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Rezension zu
Björnstadt

Realistisch und Lebensnah

Von: Eule und Buch
12.03.2023

Björnstadt ist eine kleine schwedische Stadt mitten im Wald. Seit Jahren schon ziehen die Menschen von dort weg, denn es gibt wenig Chancen, das Leben ist einfach und hart und die Menschen sind genauso. Die gesamte Hoffnung der Stadt liegt auf dem Eishockeyclub. Und tatsächlich scheint dieser nun, nach langen Jahren ohne Erfolg, endlich wieder eine Chance haben, denn die Jugendmannschaft steht kurz vor dem Einzug ins Finale. Da begeht der Starspieler der Mannschaft eines Nachts ein brutales Verbrechen und plötzlich werden Loyalitäten in Frage gestellt und niemand weiß, was oder wem er glauben soll. Ich habe es bereits in meiner Rezension zu „Ein Mann namens Ove“ geschrieben, aber Fredrik Backman hat tatsächlich ein Händchen dafür, Charaktere absolut lebensnah zu schreiben, mit all ihren Fehlern, ohne über sie zu urteilen. In diesem Buch tut er das direkt bei einer ganzen Kleinstadt. Jeder einzelne Charakter – und davon gab es eine große Menge – wirkte auf seine Weise lebensnah und echt und ich konnte beinahe jede Handlung bis zum Ende nachvollziehen. Und auch wenn ich dies generell gut fand und es mir das Gefühl gab, Teil dieser Kleinstadt zu sein, in der jeder jeden kennt, so hat sich der Autor meiner Meinung nach keinen Gefallen damit getan. Nicht jeder Charakter braucht eine ausgefeilte, tragische Hintergrundgeschichte, die Lesende bis ins kleinste Detail erfahren müssen. Gerade im frühen Mittelteil des Buches hat dies das Tempo sehr gedrosselt und ich hatte ein ums andere Mal das Gefühl, dass ich einiges gar nicht so genau wissen müsste, damit die Geschichte funktioniert. Das Tempo des Buches war so oder so wirklich sehr langsam. Die ersten 170 Seiten handelten nur vom Tagesablauf eines fast normalen Tages und davon behandelte der größte Teil nur die ersten Stunden des Morgens. Auch wenn der Rest des Buches etwas weniger kleinschrittig war, so hatte ich doch das Gefühl, dass es viel zu lange dauerte, bis wirklich etwas in der Geschichte passierte. Ein letzter Kritikpunkt war für mich zudem die Struktur der einzelnen Kapitel, die immer gleich war. Irgendwann wurde es für mich repetitiv in kurzen Abschnitten zwischen verschiedenen Sichtweisen hin und her zu wechseln, um in jedem Kapitel ein Thema zu explorieren. Ich muss hier aber dennoch sagen, dass auch wenn mir die Struktur nicht so zusagte, diese dennoch etwas Besonderes und die Signatur des Autors ist. Nur weil sie mir nicht subjektiv gefällt, heißt dies nicht, dass diese generell schlecht ist. Trotz dieser Kritikpunkte möchte ich dieses Buch dennoch am liebsten einem Großteil aller Menschen zum Lesen geben, denn die Geschichte ist so viel mehr als ihre Struktur. Hier werden Themen wie rape culture, zu starke Loyalität und Männerkultur behandelt. Bei jedem einzelnen wird dabei gezeigt, welche Probleme sie mit sich bringen (können), woher sie kommen, wie sie funktionieren und das ohne die meisten Individuen direkt anzugreifen oder zu bewerten. Backman zeigt gut, dass es sich etwa bei rape culture um ein strukturelles Problem handelt und auch wenn einige Individuen sich hier mehr oder weniger gut verhalten, dass die Gruppendynamik oft mehr damit zu tun hat, als sie selbst. Dieses Buch ist in dieser Hinsicht bemerkenswert und ich habe bisher kein Buch gelesen, welches sich auf diese Weise mit Themen auseinandersetzt. Und obwohl ich mich immer mal wieder über die oben genannten Schwächen geärgert habe, war ich doch insgesamt so beeindruckt von diesem Buch, dass ich es unbedingt weiterempfehlen möchte! Fazit: „Björnstadt“ nimmt sich einiger schwerer Themen an und zeichnet diese realistisch nach, mit lebensnahen Charakteren, die nachvollziehbar handelten. Obwohl mir das Tempo und die Struktur des Buches nicht unbedingt zusagten, möchte ich das Buch dennoch unbedingt weiterempfehlen!

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