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Rezension zu
Elbe aufwärts

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

ganz anders als erwartet

Von: CogitoLeider
13.09.2015

Es gibt da eine Entwicklung, die von Hamburg auszugehen scheint, die mich langsam an eine Massenflucht erinnert. Eine irgendwie gescheiterte Frau macht sich auf den Weg auf's Land, um dort ihr Glück zu finden. 'Elbe aufwärts' ist definitiv nicht das erste Buch, das sich mit dieser Thematik beschäftigt und das ich gelesen habe. Leider passiert das immer wieder, dass ein Plot geradezu in Mode kommt und in allen möglichen Ausrichtungen ausgewalzt wird. Schlimm ist das nicht, nur mit der Zeit langweilig, wie ich es bei vielen Thrillern erleben durfte, die sich irgendwann nur noch durch die Namen der Protagonisten unterschieden. Wie gesagt, langweilig, wenn auch harmlos. 'Elbe aufwärts' hat allerdings etwas, dass das Konzeppt 'Stadtflucht' anders macht und das ist ein kühler, distanzierter Umgang mit den Protagonisten, der in mir unterschiedliche Gefühle auslöste. Anfangs fand ich Harmony nur nervig, wenn nicht geradezu unsympathisch. Eine arrogante Frau, der der Fall mal recht geschieht! Aber auch, wenn ich nicht richtig mit ihr 'warm' wurde, so konnte ich doch ein wenig Mitgefühl entwickeln. Denn irgendwann steigt sie natürlich von ihrem hohen Ross - das eh schon bis zum Hals im Matsch steht - und da ist Harmony doch ein bisschen menschlicher. So, der Plot ist also bekannt, die Protagonistin eher unsympathisch, warum hat mir das Buch trotzdem ganz gut gefallen? Weil es Janna Hagedorn durch ihren Stil schafft, nicht länger in dem Buch nach humorigen Stellen zu suchen, nach nachmittäglicher oder abendlicher Leseentspannung, sondern mir einen Blick bietet auf eine gewisse Art von Gesellschaftskritik. Die 68er Generation als Eltern - ein Problem, das ich nie hatte -, die Kinder, die versuchen, ihren Weg zu gehen - meist eher spießig übrigens als Reaktion auf Revolution - das ist einfach interessant und von der Autorin sehr schön dargestellt und untermauert. Leise Zwischentöne, die mehr aussagen als lautes Hallo. Insgesamt ist 'Elbe aufwärts' also definitiv kein Schenkelklopfer - jedenfalls nicht für mich - sondern ein Buch mit psychologischer Tiefe und einem Anspruch, hinter die Kulisse zu schauen. Schade finde ich na dieser Stelle nur, dass der Eindruck erweckt wird, es handele sich um leichte Unterhaltung. Damit wird der Leser nicht glücklich, finde ich. Und die Autorin vielleicht auch nicht. Fazit? Gutes Buch, bei dem man jedoch erst einmal auf die falsche Spur geführt wird.

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