Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Old School

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Respektlos, cool, witzig

Von: Michael Lehmann-Pape
01.02.2016

Das Motiv alternder Gentlemen-Gauner ist sicherlich keine unbedingt neue Erfindung von John Niven, ebenso, wie das Hineinführen der Figuren in teils irrwitzige Szenarien und Abläufe auch anderswo in vielfacher Form bereits gelesen werden konnte. Wie nun aber Niven diese beiden Motive zusammenführt, wie er seine vier „Frauen im besten Alter“ (davon eine im sehr vorgerückten „allerbesten Alter“ von 87 Jahren) nun aber zueinander finden lässt, die Charaktere mit Liebe entfaltet und dann „auf die Banken“ (und ermittelnde Polizeibeamte) loslässt, das ist schon mit sehr trockenem Humor und wunderbarer Respektlosigkeit versehen. Gerade weil er seinen Protagonistinnen mehr Glück als Verstand und kriminellem Können mit auf den Weg gibt, ergeben sich ein um das andere Mal fast aussichtslose Momente, die Niven mit Genuss dann doch mit Schlupflöchern versieht. Bis hin zum „heißen Reifen“ der „Flucht-Fahrerin“ in der dreißiger Zone. Dass Susan zu Beginn der Ereignisse sich im Glück (wenn auch im langweiligen) wähnt, dass sich dann aber ihr (eben langweiliger) Ehemann Barry als sexuelles Monster erweisen wird (natürlich nicht bei ihr), und wie Niven dann allein schon die Szenerie in der heimlichen „Spiel-Wohnung“ des braven Ehemanns schildert, lässt bereits kein Auge trocken und führt ebenso zu manch hartem Schlucken, wenn Niven aber sehr genau beschreibt, wie dieses eine Sex-Spielzeug den Tod des Mannes mitverursacht hat. Und da nun Susan vertrauensvoll alles unterschrieben hat, was ihr Mann ihr murmelnd im Lauf der Jahre vorgelegt hatte, steht da nach dessen Ableben eine erkleckliche Summe an Schulden im Raum, Die ihre beste Freundin so nicht aufzuweisen hat, aber demgegenüber auch nur von einem Guthaben träumen könnte. Während Jill´s Enkel operiert werden müsste (35.000 Pfund) und das Geld nicht da ist. Während Ethel einfach auch unterfordert ist im Seniorenheim, das wird vom ersten Augenblick ihres Auftretens an klar. Also, da auf legalem Wege genügend Geld nicht gefunden werden wird, machen sich die vier Damen stante pede auf, der ein oder andern Bank einen ganz besonderen Besuch abzustatten. Und alles könnte so schön sein, wenn nicht Sergeant Boscombe alle Kräfte mobilisieren würde, die Verbrecherinnen dingfest zu machen. Gut für das weibliche Quartett ist dabei allerdings, dass Boscombe ein inniges Verhältnis mit jedem Fettnäpfchen pflegt, das am Wegesrand auftaucht. Bis hin zu einer finalen Verfolgungsjagd, die ob der gewählten „heißen Reifen“ und der Gabe Nivens, sehr, sehr plakativ und anschaulich zu erzählen, einen mitreißenden (und später „erfrischenden“) Verlauf nehmen wird. Wunderbar überzogene, temporeiche und flüssig erzählte Unterhaltung, die hier und da zu sehr überspitzt und in weiten Teilen ein stückweit vorhersehbar verbleibt. Dabei aber viel Freude bereitet.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.