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Rezension zu
Das fremde Mädchen

Was geschah wirklich mit Alice?

Von: Silly2207
27.06.2016

England im Jahre 1803 - Alice Beckwith ist das Mündel von Lord Faukes und lebt gemeinsam mit ihrer Haushälterin auf einem einsam gelegenen Gutshof. Als eines Tages ein völlig verwahrlostes kleines Mädchen auf dem Hof auftaucht, nimmt Alice sich ihrer an und päppelt das Mädchen wieder auf. Die Kleine scheint schon einiges mitgemacht zu haben und weist zahlreiche Narben auf, doch sie weiß es zu schätzen, was Alice für sie in Kauf nimmt und verehrt die junge Frau grenzenlos. Auch Lord Faukes gibt sein Einverständnis, dass Starling, so tauft Alice die Kleine, bleiben darf und fortan sind die beiden Mädchen unzertrennlich und wie Schwestern füreinander. Doch Alice hat ein Geheimnis, sie und Lord Faukes Enkel, Jonathan Alleyn, lieben sich schon seit Kindheitstagen. Doch ihre Liebe muss geheim bleiben und so treffen sie sich heimlich an ihrem Liebesbaum, Alice immer wieder unter dem Vorwand, spazieren zu gehen. Als Jonathan in den Krieg ziehen muss, bleiben die Beiden durch Briefe miteinander verbunden, bis Alice eines Tages keine Antworten mehr von Jonathan bekommt. Als sie die Ungewissheiten nicht mehr aushält, geht sie zum Anwesen ihres Geliebten und was sie dort erfährt, läßt sie mehr als geschockt zurück. Sie trennt sich in einem Brief von Jonathan und verschwindet spurlos bei einem Spaziergang. Alle glauben, sie wäre mit einem anderen Mann durchgebrannt, alle, bis auf eine, denn Starling vermutet etwas ganz anderes, denn Alice hätte sie niemals im Stich gelassen. Als Jahre später Rachel Weekes im Leben der Familie Alleyn und dem Leben Starlings auftaucht, wirkt es wie ein Schock auf die Familie, denn Rachel ist Alice wie aus dem Gesicht geschnitten. Nach und nach erfährt Rachel von Alice und deren Verschwinden und sie beginnt, gemeinsam mit Starling, dieser Geschichte auf den Grund zu gehen. Ist Alice wirklich mit einem anderen Mann verschwunden? Oder wurde sie, wie Starling vermutet, getötet? Meine Meinung: Kate Morton hat einen sehr schönen und auch flüssigen Schreibstil, jedoch schweift sie zeitweise sehr weit aus, z. B. bei einzelnen Landschaftsbeschreibungen, wodurch es ein paar kleinere Längen gibt, bzw. es zeitweise etwas langatmig wirkte. Allerdings gelangt man durch die vielen kleinen Details mitten ins Geschehen und bekommt dadurch gleich einen Eindruck vom Leben in der damaligen Zeit, es wirkt einfach atmospärisch dicht und durchdacht. Auch gelingt es der Autorin, die Sprache der damaligen Zeit perfekt einzufangen. Auch mit ihren Beschreibungen der Landschaften und der Personen wird man umgehend in die frühen Jahre des 19. Jahrhunderts zurückversetzt. Man merkt der Autorin einfach an, dass sie sich in jeder Hinsicht in dieser Zeit wohl fühlt und sich auch mit den damaligen Umgangsformen sehr gut auskennt. Die Handlung des Buches ist durchweg spannend, man bekommt immer nur kleinere Antworten auf seine Fragen und man rätselt auch permanent mit um die Geheimnisse, die mit Alice verschwinden zusammenhängen. Dadurch, dass es hier auch zwei Zeitebenen gibt, lernt man auch Alice als Charakter kennen und nicht nur durch die Beschreibungen der Personen, die sie kannten. So entwickelt man auch seine Beziehung zu der jungen Frau und will einfach unbedingt wissen, was mit ihr wirklich geschehen ist. Die Spannung nimmt auch permanent zu, auch wenn ich mir ein paar der Geschehnisse, die mit Alice Verschwinden zusammenhingen, denken konnte, wollte ich einfach wissen, wie es weitergeht. Man hofft und fiebert mit, wenn man wieder neue Details erfährt. Erzählt wird hier in der dritten Person, so dass man von jedem Charakter seinen Eindruck erhält und selber Urteile fällen kann. Denn hier lohnt es sich schon, bei den Charakteren genauer hinzuschauen, es gibt unglaublich viele Geheimnisse und keiner ist unbedingt so, wie es auf den ersten Blick scheint. Alice und Rachel sind mir im Buch sehr ans Herz gewachsen und die beiden Frauen ähneln sich nicht nur äußerlich. Beide haben ein großes Herz und sind sehr mitfühlend, sie wirken glaubhaft und ihre Handlungen durchweg nachvollziehbar. Aber auch alle Nebencharaktere haben so viel Leben, dass man Mitgefühl für den einen oder Hass und Wut für einen anderen entwickelt. Viele sind nur äußerer Schein und Sein, andere haben mehr Tiefe als erwartet und so wirken alle glaubhaft und auch die Entwicklungen die sie nehmen sind nachvollziehbar. Mein Fazit: Mit das fremde Mädchen erhielt ich einen wirklich gut aufgebauten, atmosphärisch dichten und denkbaren historischen Roman. Auch wenn ich in diesem Genre nicht unbedingt zu Hause bin, fühlte ich mich dank des Sprachstils und der Beschreibungen in die Zeit zurück versetzt. Die Handlung war spannend und auch der Spannungsaufbau war durchweg da, man fieberte regelrecht mit und ging in Gedanken den Geheimnissen auf die Spur. Die Charaktere, vor allem die Protagonisten, wurden mir geschickt nahe gebracht und waren durchweg lebendig und glaubwürdig. Alles in allem ein wunderschöner Roman, der von mir lediglich einen Stern Abzug erhält, weil er, durch viele detaillierte Beschreibugen zeitweise langatmig wurde und mir das Ende zu sehr konstruiert erschien. Deshalb gibt es hier vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung!

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