Rezension zu
Kinderköpfe ticken anders

🗨️ Ratgeber, vor allem die, um die es um ganz viel Erziehungswissen geht, sind nicht so wirklich meins. Schon aus Prinzip nicht und schon gar nicht, wenn sie als "Übermutter-Ratgeber" daherkommen, völlig aus der Luft gegriffen Dinge erklären, die SO im Alltag absolut nicht umsetzbar sind. Wenn schon die Theorie der Erzieherausbildung für immer Theorie bleiben wird, dann wird das auch ein Erziehungsratgeber eines 'Ich - hab - die - Erziehungsweisheit - mit - Löffeln - gefressen' Autors nicht richten können. 🗨️ ABER dieses Buch hat mich auf Anhieb angesprochen. Kein Cover mit einer übertrieben glücklich aussehenden Familie. Kein Titel alá "Wie Sie zur Top-Mutter werden". 🗨️ Schlichtheit, Grün- und Gelbtöne, sowie drei Tiere (darunter ein mega niedliche Eidechse) locken einen an. Genau diese Kombination hat mich dazu bewogen, mich für dieses Buch zu entscheiden und enttäuscht wurde ich definitiv nicht. 📖 Goldmann Verlag ✍🏻 Kate Silverton 🖌️ Korda Ace 🔎 "Kinder erziehen mit der Eidechse, dem Pavian und der Eule 💭🗨️💭🗨️ Ja, Kinderköpfe ticken anders und vor allem ganz und gar nicht so, wie der eines Erwachsenen. Diese (harte) Erfahrung musste auch die Autorin des Buches machen, der, obwohl sie Kinderberaterin ist und eigene Psychotherapieerfahrungen gemacht hat, diesbezüglich so einiges nicht klar war. In klaren und manchmal harten Worten erklärt sie das kindliche Gehirn und dessen Funktionsweise. Den Leser macht sie bekannt mit den drei Tieren, die 'in den Köpfen unserer Kinder hausen'. Eidechse, Pavian und Eule spielen eine wichtige und plausible Rolle. Dabei nehmen diese Tiere ganz unterschiedliche Rollen ein. Die Eidechse ist für den Instinkt zuständig, handelt also völlig getrieben von seinen Gelüsten. Der Pavian ist für Sozialverhalten, Bindungsfähigkeit und für das Leben im Hier und Jetzt zuständig. Die (kluge) Eule steht für rationales Denken, Fantasie und der Fähigkeit zur Problemlösung. In den folgenden Kapiteln erklärt die Autorin anhand vieler privater Situationen das Zusammenspiel dieser drei Tiere, gibt Einblicke in die Hirnforschung, hält Kästen mit wissenswerten Infos zum Thema bereit und bietet viele erprobte 'Werkzeug-Tipp' zum (sofortigen) Umsetzen. 💭🗨️💭🗨️ Eltern sein ist hart. Viel zu oft fragt man sich am Abend, warum dieser Tag so doof lief, warum diese eine Situation so eskaliert ist, warum man sein Kind einfach nicht versteht, warum man sich fühlt, als sei man die schlechteste Mutter/der schlechteste Vater der Welt. Eins vorweg: egal wer, was, wann, wo, wie sagt: jeder von uns gibt sein Bestes, WIR sind, bevor wir Eltern sind, erst einmal alle 'nur' Menschen und das vergessen wir leider und vor allem im Alltag mit Kids viel zu oft. Weil die Gesellschaft es erwartet. Erwartet, dass wir unsere Kinder "im Griff haben" und sie in ihre Schranken weisen, wenn sie sich vermeintlich "schlimm" benehmen. Fakt ist, dass es in den ersten fünf Jahren "am schlimmsten" ist. Nicht, weil die Kinder schlimm sind, sondern weil sie lernen, in einer Gesellschaft wie unserer zurechtzukommen, ihren Platz zu finden und festzustellen, "wie der Hase hier überhaupt läuft". Wut, Trotz, Streit und Tränen sind da vorprogrammiert, denn die Welt der Erwachsenen geht nicht unbedingt mit den Vorstellungen der Kinder einher. Das vorliegende Buch ist kein klassischer Erziehungsratgeber, der mit erhobenem Zeigefinger auf all die erschöpften Eltern zeigt und sagt: "Ihr schafft es nicht! Hättet ihr es besser mal gelassen." Neben interessanten Informationen zu verschiedenen Hirnforschungsstudien gibt die britische Entwicklungspsychologin Kate Silverton viele Tipps für die eigene und die familiäre Entspannung, beziehungsbildende Maßnahmen und Umgangstipps mit 'wütenden' Kids. Die Eulenweisheiten fassen das Wichtigste des jeweiligen Themas/Kapitels zusammen und geben einen abschließenden Überblick. Es ist nicht immer einfach, richtig zu reagieren. Aber wir können es zumindest versuchen. Fazit: Natürlich ist nicht immer ALLES umsetzbar, aber es ist ein schöner und interessanter Ansatz, die eigenen Erziehungsmethoden zu hinterfragen seine Kinder und sich selbst besser kennenzulernen. Vieles, was im Kindesalter passiert, beeinflusst unser Leben nachhaltig. Trotzdem müssen wir uns IMMER, IMMER, IMMER daran erinnern, dass wir Menschen sind mit eigenen Gefühlen. Kein Kind wird durch den (dringend nötigen) Wutausbruch/das Lauterwerden der Mutter oder des Vaters nachhaltig geschädigt. Im Gegenteil: der Umgang mit den eigenen und den Gefühlen der Mitmenschen ist wichtig. Das Leben KANN einfach nicht immer wunderbar laufen, das müssen leider auch schon unsere Kinder lernen. 💭