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Rezension zu
Das Morgen ist immer schon jetzt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sind wir nicht alle Helden?

Von: Lilli33
17.07.2016

Meine Meinung: Patrick Ness hat es mir nicht leicht gemacht, in diesen Jugendroman hineinzufinden. Ich hatte anfangs das Gefühl, ins eiskalte Wasser geschubst zu werden, ohne irgendwelche Erklärungen zu bekommen, und ich bin mir auch jetzt, nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, nicht wirklich sicher, ob ich den Roman richtig verstehe. Dem Lesevergnügen tut dies allerdings keinen Abbruch. Man kann das Buch auf jeden Fall genießen, wenn man sich einfach mal fallen lässt und kein Problem damit hat, 5 gerade sein zu lassen. In diesem Buch werden zwei Handlungen erzählt. Zum einen haben wir die Geschichte von Mikey, der als Ich-Erzähler fungiert. Der 17-Jährige steht kurz vor dem Highschool-Abschluss. Seine Tage verbringt er mit seinen Schwestern Mel und Meredith und seinen Freunden Jared und Henna. Auf die Eltern ist er eher nicht gut zu sprechen – die Familie ist schon ziemlich verkorkst. Aber das sieht wahrscheinlich die Mehrheit der Jugendlichen für sich ebenso. Seit ewigen Zeiten ist Mikey in Henna verliebt, doch traut er sich nicht, ihr dies zu sagen. Und Henna weiß auch gar nicht wirklich, was sie selbst eigentlich will. Jared ist ein wunderbarer Freund, wie man sich keinen besseren wünschen kann. Und auch Mel steht ihrem Bruder stets zur Seite, obwohl sie mit eigenen Problemen zu kämpfen hat. Wären wir also bei den Problemen. Davon gibt es in diesem Jugendbuch reichlich. Mikey leidet unter einer Zwangsstörung, die ihm ziemlich zu schaffen macht. Auch Mel hat ein psychisches Problem. Jared hat eine besondere Gabe, aber auch er ist damit nicht ganz glücklich. Und Hennas Eltern haben Pläne mit ihrer Tochter, die dieser überhaupt nicht zusagen. Daneben ereignen sich in der kleinen Stadt mysteriöse Dinge. Immer wieder tauchen blaue Lichter auf, Kinder kommen zu Tode. Die Clique um Mikey sieht mehr, als die Erwachsenen wahrnehmen, nämlich Vampire, Zombies oder Seelenesser, die die Menschen bedrohen. Dabei handelt es sich bei „Das Morgen ist immer schon jetzt“ eigentlich nicht um einen Fantasyroman. Stehen diese aggressiven Wesen also für etwas anderes? Zum Beispiel für die ganz alltäglichen Schrecken, die ein Jugendlicher auf seinem Weg zum Erwachsenen erlebt? Der zweite Erzählstrang ist nun tatsächlich die Zusammenfassung eines Fantasyromans mit einem Prinzen und einer jahrtausendealten Liebe und Helden, die die Welt retten müssen. Am Anfang eines jeden Kapitels wird ein Stück dieser Fantasy erzählt. Und irgendwie ist diese Fantasygeschichte auch immer wieder mit Mikeys Geschichte verzahnt. Mikey, der gerne ein Held sein möchte, der Angst hat, dass er nicht gebraucht wird, der Angst hat, dass er seine Freunde mehr braucht als sie ihn. Nicht nur Mikey, auch die anderen Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Auch die weniger sympathischen Figuren konnte ich gut nachvollziehen. Sie wirken alle sehr authentisch und bis zu einem gewissen Grad absolut alltäglich. Genau solche Menschen kenne ich selbst auch. Mikey und seine Freunde entwickeln sich im Laufe des Romans, wachsen an den Herausforderungen des Alltags. Dies wird sehr schön dargestellt und macht Jugendlichen, die vor ähnlichen „normalen“ Problemen stehen, Mut, sich ihrem Leben und ihrer Zukunft zu stellen. Mal davon abgesehen, dass ich teilweise von der Handlung verwirrt war und die Fantasygeschehnisse nicht einordnen konnte, fand ich dieses Buch großartig. Der Schreibstil des Autors ist einfach klasse. Er schafft damit eine wunderbar dichte Atmosphäre. Zwar ist der Hintergrund eher düster, doch trotzdem gelingt es Patrick Ness, mit seinem Roman Hoffnung zu verbreiten. Zwischen den Zeilen gibt es so vieles zu entdecken. Und für mich bleibt ein wundervolles Fazit: "Nicht jeder muss die Welt retten. Den meisten bleibt nichts anderes übrig, als ihr Leben zu leben, so gut sie eben können, Dinge zu tun, die ihnen wichtig sind, tolle Freunde zu haben, ein besseres Leben anzustreben und die Menschen um sie herum aufrichtig zu lieben." (S. 218) Wir müssen nicht die Welt retten, um Helden zu sein. Wir alle sind die Helden unseres eigenen Lebens, und das ist spannend und überraschend genug! Nicht so gelungen finde ich die Altersempfehlung des Verlags von 12 Jahren. Sicher sind Kinder und Jugendliche verschieden reif, aber die 12-Jährigen, die ich kenne, wären mit diesem Buch hoffnungslos überfordert. Ich würde es eher ab 14 Jahren empfehlen.

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