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Rezension zu
Bevor ich jetzt gehe

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

[Rezension] Paul Kalanithi: Bevor ich jetzt gehe

Von: Katja
13.06.2016

Paul Kalanithi studierte Englische Literatur und Biologie in Stanford, Wissenschaftsgeschichte und Philosophie in Cambridge, um dann letztendlich an der Yale School of Medicine zu studieren. Er verschrieb sich der Neurochirurgie, machte in Stanford seine Facharztausbildung und erhielt für seine Forschung den höchsten Nachwuchsforscherpreis der American Academy of Neurological Surgery. Paul Kalanithi, Neurochirurg und Autor, verstarb mit nur 37 Jahren im März 2015, während der Arbeit an seinem Buch „Bevor ich jetzt gehe“ (Engl. „When Breath Becomes Air„). Er steht kurz davor seine Ausbildung zum Neurochirurgen zu beenden – eine der härtesten medizinischen Studienrichtungen überhaupt. Doch Paul Kalanithi scheut die Arbeit nicht. Er steht stundenlang, oft bis spät in die Nacht im OP und vollbringt Operationen, bei denen ein einziger Millimeter das Leben eines Menschen und sogar dessen Persönlichkeit komplett verändern kann. Er arbeitet oft mehr als 100 Stunden in der Woche, während seine Studienkollegen sich nach und nach anderen Felder der Medizin zuwenden, die humanere Arbeitsbedingung und bessere Bezahlung bieten. Für Kalanithi ist die Medizin und die Neurochirurgie kein Beruf, sondern tatsächlich eine Berufung. Und immer wieder findet die Prägung seitens der eigenen Mutter, die ihn an die großen Poeten und Autoren herangeführt hat, ihren Weg in seine Arbeit und sein Denken. Er analysiert das Leben selbst, wendet sich philosophischen Fragen zu, und lässt somit nie ganz ab von seiner ersten großen Liebe, der Literatur. Doch das fast schon heroische Selbstbild, das Kalanithi besonders im ersten Teil seines Buches darstellt, muss jäh weichen als er gezwungen ist vom Arzt zum Patient zu werden. Die andere Seite der Medaille zu sehen, sozusagen. Der Krebs, der nicht nur seine Lunge befallen hat, sondern auch seine Wirbelsäule verformt und seine Leber zerstört, schweißt ihn und seine Frau Lucy wieder stärker zusammen, befand sich die Beziehung doch in einer Krise, was nicht zuletzt an Kalanithis Arbeit lag. Immer wieder wird deutlich, wie schwer es Kalanithi fällt, sich auf einmal selbst in der Rolle des Patienten zu befinden. Sein Wissen um Therapiemöglichkeiten, um Statistiken und Lebensdauer, ist Fluch und Segen zugleich. Er klammert sich an Zahlen, an Fakten, die doch so viel verlässlicher sind als ein „wir werden sehen“ oder „vielleicht“, und will wissen, wie viel Zeit ihm tatsächlich noch bleibt. Mit der Zeit jedoch beginnt Kalanithi zu verstehen, dass Zahlen und Termine – für den Arzt Anhaltspunkte zur Behandlung – nur wenig Bedeutung für den Patienten an sich haben. Er entdeckt seine Liebe zur Literatur und Philosophie wieder, will schreiben und beschließt, während er selbst mit der Erkenntnis konfrontiert wird in naher Zukunft aus dem Leben zu scheiden, ein neues Leben in die Welt zu setzen. So ist „Bevor ich jetzt gehe“ zum einen ein Bericht von einem jungen Arzt in der Blüte seinen Lebens, an den Toren zu einer großen Karriere, der sich mit einer unausweichlichen Diagnose konfrontiert sieht, die ihn und seine Pläne komplett aus der Bahn wirft. „Bevor ich jetzt gehe“ ist aber zugleich ein Brief an die, die Paul zurücklassen muss – seine Frau, seine Eltern, seine Tochter. Ein Brief, in dem er Worte an seine Tochter richtet, die einem das Herz erweichen. „Bevor ich jetzt gehe“ ist vielleicht nicht das emotionalste Buch eines Menschen, der an einer unheilbaren Krankheit leidet. Es zeigt dafür aber deutlich, wie eine solche Krankheit das Leben verändern kann. So wird Kalanithi im Laufe seiner Geschichte klar, was für ihn wirklich wichtig ist. Er findet sein Glück, auf eine ganz spezielle Art und Weise. Und er lernt, die eigene Sterblichkeit zu akzeptieren und lernt, dass es nicht unbedingt so wichtig ist, wie lange wir leben, sondern wie wir leben.

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