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Rezension zu
Das Jahrhundert verstehen

Ein Blick auf Europas Geschichte aus der Peripherie,Deutungslinien der Geschichte Europas bis in die Gegenwart

Von: Hans Caastorb
29.04.2016

Dan Diner offenbart in seinem Buch einen außerordentlichen Blick auf die Geschichte Europas. Er verfolgt die Entwicklungen über dominierende Deutungslinien, die sich schon Anfang des 19. Jahrhunderts erkennen lassen. Für ihn sind es der Wiener Kongress 1815 und der Pariser Frieden 1919, die Weichen stellen. Im Falle der Beziehung Russlands mit Europa geht Dan Diner sogar auf das Rechtsverständnis des Römischen Rechts bzw. des napoleonischen Code Civil zurück. Es sind sind politisch ideologische Deutungslinien, die in kurzen Zeitabständen Brüche aufweisen und ethnisch-topographische, die über Jahrhunderte bei den politischen Entwicklungen mitschwingen. Dan Diner sucht sich seinen Aussichtspunkt in der östlichen Peripherie im ukrainischen Odessa, auf den Treppen der Potemkinschen Treppe. Gemeinsam mit dem Leser schweift sein Blick vom Schwarzen Meer über Konstantinopel, den Balkan, Italien, Deutschland, Polen, Russland bis nach Frankreich. Dabei besteht Dan Diner auf sein Recht auf Auslassungen. Besonderen Wert legt er auf den Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland, die" Orientalische Frage", die Balkankriege, die Entwicklung Polens und Frankreichs Rolle nach dem Zweiten Weltkrieg. Immer wieder analysiert er Antagonismen von Staatssystemen, Freiheitsauffassungen oder topologischen Rechtsansprüchen. Das besondere an diesem Buch ist seine Aktualität. Ich denke, es wurde deswegen neu aufgelegt. Ursprünglich ist es 1999 erschienen. Die aktuellen, politischen Ereignisse bewogen den Verlag, das Buch neu aufzulegen. Europas ethnisch-topographische Konflikte sind in den Bereichen um das Schwarze Meer und des Balkan zu suchen. Immer wieder gingen die europaweiten Eskalationen von diesen Bereichen aus. Es kommt nicht von ungefähr, dass die derzeitige Syrien-Flüchtlingskrise von der Türkei ausgeht und sich über den Balkan seinen Weg nach Europa gesucht hat. Dan Diner sieht die einzige Lösung in einem erstarkten Europa - politisch, wie auch militärisch. Es gibt nur ein Zusammenwachsen, oder der Zerfall.

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