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Rezension zu
Jagdtrip

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Im Kriegsgebiet

Von: NiWa
01.07.2016

Lee war in Vietnam und ist als Veteran zurückgekehrt. Körperlich zwar unversehrt, kann er den Krieg trotzdem nicht hinter sich lassen und zieht sich in den Wald zurück, wo er sein eigenes Vietnam weiterlebt. Eine Gruppe Camper möchte einige Tage im Wald zelten und ahnt nicht, dass sie dabei in Kriegsgebiet vordringt. Es war mein erstes Buch von Jack Ketchum sowie mein erstes Mal mit dem Heyne-Hardcore-Label, und ich bin mit einer gemischten Erwartungshaltung an das Buch herangegangen. Einerseits habe ich mit grauenhaften Szenen gerechnet, andrerseits wusste ich schon, dass Jack Ketchum für richtig böse Geschichten steht und diese gut erzählen kann. Vom Autor wurde ich jedenfalls nicht enttäuscht, auch wenn ich mir die Handlung brutaler vorgestellt hatte. Lee kann wie viele Männer seiner Generation einfach nicht dem Krieg entkommen. Er hatte zwar insofern Glück, dass er überhaupt lebt und körperlich unversehrt sein Dasein fristen kann, allerdings ist er eine Gefahr für sich und andere, weil er in seinem Geist immer wieder Vietnam durchlebt. Daher hat er sich in den Wald zurückgezogen, wo er sich seinen grauenhaften Erinnerungen ergeben kann. Man befindet sich mit Lee im Wald, geht mit ihm immer wieder in Rückblenden das Kriegsgeschehen durch, bis man die Gruppe Camper entdeckt und damit gleichzeitig den Feind erspäht. Dabei überträgt der Autor militärische Kriegstaktiken auf die Erlebnisse im Wald, was nicht nur bizarr sondern auch sehr interessant zu lesen war. Durch Lees Erinnerungen an Vietnam wird zusätzlich ein ernstes Thema in den Raum gestellt. Die Soldaten zogen damals nicht freiwillig in den Krieg, sind in Vietnam durch die Hölle gegangen und wurden nach dieser Zeit daheim als Geächtete empfangen, was ihren geschundenen Seelen sicher nicht gut getan hat. Die Camper-Gruppe ist ein bunt gemischter Haufen mit High-Society-Glamour, der durch eine besonders interessante Konstellation besticht, auf die ich hier nicht näher eingehen will, um niemanden das Lesevergnügen zu rauben. Manche Figuren dieser Gruppe sind mir etwas blass geraten, wobei man wahrscheinlich bei dieser Art Roman nicht bei allen Charakteren Tiefe erwarten darf. Trotzdem habe ich mir manchmal schwer getan, den unterschiedlichen Rollen die richtigen Namen zuzuordnen, was aber den Lesespaß für mich persönlich nicht gemindert hat. Ketchums Schreibstil und Erzählweise haben mir sehr gut gefallen. Nur eingangs war es aufgrund der unterschiedlichen Sichtweisen der Camper, die sich laufend abwechseln, schwierig, mich in der Geschichte zu orientieren. Das hat sich jedoch rasch gelegt und ist für mich im Hintergrund verschwunden. Spannend war es zwar nicht unbedingt - es ist relativ eindeutig, worauf die Geschichte hinausläuft - trotzdem war es richtig gut zu lesen und hat mir gefallen. Brutale Szenen wurden rasch abgehandelt und waren gar nicht so intensiv beschrieben, wie ich es eigentlich von der Bezeichnung „Hardcore“ erwartet hätte. Aber das ist natürlich Geschmacksache und vielleicht bin ich in diesem Punkt zu abgebrüht. Nichtsdestotrotz ist es ein guter Roman, der sich mit amerikanischer Kriegsgeschichte beschäftigt, einen interessanten Blick auf den Soldaten „danach“ gibt und gleichzeitig als ungustiöse Jagd im Wald ausgezeichnet zu lesen ist.

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