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Rezension zu
Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist

Wer war eigentlich dieser Goethe und warum ist er heute noch aktuell?

Von: Larissa - Quietschfideles
10.07.2016

Dieses Buch ist auch etwas für Nicht-Literaturwissenschaftler – bzw. eigentlich gerade für diese (wobei auch ich als „Fachkundige“ es mit viel Vergnügen gelesen habe): „Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist“ ist eine populärwissenschaftliche Beschäftigung mit unserem Dichterfürsten, die sich aber tatsächlich mehr mit der Person Goethes und seiner Vorstellung vom Leben auseinandersetzt als mit seinen Werken an sich. Stephan Bollmann stellt all seine Überlegungen und Ausführungen unter die Prämisse eines eigenständigen Lebens, nach dem Goethe zeitlebens gestrebt habe. Ein eigenständiges Leben also unabhängig von der Familie, zumindest nicht zu abhängig von seinem langjährigen Arbeitgeber, dem Herzog von Weimar, und immer unabhängig und frei genug, um seine Kreativität frei zu entfalten. Die Hochzeit dafür ist, das kann sich wahrscheinlich jeder, der sich ein bisschen mit Goethe beschäftigt hat, denken, die Italienreise, die, so Stephan Bollmann, Goethe den Anstoß gibt, auch zurück in der Heimat ein Leben einzufordern, in dem er sich neben der Arbeit auch der Literatur angemessen widmen und seine Persönlichkeit frei entfalten kann. ©Auch wenn dieser Leitsatz des eigenständigen Lebens über allem steht, ist das Buch eine gesamtheitliche Beschäftigung mit dem Leben Goethes, die wohl auch als eine Art Denkanstoß zu sehen ist für unsere heutige Gesellschaft: Führen wir heutzutage ein eigenständiges Leben? Und wenn nein, können wir uns Goethe zum Vorbild nehmen, selbst heute noch? Es geht dabei, wie gesagt, nicht um sein literarisches Talent und das Buch richtet sich somit auch nicht nur an (angehende) Autoren. Stephan Bollmann stellt uns Johann Wolfgang von Goethe als ein Individuum vor, dessen Lebensweise uns noch heute Vorbild sein kann. Selbst wenn man „Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist“ nicht als eine Art Lebensratgeber versteht oder verstehen möchte, kann man, ist man an Goethes Leben und Schaffen interessiert, jede Menge Fun Facts und faszinierende Einzelheiten aus der Lektüre mitnehmen: So liefert der Autor eine genaue Beschreibung von Goethes Haus in Weimar (das man übrigens heute noch besichtigen kann) und davon wie es aufgebaut war,beschreibt Goethes Zeit in seiner „Künstler-WG“ in Rom und einschlagende Erlebnisse wie der Einmarsch von Napoleons Armee in Weimar. Stephan Bollmann begleitet Goethe durch sein ganzes Leben und nimmt seine Leser mit in, so sein Bild, in den Goethe-Park: Er wandelt von dem ungestümen Stürmer und Dränger und seinem Werther weiter zum Weimarer Hofrat und seinen Dramen über die Römischen Elegien und die Wahlverwandtschaften. Immer wieder kommt natürlich auch die Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ zur Sprache, die, neben Tagebüchern und Briefen, wertvolles Material zu Goethes Leben und dem, was in seinem Kopf vorging, liefern. Überzeugend wirkt Bollmanns These, dass wir noch heute von Goethe lernen können, ein glückliches, erfülltes, bestimmt nicht 08/15 Leben zu führen, auch dadurch, dass er es versteht, den Dichterfürsten des 18. Jahrhunderts von seinem übermenschlich hohen Podest herunterzuholen – auf positive Art und Weise: Den Wanderer Goethe mit Mick Jaggers „Wandering Spirit“ zusammenzubringen, bringt ihn uns vielleicht nicht wirklich näher. Es schafft aber eine etwas strange und deswegen so faszinierende Verbindung. Beschreibungen, die Goethes Leben in unserer heutigen – nicht wissenschaftlichen – Sprache beschreiben, auch seine Zweifel nicht außen vor lassen und zum Beispiel aus einer so völlig nachvollziehbaren Perspektive darstellen, wie er sich gefühlt haben muss, nachdem er aus Italien zurückkehrte und sich wieder in sein altes Leben einfand, machen ihn einfach zu einem Menschen. Einem bewundernswerten Menschen mit einem herausragenden Talent. Aber eben auch „nur“ jemand, der Höhen und Tiefen erlebte und mit seiner Lebensphilosophie das Beste daraus zu machen verstand.

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