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Rezension zu
Jogginghosen-Henry

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Vom Kellerkind zum Star?

Von: hasirasi2 aus Dresden
08.05.2016

Jogginghosen-Henry ist Anfang 20 und noch Jungfrau. Er haust im Keller seines Vaters und wenn er von seiner Arbeit im Supermarkt heimkommt, wird als Erstes die neueste Heavy-Metal-Platte aufgelegt und die Anlage bis zum Anschlag aufgedreht. Zusammen mit seinen Freunde Grabriel (Bestatter) und Felix (Bankkaufmann) will er jetzt endlich mal was erleben: ihr erstes Metal-Festival. Allerdings kommen sie nur bis zur Autobahn, dann stehen sie nämlich im Stau, 10 Stunden. Doch als sie dann endlich ankommen, sind sie angekommen. Das Festival ist ein wahr gewordener Traum. Sie sind nicht mehr die bekloppten Außenseiter sondern unter Gleichgesinnten. Und auch seiner Traumfrau begegnet Henry schon am nächsten Morgen ... Die Freunde fahren jedes Jahr, es ist der Höhepunkt in ihrem sonst so tristen und eintönigen Leben. Das Festival wird zum Seelenstriptease. Kindheitserlebnisse werden aufgearbeitet, Existenzängste diskutiert, philosophiert, neue Erfahrungen gemacht und nach der großen Liebe gesucht. Aber vor allem wird gefeiert und gesoffen. Dass unbändiges Lebensgefühl, welches die Teilnehmer des Festivals beherrscht, kommt in dem Buch sehr gut rüber. Es ist laut, dreckig, rotzig und es stinkt nach Zeltlager – ich habe das Gefühl, mitten drin zu sein. Die Schlammschlachten und das kleine Dorf in der Nähe erinnern (bestimmt gewollt) an Wacken. Aber „Jogginghosen-Henry“ ist auch voller Gefühl. Die Freunde halten zusammen wie Pech und Schwefel, versuchen sogar selbst, eine Metalband zu gründen um berühmt zu werden. Um so größer ist der Schock, als es zum Vertrauensbruch und sogar einem Todesfall kommt – Henry versinkt in Einsamkeit und Bier. Nicht nur der Roman, auch die Protagonisten sind außergewöhnlich und skurril. So trifft man auf dem Festival neben hartgesottenen Metalfans auch religiöse Spinner, den leibhaftigen Tod mit seherischen Fähigkeiten und mittelalterliche Bademägde mit – nennen wir es mal – „Zusatzleistungen“. Auch Henrys Streitgespräche mit Gott fand ich sehr amüsant – Gott ist hier ein „Normalo“, der sich nicht für seine Schöpfung verantwortlich fühlt sondern dazu aufruft, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Und genau das ist auch die Quintessenz des Buches: „Man kann sich hinter der ganzen Sinnsucherei auch vorm Leben verstecken.“ Von mir bekommt „Jogginghosen-Henry die volle Punktzahl und ich empfehle es allen echten Männer ;-), Metal-Fans und Liebhabern des Films „Almost Famous“, denn für mich hatte es erkennbare Parallelen ...

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