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Rezension zu
Das Spiel - Opfer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Brutal ist nicht immer gleich gut

Von: Kaisu
15.07.2016

Einfach wegfahren und abschalten. Selbst wenn es nur über das Wochenende ist. Manchmal braucht man nur diesen kleinen Schritt, um am Montag taufrisch in die Woche starten zu können. Auch Familie Lambert braucht einmal wieder diesen Ausflug. Rasch ist das Auto gepackt, die Kinder auf den Sitzen festgeschnallt, das Küsschen für den Liebsten verteilt und die Fahrt an den Crescent Lake kann losgehen. Am ersten Zwangszwischenstopp an einer Tankstelle, lernen sie auch direkt einen Vater mit seinen beiden Kids kennen, die ebenfalls abschalten wollen. Man tauscht sich über seine ähnlichen Vorlieben aus und schon geht es weiter. Nun meldet sich der Magen und man steuert eine Lokalität an, wo alle satt werden. Egal ob fette Pommes, großer Burger oder der heiße Kaffee für die Nerven. Jeder Hunger wird gestillt. Seufzend lässt man sich in die Sitze fallen, um fast direkt wieder sprungfederhaft aufzuspringen. War da nicht das Gesicht von der Tankstelle? Der Mann, der ebenfalls Urlaub macht, nur eben in einer ganz anderen Richtung? Nein, da muss man sich verguckt haben. Das würde keinen Sinn ergeben. Irgendwann kommen sie dann endlich an und geben sich direkt der ruhigen Oase hin. Man begrüßt die Nachbarn, richtet sich häuslich ein und überlegt, wie man die Zeit am effektivsten Nutzen kann. Mehr als Angeln, Grillen und Chillen steht jedoch nicht auf dem Programm. "Komm mein Bruder..." [...] "Amüsieren wir uns." (S.141) Während die Eltern ihren zweiten Frühling erleben, toben sich die Kinder im Wald, zusammen mit ihrem neuen Freund, einem streunernden Hund aus. Fast zeitgleich erreichen auch noch andere Urlauber den See und wollen ein relaxtes Wochenende verbringen. Nur, das ihr Sinn nach Erholung komplett anders aussieht, als der von Familie Lambert. Wenn es den beiden Brüder Jim und Arty in den Fingern juckt, werden ganz eigenwillige Spiele erfunden und in dem neuen, spielt Familie Lambert eine tragende Rolle. Dummerweise wissen sie noch nichts von ihrem Glück. Das wollen die beiden selbstverständlich nachholen und reiben sich bereist begierig die Hände. Mögen die Spiele beginnen! Das jetzt kein besonnener Brettspieleabend folgt, kann man sich sicher denken. Die Vorlieben der beiden sind weitaus morbider und makaberer. Sie wollen die Zittern ihrer Mitspieler spüren und den Angstschweiß in Bächen den Rücken hinunterlaufen sehen. Sie räumen aus dem Weg, wer nicht in den Spielplan passt und so pflastern schnell ein paar Leichen jeden Spielzug der beiden. Bis sie endlich den Hauptgewinn ziehen und die Familie unter ihrer Fittiche nehmen. Das Finale steht schließlich noch aus und bis dahin sind noch einige Spielzüge notwendig. "Das Spiel nahm Fahrt auf." (S.87) Wenn man den österreichischen Film "Funny Games" kennt, wird man sich fragen, ob der Autor diesen vielleicht zu oft angeschaut hat. Seite um Seite, wird man an diesen Horrorstreifen erinnert. Was eigentlich nichts schlimmes ist. Jeder darf sich inspirieren lassen und das Rad kann auch nicht zweimal erfunden werden. Dennoch war irgendwann die Luft raus. Man fühlte sich innerlich gelangweilt, da man ahnte, wie alles enden wird. Da mag es noch so brutal hergehen (das sollte man nicht unterschätzen!), die Leseunterhaltung bleibt auf der Strecke. Als dann das inkonsequente Ende daher kommt, fühlt man sich leicht veräppelt. Da hilft dann auch nicht mehr dieser kleine Absatz, der ein wichtiges Detail für den kommenden Band liefert. Ich habe dieses Buch gelesen, da ich zwar geahnt habe, dass es den "Funny Games" sehr ähnlich sein wird, aber dennoch was frisches Neues sein könnte. Das habe ich leider nicht bekommen. Es wirkte eher, wie zu lange in der Hitze stehen gelassen. Unreif und lauwarm. Zwar wurde der Kontrast zwischen "Gut" und "Böse" gut umgesetzt, dennoch haben mich die Charaktere nicht durchweg überzeugen können. Die kitschigen Gespräche der Eltern sind gelegentlich ganz witzig gewesen, aber irgendwann gingen sie einem auf den Keks. Dagegen waren die Kinder richtig lammfromm. Auch Jim und Arty wirkten zu stark einem "Wie gestalte ich einen bösen Schurken" Buch entsprungen. Letztlich konnte mich das Buch nicht überzeugen. Die erste Hälfte war ich noch frohen Mutes und voller Hoffnung, doch sobald es in die Tiefe ging, lies mein Interesse extrem nach. Wer den Film nicht kennt, wird eventuell seinen Spaß haben. Allen anderen empfehle ich diesen Thriller nicht.

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