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Rezension zu
Glut und Asche

Ein Thriller auf sehr hohem Niveau

Von: Benjamin Neumaier aus Kelheim
17.09.2015

Mit "Regengötter" landete James Lee Burke einen Volltreffer auf dem deutschen Buchmarkt - der Roman landete nicht nur auf Platz 1 der "KrimiZeit Bestenliste", sondern ergatterte auch Platz 1 des Deutschen Krimipreises. Mit "Glut und Asche" folgt am 14. September die Fortsetung des Thrillers - und die hat es in sich. Danny Boy Lorca ist das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als er sich ins Büro von Sheriff Hackberry Holland schleppt. In der Wüste nahe der texanisch-mexikanischen Grenze wurde er Zeuge eines brutalen Mordes. Von einem zweiten Gefangenen fehlt jede Spur. Hackberry Holland hat erneut alle Hände voll zu tun, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Für den alternden Sheriff wird der Fall zum Albtraum, als auch noch Preacher Jack Collins auf der Bildfläche erscheint, ein Psychopath, um den man besser einen Bogen macht - soweit der Plot. Tief und vielseitig gezeichnete Charaktere, Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, keine Längen - das ist schon mehr, als viele Kriminalromane von sich behaupten können. Aber Burke schreibt anders. Er scheint seine Worte zu malen, spricht in Metaphern, findet immer das richtige Bild zur richtigen zeit, seine Vergleiche sitzen. Tief gezeichnete Charaktere aber keine gläsernen Protagonisten Die Charaktere im Roman um den alternden Sheriff Hackberry Holland, der mitten in seinem County an der texanisch-mexikanischen Grenze in einen Interessenkonflikt von mexikanischen Killern, russischen Zuhältern, amerikanischen Nationalisten, Rüstungsunternehmen, Outlaws, dem FBI, der CIA, al Quaida oder einem psychopathischen Massenmörder gerät, gleichen ausgefeilten Kompositionen. Burke zeichnet sie mit viel Liebe zum Detail, schenkt jedem seiner Charaktere zwei Seiten, lässt Mörder zu reuigen Sündern oder vermeintliche Opfer plötzlich zu skrupellosen Tätern werden. Aber vor allem lässt Burke den Leser in die Köpfe der Protagonisten blicken - und dort tun sich wahre Abgründe auf. So liegt im durch und durch gesetzestreuen und meist adäquaten Sheriff Holland ein innere Zerissenheit verborgen - die Burke nach und nach offenbart und die sich immer wieder Bahn bricht. Ein Bösewicht, vor dem selbst sein Schöpfer Angst hat Die Krone setzt sich Burke aber mit dem Haupt-Antagonisten - denn Antagonisten gibt es viele - Preacher Jack Collins auf. Ein psychopathischer Massenmörder mit Messias-Komplex, dessen Markenzeichen von seiner Thompson-MP durchlöcherte und bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leichen sind. Die Grausamkeit Collins wirkt teils so abstrus und abstoßend, dass selbst Burke in seinem Nachwort zu dem Schluss kommt, "dass ich ihn für einer meiner faszinierendsten Bösewichte halte. Denn obwohl er zwischen zwei Buchdeckeln eingesperrt ist, macht er mir eine Heidenangst". Doch trotz aller Details werden die Protagonisten nicht zu gläsernen Figuren - dem Leser bleibt das Gefühl, eines schlummernden Geheimnisses. Hackberry jagte Collins schon in "Regengötter" und glaubte ihn tot, doch ein ums andere Mal entwindet sich Collins wie eine Schlange dem Griff des Sheriffs und bestimmt maßgeblich die Geschicke im Verwirrspiel um einen verschwundenen amerikanischen Bundesagenten, der von allen Seiten gejagt wird. In diesem Inferno wird beinahe jeder einmal zum Spielball der unterschiedlichen Seiten - mit überraschendem Ende. Wie man mit dem Virus lebte, den er sich durch den Umgang mit Waffen zugezogen hatte, hatten ihm seine Ausbilder nicht verraten. Genau das war es aber, was in ihm tobte: Ein Virus, der einen unstillbaren Blutdurst in seiner Brust auslöste und sich so anfühlte, als würde er in einen warmen, rosafarbenen Nebel eintauchen, von der er nie genug bekam. Burke spielt aber nicht nur mit der Vielschichtigkeit seiner Charaktere, sondern setzt an so vielen Erzählsträngen an, dass man anfangs, aber nur anfangs, droht, den Überblick zu verlieren. Doch der Autor stellt es so clever an, dass der Leser, obwohl ihm der oft unmittelbar wieder einsetzende Erzählstrang schon aus dem Gedächtnis entschwunden war, sofort wieder mitten im Geschehen ist. Ein Thriller auf sehr hohem Niveau "Glut und Asche" ist ein Thriller auf sehr hohem Niveau. Denn auch wenn die Verstrickungen rund um Drogen, Prostitution oder Rüstungstechnik zwischen den zahlreichen legalen oder illegalen Organisationen teils übertrieben wirken, findet Burke immer einen Weg, alles plausibel zu erläutern und logisch ineinander greifen zu lassen - nur um am Ende alles in einem bombastischen Finale auf die Spitze zu treiben. Und das mit mehr oder weniger offenem Ende.

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