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Rezension zu
Im Schatten der Königin

Die Grey-Schwestern nach Janes Tod

Von: Frau Goethe
02.06.2016

Nach „Das Spiel der Königin“, in dem es um das Leben von Katherine Parr am Hofe Heinrichs VIII. geht, beschreibt Elizabeth Fremantle nun das Leben von Katherine Grey. Die Schwester der als Neun-Tage-Königin bekannten Jane Grey war nicht nur Hofdame, sondern vor alle auch die Cousine von Mary I. und Elizabeth I. Was im 16. Jahrhundert normalerweise eine gute Verbindung darstellte, wird für Katherine und ihre Schwester Mary zur Gefahr. Seit der Abwendung von der Katholischen Kirche durch Heinrich VIII. sollte das Land protestantisch sein. Doch Mary I. war streng katholisch erzogen und duldete nur den wahren Glauben, was alle Protestanten der Gefahr aussetzte, auf dem Scheiterhaufen oder am Fallbeil ihr Leben zu lassen. Mary Grey war kleinwüchsig mit einer deformierten Wirbelsäule, was sie vermutlich vor den Launen der kinderlosen Königin schützte. Sie nahm eine besondere Stellung unter den Zofen ein. Die Autorin schafft hier eine anschauliche Perspektive, wie der Hofstaat sich fügen musste und seine eigenen Empfindungen zurückstellte. Mary dient der Unterhaltung, obwohl sie durch den Befehl der Königin ihre Schwester und ihren Vater verlor. Auf ihre Gefühle wird weiter nicht geachtet. Für Katherine Grey wurde zu Janes Lebzeiten noch eine Ehe arrangiert mit dem adeligen Henry Herbert. Als die Greys die Gunst der Königin verloren, zogen sich auch die Herberts zurück. Aus Katherines Sicht lernen die Leser das Leben der Hofdamen kennen, die auf den Moment warten, bis sie verheiratet werden. In ständiger Erwartung auf die Erlaubnis der Monarchin, einen Verehrer heiraten zu dürfen, vertreiben sie sich die Zeit. Katherine gibt bereits vorzeitig dem Werben von Edward Seymour nach und wird schwanger. Die ebenfalls kinderlose Elizabeth I. sieht es als persönliche Beleidigung an, als ihre Cousine schließlich einen Sohn gebärt. Katherine wird im Tower inhaftiert, wo sie noch einen weiteren Sohn bekommt. Elizabeth hatte ihre eigenen Vorstellungen von der Thronfolge, in der sie die Kinder ihrer nächsten Cousine nicht beachtete. Die Lebensgeschichte der beiden Schwestern wird durch Levina Teerlinc, einer Malerin aus den Niederlanden, verbunden. Sie hat mehrere Miniaturen angefertigt und war offensichtlich sehr nah am Geschehen. Fremantle lässt Katherine und Levina so manches Gespräch führen, durch das die allgemeine Meinung der Bevölkerung wiedergegeben wird. Zwar war Elizabeth bei ihrem Volk beliebt, jedoch sorgte man sich auch um ihre Beziehung zu Robert Dudley, der durch den Tod seiner Frau den Makel des Mordverdachts trug, und vor allem um die Thronfolge. Diese Problematik ist zwar allgegenwärtig, drängt sich jedoch niemals übermäßig in den Vordergrund. Vielmehr regt die Handlung zum weiteren Spekulieren an, wie anders die Historie hätte sein können, wenn Jane nicht abgesetzt worden wäre. Katherine war eindeutig eine Schachfigur im Spiel um die Macht. Alles hing von der Gunst der regierenden Königin ab. Diese Situation wird von der Autorin in einer farbenprächtigen Schilderung wiedergegeben. Schon nach den ersten Seiten versetzt sie ihre Leser an den Tudor-Hof und zeigt nicht nur die schillernde Welt, sondern eben auch das Ranken um die Macht um jeden Preis. Oft nutzt sie die gängigen Ausdrücke in französischer Sprache, wie sie seinerzeit im Adel weit verbreitet war. Durch die spanischen Gesandten kommt eine weitere Sprache hinzu, deren Ausrufe manchmal nicht übersetzt werden. Dieses Vorgehen vermittelt obendrein einen authentischen Umgang der ausnahmslos historisch belegten Personen untereinander. „Im Schatten der Königin“ ist ein ausgefeilter Roman um einen Nebenschauplatz im Goldenen Zeitalter Englands. Er ist gleichzeitig der zweite Teil einer Trilogie um den Tudor-Hof, die jedoch auch alle für sich allein gelesen werden können. In meinem Regal haben sie sich jedenfalls einen festen Platz gesichert.

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