Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Gehen, ging, gegangen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein wichtiger Roman

Von: dressesandplaces.com
21.04.2016

Richard ist ein emeritierter Professor. Seine Universitätskarriere liegt hinter ihm, seine Frau ist bereits gestorben, Kinder hat er keine. Was tun mit all der Zeit? Als er eines Tages auf dem Oranienplatz Asylsuchenden begegnet, macht er diese zu seinem neuen Projekt. Er fragt sie, was sie dazu veranlasst hat, in Deutschland Asyl zu suchen. Und bekommt ergreifende Geschichten erzählt. „Gehen, ging, gegangen“ ist ein Roman, der die Schicksale einzelner Flüchtlinge zu seinem Inhalt macht, außerdem den Irrsinn von Dublin II aufzeigt und den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit vor Augen führt. Bruchstückhaft erzählen die Flüchtlinge, von dem Grauen, das sie erlebt haben. Dabei verändert sich Richards Sichtweise auf sein eigenes Leben – und auf die Welt, wie er sie kennt. „Wie oft wohl muss einer das, was er weiß, noch einmal lernen, wieder und wieder entdecken, wie viele Verkleidungen abreißen, bis er die Dinge wirklich versteht bis auf die Knochen? Reicht überhaupt eine Lebenszeit dafür aus? Seine – oder die eines anderen?“ S. 177 Jenny Erpendecks Schreibstil ist außergewöhnlich. Manche Sätze sind kurz und abgehackt, andere verschachtelt, außerdem arbeitet sie mit vielen Wiederholungen. Dadurch übermittelt sie viel Gefühl und fasst viele tiefgehende Gedanken in Worte – aber eindrucksvolle Szenen lesen sich auch stellenweise langweilig und das Lesen erfordert Konzentration. Ab der Mitte des Buches zieht sich die Geschichte zudem ein wenig in die Länge. Aber was mich am meisten gestört hat: Auch wenn sich Richard sehr samariterhaft den Flüchtlingen gegenüber verhält, fand ich sein Verhalten Frauen gegenüber nahezu sexistisch. Deswegen habe ich den Protagonisten eher kritisch beäugt. Trotzdem: Erpenbecks Roman ist ein wichtiger Roman in unserer Zeit, der besonders den afrikanischen Flüchtlingen eine Stimme gibt. Bewertung: 4 von 5 Sternen Empfehlenswert für: Wer sich für Asylpolitik und Flüchtlingsschicksale interessiert sowie für die Zustände in afrikanischen Ländern Handlungsorte: Berlin, Die erzählerischen Rückblenden spielen in mehreren afrikanischen Staaten, z.B. Ghana und Libyen

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.