Leben, doch dieser verläuft nicht ganz so, wie sie es sich erträumt hat ... Tant' Theda ist die liebenswerte Seele von Borkum und der Familie. Sie ist alteingesessen, hat schon viel erlebt und möchte jetzt, im Alter von 80 Jahren, endlich zur Ruhe kommen und an sich denken. Die Pension kann sie einfach nicht aufrecht erhalten, weswegen ein Verkauf angedacht ist. Doch innerlich ist auch sie damit nicht einverstanden. Obwohl sie dem Leser zunächst schroff rüber kommt, so hat sie doch eine liebenswerte und einfach nordische Art an sich, bei der man einfach nach einer Weile sagen muss "bei Tant' Theda möcht' auch ich Urlaub machen". Alle drei Frauen verbindet nicht nur dieselbe Familie, sondern auch alle der Hang zu Problemen. Alle möchten ihre Probleme lösen und denken, sie hätten mehr Erfolg als die anderen Beiden, doch im Grunde genommen tun sie dasselbe: alle grübeln vor sich hin, verschweigen ihre wahren Gedanken und erst am Ende sehen sie, was ihnen wirklich gut tut und (was/wer) ihnen wirklich fehlt. In dem Buch geht es nicht allein um Problembewältigungen, wie packe ich ein Problem an und wo finde ich genau die Lösung zu meinem Problem. Es geht vielmehr darum, der Zeit eine Chance zu geben, aber auch sich selbst. Man sollte mehr Vertrauen und Zuversicht in sich selbst haben, seinem Instinkt vertrauen und folgen und vor allen Dingen: sich selbst dabei nicht aus den Augen verlieren! Die Geschichte ist ein kleiner Hoffnungsträger und zeigt dem Leser, dass auch wenn das Leben nicht seinen gewohnten Gang nimmt und man denkt, man hat einige Fehlentscheidungen getroffen, sich letzten Endes alles zum Guten wenden kann. Denn den Weg, den unser Leben nimmt, entscheiden letzten Endes immer noch wir selbst und ob es der "richtige" ist, das sagt uns unser Herz!

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