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Rezension zu
Der Marsianer

Spannend, aber zu trocken und technisch

Von: Aglaya
10.10.2015

Der Astronaut Mark Watney wird nach einem Unfall von seinen Kollegen für tot gehalten und alleine auf dem Mars zurückgelassen. Die nächste bemannte Mission wird aber erst in vier Jahren auf dem Mars landen… Obschon „Der Marsianer“ bereits vor einem Jahr auf Deutsch erschienen ist, sieht man das Buch zurzeit überall in Schaufenstern und auf Blogs. Dies wird wohl mit der Verfilmung zusammenhängen, die in wenigen Tagen in die Kinos kommen wird. Dieser geballte Hype hat auch mich neugierig auf das Buch gemacht. Zunächst möchte ich betonen, dass es sich hier um einen SciFi Roman handelt. Wer auf der Suche nach dem ganz grossen Realismus ist, sollte sich besser mit einem Sachbuch beschäftigen. Obschon die Handlung sehr realistisch wirkend beschrieben ist, handelt es sich doch um pure Fiktion, bemannte Mars-Missionen sind zurzeit technisch noch nicht möglich (oder werden zumindest noch nicht durchgeführt), und auch politische Fragen werden hier rein fiktiv gelöst (wie es mit der physikalischen, chemischen und biologischen Faktentreue aussieht, kann ich mangels Fachkenntnissen nicht beurteilen). Die Handlung wird in erster Linie in Form von Logbucheinträgen des Astronauten Watney erzählt. Später kommen auch Abschnitte aus der Sicht des Nasa-Teams auf der Erde und der anderen Astronauten der Mars-Mission, die immer noch im Raumschiff unterwegs sind, dazu. Die Geschichte besteht also aus drei Handlungssträngen: dem gestrandeten Astronauten und den beiden Teams auf der Erde und im Weltall, die ihn zu retten versuchen. Die Logbucheinträge werden, wie üblich, in der Ich-Form geschildert, aber trotzdem fand ich keinen wirklichen Zugang zum Protagonisten Watney. Er war mir meist zu cool, es waren kaum Emotionen spürbar. Der Mann lebt eine halbe Ewigkeit mutterseelenalleine auf dem Mars, die meiste Zeit ohne wirkliche Kommunikationsmöglichkeiten mit anderen, und trotzdem bleibt er optimistisch und gut gelaunt. Keine Anzeichen von Panik, Verzweiflung oder Depressionen. Wie es in ihm aussieht, erfährt der Leser höchstens andeutungsweise. Warum er überhaupt an der Marsmission mitgemacht hat, was seine Beweggründe waren, bleibt völlig im Dunkeln. Neben seiner emotionalen Superstabilität scheint Watney auch die Reinkarnation von Angus MacGyver zu sein. Solange er sein heissgeliebtes Klebeband (und vielleicht noch einen Kugelschreiber und eine Plastiktüte) hat, können ihn weder Explosionen noch Risse im Raumanzug etwas ausmachen, jedes Problem (und von denen taucht alle paar Seiten ein neues auf), wird in kürzester Zeit gelöst. Durch dieses „Problem-Lösung, Problem-Lösung“ Schema (das sind endlos wiederholt) wirkt der Roman sehr repetitiv, alle paar Seiten eines neues Problem, alle paar Seiten eine neue (technische) Lösung. Weniger wäre hier mehr gewesen. Der Schreibstil ist sehr technisch gehalten, seitenlange Beschreibungen von elektrischen Geräten und Kartoffelanbau. Emotionen sucht man vergeblich, nicht nur Watney sondern auch alle anderen Charaktere bleiben die meiste Zeit über cool. Trotz des blassen Protagonisten bleibt die Handlung spannend. Wird es gelingen, Watney lebend vom Mars zurückzuholen (dass zumindest sein Logbuch den Weg zurück auf die Erde findet ist ja klar)? Dennoch kann ich mich den vielen begeisterten Stimmen nur bedingt anschliessen. Ich wollte zwar unbedingt wissen, wie die Geschichte zu Ende geht (respektive auf welche Art die Rettungsmission schlussendlich durchgeführt wird), wirklich mit Watney mitfiebern konnte ich aber nicht, da die emotionale Verbindung fehlte. Ob das bei der Verfilmung besser geklappt hat? Mein Fazit Durchaus spannender SciFi Roman mit emotionsarmem und technischem Schreibstil und übertrieben heldenhaftem Protagonisten.

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