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Rezension zu
Das Leuchten meiner Welt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Lesenswert!

Von: Eva-Maria Obermann
27.07.2016

Irenie findet im Zwischenstock über dem Büro ihres Vaters eine alte Kiste mit Briefen ihrer Mutter, die vor Jahren verschwunden ist. Seitdem führt das Mädchen den Haushalt und hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Vater den Verlust der Mutter stetig, aber indirekt vorzuwerfen. Sie versprüht das mütterliche Parfüm, raucht ihre Zigaretten, kocht ihre Rezepte. Nun beginnt sie die Briefe zu lesen und stößt auf eine tragische Liebesgeschichte zwischen ihrer Mutter und einem anderen Mann. Dieses Buch gehört zweifelsohne zu meinen Sommer-Empfehlungen. Es hat etwas gedauert, bis ich mich mit Irenie anfreunden konnte. Sie wirkt als Erzählerin sehr erwachsen, agiert aber gleichzeitig wie ein störrisches Kind. Sehr gut kommt das raus, wenn der Vater mit einem personalen Erzähler eigenen Raum erhält und manche Begebenheiten so mehrere Perspektiven erhält. Irenie als unzuverlässige Erzählerin enttarnt, ist dagegen viel eindrucksvoller. Gleichzeitig findet hier eine massive Entwicklung statt. Irenie wird zwar nicht erwachsen, aber erkennt, dass sie ihre Mutter immer verklärt hat. Es ist eine Entmythologisierung der Mutter und auch der Mutterfigur, die mich wirklich sehr fasziniert. Tatsächlich schafft Irenie es, die Erinnerungen an ihre Mutter und das, was sie über ihre Mutter als Frau erfährt mit unterschiedlichen Augen zu betrachten und sich trotzdem damit zu versöhnen. Die Zeit, die Irenie in Pakistan verbringt, ist hier keinesfalls ein Kulturschock oder orientalische Verklärt. Schönes und Schreckliches trifft aufeinander, das Land wird vertraut, ohne je wirklich fremd zu wirken. Großartig gemacht. Hierbei die Parallele in die „grauen“ Staaten wirkt wie eine Rückbesinnung und zeigt deutlich die Loslösung von Vater und Tochter, so dass beide am Ende gestärkt und mit neuen Eindrücken aus der Geschichte gehen. Etwas verleidet hat mir das Ende das Auftauchen des Jungen, der die Briefe an Irenie geschickt hat. Zwar wird hier der Einfluss des Vaters wesentlich wichtiger, gleichzeitig wirft der Roman die Frage der Wiederholung auf, die Kinder sind nur wegen der Vergangenheit ihrer Eltern voneinander angezogen, was ich etwas kitschig fand. In Stil und Handlung habe ich mich hier schnell verloren und wurde vom Buch wirklich gepackt. Ein großartiger Roman über eine ganz andere Art von Liebe, die Erkenntnis, dass Liebe allein eben nicht reicht und Glück nicht immer einfach zu definieren ist. Lesenswert!

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