Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Der Duft von bitteren Orangen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ismaels Orangen (Claire Hajaj)

Von: Poldi
10.04.2016

Der siebenjährige Ismael freut sich schon darauf, die ersten Orangen des Baumes zu ernten, der zu Ehren seiner Geburt gepflanzt wurde. Doch 1948 bricht der Krieg in Palästina aus, und die Familie muss fliehen. Nach dem Tod des Vaters verlässt wird Ismael auch von seiner Mutter verlassen und hofft, in London ein neues Leben beginnen zu können. Dort lernt er die jüdische Judith kennen, die den Holocoust überlebt hat und sich nach einem ruhigen und normalen Leben sehnt... Claire Hajaj hat in ihrem Debutroman zwar nicht die Geschichte ihrer Eltern nacherzählt, doch „Ismaels Orangen“ ist unverkennbar von ihrem palästinensichen Vater und ihrer jüdischen Mutter inspiriert. Und so erzählt sehr feinfühlig von zwei getriebenen Seelen, von Flucht und Verlust, aber auch von Liebe und dem Willen, trotz aller Widerstände zusammenzustehen. Dabei zeichnet sie ein sehr genaues Bild von den beiden Hauptcharakteren Ismael und Judith, geht zurück bis in deren Kindheit, um dem Leser dessen Gefühlswelt sehr nahe zu bringen. Und es funktioniert, schnell meint man, besonders Ismael zu kennen und fiebert mit, seine rastlose Seele wird sehr offenbar. Auch Judith, deren Wunsch nach Geborgenheit und Liebe größer ist als die Traditionen, die sie von ihren Eltern mitbekommen hat, die zurücksteckt und der ruhende Pol in der Beziehung ist, ist ein wunderbarer Charakter, wirkt sehr warm und liebevoll. Die Handlung konzentriert sich dabei recht schnell auf die Beziehung der beiden, sie ist der rote Faden. So entwickelt sich die Handlung eher langsam weiter, wirkt aber dafür umso intensiver und gefühlsbetonter. Die Konflikte, die zwischen den Familien der Protagonisten entstehen, sind sehr sinnbildlich für den immer noch schwelenden Konflikt zwischen den beiden Religionen. Und auch das ist eine Stärke des Romans, denn in die Liebesgeschichte fließen auch immer wieder politische und historische Momente mit ein. Bis die Geschichte wirklich in Fluss kommt, dauert es ein paar Seiten, doch das Durchhaltevermögen lohnt sich. Denn die in die Handlung eingebauten arabischen Begriffe, die im Anhang erklärt sind, die sich aber auch oft aus dem Kontext ergeben, bringen eine sehr reizvolle Note mit ein. Und auch ansonsten schafft die Autorin sehr klare und lebendige Szenen, die bildhafte Sprache führt zu einem sehr flüssigen Verlauf. „Ismaels Orangen“ ist ein sehr gefühlvoller Roman um zwei Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen, die jedoch beide Vertreibung und Krieg erlebt haben. Trotz aller Widerstände finden sie zusammen, müssen aber immer wieder um ihre Beziehung kämpfen, was sehr liebevoll und eindringlich wurde. Dass dabei historische Gegebenheiten eingebaut sind, rundet den Roman sehr gelungen ab.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.