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Rezension zu
Flavia de Luce 7 - Eine Leiche wirbelt Staub auf

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Flavia de Luce

Von: Anna Stemmann
18.04.2016

In ihrem mittlerweile siebten Fall begibt sich die 11-jährige Flavia de Luce wieder auf Verbrecherjagd: wie der Untertitel, Eine Leiche wirbelt Staub auf, verspricht, inklusive einer Leiche, die für mächtig Trubel sorgt. Plötzliche Todesopfer, dahinter stehende skurrile Ereignisse und kluge chemische Experimente, mit denen sie den Kriminellen nachspürt, gehören für die Flavia-Reihe zur Standardausstattung. Im bisherigen Zentrum der Serie standen dabei ihre Erlebnisse auf dem elterlichen Herrenhaus in Buckshaw, verortet in der provinziellen Peripherie von London. Neben der topographischen Entrückung ist auch die zeitliche Achse der Ereignisse interessant. So spielen die Romane im England der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges und fangen die damit verbundene Stimmung plastisch ein; der lädierte Zustand des Landes spiegelt sich explizit in der Beschaffenheit des Hauses: das riesige Anwesen hat seine Glanzzeiten hinter sich, es bröckelt und schimmelt an allen Ecken und die mittlerweile verarmte Familie kann den Unterhalt kaum mehr aufbringen. Seit die Mutter Harriet bei einem Reiseunfall starb, sind die Umstände noch dramatischer und die Familie hat nicht nur den emotionalen Verlust zu verarbeiten, sondern auch mit dem finanziellen Ruin zu kämpfen. Gemeinsam mit Flavia leben auf Buckshaw der zurückhaltende und wortkarge Vater, der in jeder noch so absurden Situation die Britische Contenance wahrt, ihre zwei älteren Schwestern sowie der alte Gärtner und Freund der Familie Dodger. Um dieses Figurenpersonal spinnen sich die kriminalistischen Fäden, wobei Flavia als Protagonistin immer im Erzählmittelpunkt steht. Topographische Expansion Buckshaw und das dörfliche England sind nicht zufälliger Aktionsraum der Protagonistin, vielmehr wird dieses topographische Setting immer wieder zum gestimmten Raum, der Flavias Erleben abbildet. Gleichzeitig ist dieser Raum Milieustudie der gesellschaftlichen Verhältniss in England um 1950. Stetig schwingen Andeutungen und Verweise mit, die den spezifischen Zeitgeist des Umbruchs einfangen. Diesen Handlungsort verlässt Flavia in diesem siebten Band nun erstmals, als sie unfreiwillig von dort weggeschickt wird und in Kanada auf eine Mädchenschule, ‚Miss Bodycote’s Female Academy‘, gehen muss. Trotz dieses Ortswechsel – und dem damit verbundenen Verlusts eines starken erzählerischen Elements oder Protagonisten, denn solcher ist Buckshaw fast – funktioniert der neue Flavia-Roman außerordentlich gut. Bradley greift auf seine bewährten Handlungsbausteine zurück und lässt Flavia erneut als bedachte Detektivin agieren und weiß dabei aber die Atmosphäre des neuen Handlungsortes geschickt zu nutzen: das alte Gemäuer der Mädchenschule trieft vor Geheimnissen, Verschwörungen, Geistern und fiesen Mitschülerinnen. Genau der richtige Ort, an dem Flavia sich und ihr Gespür für Verbrechen voll entfalten kann. Bereits in der Nacht ihrer Anreise sorgt dann auch eine Leiche, die plötzlich aus dem Kamin in ihr Zimmer rauscht für einigen Trubel und Flavia geht dem Mörder auf die Spur. Die Auflösung und andere Ereignissen sollen hier natürlich nicht verraten werden. Das Narrativ der Reihe Man kann den Roman lesen, ohne bisher mit der Reihe um Flavia vertraut zu sein, denn ‚Eine Leiche wirbelt Staub auf‘ ist ein gut erzählter und wohl konstruierter Kriminalroman, der ebenso durch viel ironischen Humor und seine Situationskomik überzeugen kann. Aber gerade in der seriellen Reihung entfaltet sich der besondere Reiz, wenn sich im Hintergrund der jeweiligen Mordfälle – denn diese stehen in jedem Band im Zentrum – langsam und sukzessive lose Erzählfäden miteinander verbinden. Erst in der Rückschau offenbaren sich Anspielungen und Vorausdeutungen als bedeutsam, die nun Stück für Stück das gesamte erzählerische Puzzle komplettieren. Insbesondere Flavias Mutter erfährt in ihrer eigentlichen Abwesenheit eine immer größere Bedeutung, indem sich langsam ihr Geheimnis aufblättert. Bradley gelingt es grandios, über mittlerweile sieben Bände hinweg einen komplexen dramaturgischen Bogen zu spinnen: jeder Roman erzählt einen eigenständigen Mordfall, bindet die Makrostoryline aber immer mit ein und erzählt diese geschickt weiter. Es lohnt sich daher umso mehr, am besten mit dem ersten Band zu beginnen und sich an den Folgebänden zu erfreuen. Dass die Reihe lange noch nicht abgeschlossen ist, offenbart sich in den noch ungeklärten Fäden, die vielmehr noch mit weiteren losen Enden angereichert wurden. Da Flavia am Ende nach Buckshaw zurückkehrt, darf man gespannt sein, wie ihre Abenteuer weitergehen werden. Literatur Bradley, Alan: Flavia de Luce. Eine Leiche wirbelt Staub auf. Aus dem Amerikanischen von Gerald Jung und Katharina Orgaß. München: Penhaligon 2016.

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