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Rezension zu
Wer hat den schlechtesten Sex?

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sex literarisch - so geht es nicht!

Von: Sophie VERStand
09.02.2016

Auf dieses absolut begeisternde Buch wurde ich über eine Lesung von Jochen Malmsheimer und Jürgen von der Lippe aufmerksam, die ich mit Freuden besuchte. Vorgetragen wirkten die einzelnen Kapitel natürlich noch um einiges komödiantischer, aber es selbst zu 'erlesen' war ebenfalls ein herrliches Schauspiel. Rainer Moritz ist Literaturwissenschaftler und befasst sich in diesem Werk mit den unmöglichst-beschriebenen Sexszenen, die man sich nur vorstellen kann. Dabei geht er sowohl auf einige Klassiker ein, verschont aber auch die Gegenwartsliteratur überhaupt nicht. Es ist sehr erhellend, wie unterschiedlich und vor allem wie unterschiedlich schlecht Sex eigentlich beschrieben sein kann. Dieses Thema scheint für Autoren seit jeher schwierig behandelbar zu sein. Es artet bei den Beispielen jedenfalls sehr in animalische Vergleiche, merkwürdige Verrenkungen oder ziemlich peinliche Beschreibungen aus, die einen als Leser entweder entsetzt auflachen oder zumindest schmunzeln lassen. Dieses Buch ist als eines mit viel (schwarzem) Humor konzipiert. Es geht nicht um das bloße Aufzeigen gewisser Textstellen, Rainer Moritz kommentiert diese auch fachmännisch und komisch. Seit den 1990ern wird u.a. der "Bad Sex in Fiction"-Award verliehen, den der Autor auch als Anlass nahm, dieses Buch zu schreiben. Allein das Wissen über die Existienz eines solchen "Preises" ließ mich sehr auflachen. Jeffrey Eugenides erhielt diesen Preis z.B. für einen Satz, der einen sexuellen Höhepunkt mit den Worten beschrieb: "Und dann brach mein Körper wie eine Kathedrale in Geläut aus." Mh, okay. Kann man so schreiben... Das angenehme an dem Sachbuch war die Tatsache, dass Rainer Moritz ebenfalls auf Autoren und Romane einging, die es seiner Meinung nach 'besser' gelöst hatten mit der Beschreibung von Sexszenen. Darunter waren zwei von mir sehr geschätzte Autoren, nämlich Heinrich Steinfest und Jun'ichiro Tanizaki, was mich sehr freute. Hüten sollte man sich laut dieses Buches auf jeden Fall vor Bernhard Schlink - wer entsinnt sich nicht der sexuellen Beschreibung in "Der Vorleser" oder anderen Werken?! Rainer Moritz geht ebenfalls auf klischeehafte Wendungen ein, die gerne genutzt werden, um eine Szene als besonders leidenschaftlich zu beschreiben, erwähnt sei hier der Topoi des "sich die Klamotten vom Leibe Reißens". Dankenderweise bringt der Autor keine beweisenden Textstellen als es kurz um Themen wie Kopro-/Nekro-/Pädophilie geht, aber dass jene nie in der Literatur existiert hätten, halte ich auch für unmöglich. Manche Autoren bringen sicher auch das zustande... Meine Warnung also an euch: Hände weg von Bernhard Schlink, Hände weg von alten Männern, die über Sex schreiben... außer es sind Goethe oder Kleist, aber diese sind bekanntlich die Erfinder des Leerstellensex', man muss sich dort also keinerlei Sorgen machen, auf unliebsame Formulierungen zu treffen. Ich spreche für dieses Buch eine unbedingte Leseempfehlung aus!

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