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Rezension zu
Jack und Jill

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mit Vorsicht zu genießen...

Von: Bücherphilosophin
24.08.2015

In ihrem zu erst 1978 erschienen Roman “Jack & Jill” entführt Helen Hodgman ihre Leserin in das australische Outback. Dort wo nichts ist außer Farm- und Buschland zieht der in sich gekehrte Douggie seine Familie groß. Als jedoch die Mutter stirbt an einem mysteriösen Leiden, das Helen Hodgman nicht weiter erklärt, muss er alleine für Töchterchen Jill sorgen. Er widmet sich dieser Aufgabe mit viel Liebe zum Detail, stößt aber spätestens als Jill zu pubertieren beginnt an seine Grenzen. Zu diesem Zeitpunkt wittert Wanderarbeiter Jack, der schon seit Jahren auf der Farm lebt, seine Chance und es kommt zu einer nächtlichen Autofahrt, die Jill niemals wird vergessen oder vergeben können, die sie aber Zeit ihres Lebens an Jack bindet. Gleich zu Anfang baut Helen Hodgman eine düstere Atmosphäre auf, die so gar nicht zum sonnenverwöhnten Australien passen will. Die namenlose Mutter stirbt auf klägliche Weise, während Vater Douggie sein Land abreitet und Zäune repariert. Die kleine Jill muss demnach tagelang alleine im Haus überleben und entgeht nur knapp dem Hungertod. Kaum haben sich Vater und Tochter auf der Farm eingerichtet erscheint Wanderarbeiter Jack auf der Bildfläche und fängt an Jill nachzustellen. Oft scheint mir Helen Hodgman unnötig grausam mit ihren Figuren umzugehen, auch wenn die Geschichte selbst gar nicht so deprimierend und hoffnungslos ist, wie sie einem anfangs erscheinen mag. Nach und nach sickert die sie umgebende Düsternis auch in die Herzen der Figuren selbst und scheint es ihnen unmöglich zu machen sich von ihrer Vergangenheit und dem Schmerz, den die Erinnerung bringt zu entkommen, so sehr sie es auch versuchen. Das australische Outback hält sie gefangen und besonders Jill verbittert mit der Zeit zusehends und lässt ihre unterschwelligen Aggressionen an den Menschen in ihrem Umfeld aus. Es fällt mir an dieser Stelle schwer auf ihrer Seite zu stehen, quält sie doch den sie liebenden Ehemann und ein junges Mädchen, das sich für ein paar Monate bei den beiden vor ihrem Leben versteckt. Letztlich muss ich aber doch einsehen, dass die Wut, die Jill nach außen trägt, nur kondensiertes Leid ist, das sie selbst Jahre nach ihrer fehlgeschlagenen Flucht aus Australien und einer blühenden Karriere als Kinderbuchautorin, nicht zum verblassen oder gar verschwinden bringen kann. Jack ist immer da, in ihren Gedanken, an ihrer Seite und selbst als er seinen Lebensabend kriegsversehrt im Rollstuhl zubringt sitzt er Jill noch im Nacken. Diese unmögliche Situation mit der die beiden wohl oder übel Leben müssen wird von Helen Hodgman atmosphärisch dicht erzählt. Die Sonne senkt sich über dem australischen Outback und ich verliere irgendwann die Hoffnung, dass sie jemals wieder aufgehen wird. “Jack & Jill” ist trotz seiner relativen Kürze ein Roman, der Gefahr läuft die Stimmung seiner Leserin auf längere Sicht etwas einzutrüben. Schwer liegt mir die Geschichte im Magen, auch wenn Helen Hodgman gegen Ende doch noch die hellen Farben aus der Schublade holt und ein paar Hoffnungsschimmer an den Horizont malt. Den generellen Ton des Roman, den Schatten der bei der Lektüre auf mein Gemüt fällt, kann dies im Nachhinein allerdings nicht ändern, bzw. verscheuchen. So ist dieser Roman, besonders von Leserinnen mit zarten Gemütern – hin und wieder zähle ich mich dazu – mit Vorsicht zu genießen, genießen wird die geneigte Leserin ihn aber auf jeden Fall.

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