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Rezension zu
Reykjavík

Spannender Islandkrimi mit interessanten Charakteren und faszinierendem Setting

Von: Wandern zwischen Büchern
15.02.2024

Ein Mädchen verschwindet, ein Land steht Kopf – das ist der Kern des Islandkrimis „Reykjavik“ aus der Feder von Ragnar Jónasson und Katrín Jakobsdóttir (aus dem Isländischen übersetzt von Andreas Jäger). Die Ausgangssituation ist damit so simpel wie faszinierend, denn man kann sich gut vorstellen, dass ein ungeklärter Vermisstenfall ein so ruhiges Land wie Island jahrzehntelang beschäftigt – noch dazu, wenn es sich bei der Vermissten um ein 15-jähriges Mädchen handelt. Und so erstreckt sich die Handlung von „Reykjavik“ über einen Zeitraum von 30 Jahren, angefangen bei dem Verschwinden von Lára 1956 bis hin zu den Recherchen eines ambitionierten Journalisten im Jahr 1986. Natürlich steht dabei im Vordergrund die Enthüllung dessen, was mit Lára passiert ist. Jónasson und Jakobsdóttir zeichnen zugleich aber ein interessantes Bild der isländischen Gesellschaft in den 1980er Jahren und beleuchten die Geschehnisse auch vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und des legendären Treffens zwischen Reagan und Gorbatschow in Reykjavik 1986. Wechselnde Perspektiven geben außerdem von Anfang an Anlass zur Spekulation – wer könnte etwas mit dem mysteriösen Verschwinden des Mädchens zu tun haben, wer hat etwas zu verbergen und wer möchte vielleicht jemanden schützen? Auch die Ermittlungsarbeit wird im Laufe der Zeit von unterschiedlichen Personen durchgeführt, was gleichzeitig verschiedene Ansätze liefert und die Handlung dynamisch macht. Die Auflösung am Ende hat für mich noch eine kleine Überraschung bereitgehalten, war aber gar nicht unbedingt das Spannendste an diesem Krimi. Vielmehr geht es um Vertuschung, um unzureichende Ermittlungsarbeit und um das Porträt einer eingeschworenen Gemeinschaft. Etwas schade fand ich es allerdings, dass einige Personen, zu denen es im Verlauf der Handlung so manche Andeutung gibt, am Ende gar nicht nochmal aufgegriffen und einfach fallengelassen werden. Auch habe ich die Handlung gerade in der Mitte als etwas zäh und langatmig empfunden. Trotzdem ist „Reykjavik“ für mich ein gut gemachter Islandkrimi mit interessanten Charakteren und einem faszinierenden Setting – gerade auch durch die historischen Bezüge. Das Hörbuch wird von Matthias Scherwenikas außerdem perfekt in Szene gesetzt. Für mich also ein spannendes Hörvergnügen mit kleinen Abstrichen.

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