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Rezension zu
Der Mensch und die Macht

Der Mensch und die Macht Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert - Ian Kershaw

Von: Textopfer
05.03.2023

Der Mensch und die Macht Über Erbauer und Zerstörer Europas im 20. Jahrhundert Ian Kershaw Erschienen bei DVA Was soll man sagen? Er ist mittlerweile der Inbegriff der hohen Kunst der modernen Geschichtsschreibung Europas! Bestens recherchiert, analytisch/psychologisch-tiefgreifend, umsichtig, pointiert – ja, da wo andere 100 Sätze schreiben, schafft er es die Dinge in fabelhaften maximal 10 Sätzen umfassend zu erklären, darzustellen und zeitweise Unbegreifliches begreiflich zu machen! Es macht einfach Spaß so Geschichtseinblicke zu erhalten! Wer Ian Kershaw noch nicht gelesen hat, sollte dies zeitnah ändern. Dieses Buch, mit 20 Essays über mächtige Menschen im 20. Jahrhundert, könnte ein guter Einstieg sein. Kershaw ist wohl einer der einflussreichsten Historiker unserer Zeit und hat die besondere Fähigkeit großen Sinnzusammenhängen unkompliziert, aber ohne banalisieren oder oberflächlich zu werden, aufs Wesentliche zu bringen. Es macht einfach Spaß einen Meister bei der Arbeit "zu lesen". Das ist Klasse für Geschichtsfans, aber auch für die, die einen guten Einstieg in diesen Bereich suchen. Ian Kershaw kann einfach so wunderbar schreiben. Zum Werk Kershaw macht von hier vorneherein klar, dass es sich bei seinen Essays zu diesen mächtigen Politikern nicht um Minibiografien handelt. Nein, er will uns hier mehr über die Funktion, Mechanismen von Macht erklären. Und viel über die Wechselwirkung zwischen dem Menschen und der Macht! Wer strebt zu Macht? Was macht dies aus ihm/ihr? Interessant ist - und der Autor macht selbst drauf aufmerksam - dass unter den sehr mächtigen des letzten Jahres in Europa, nur eine Frau zu finden ist: Die eiserne Lady Margaret Thatcher! Sonst nur alte weiße Männer. Willkommen im 20. Jahrhundert (Anmerk: Wobei zu unserem Zeitpunkt noch nicht klar ist, ob das 21. Jahrhundert sich einmal anders präsentieren wird). Einblicke: Kershaw lässt uns über diese mächtigen Menschen nachdenken, indem ihr uns noch einmal kurz skizziert, wie denn ihr Lauf zur Macht war und was wir über ihr Handeln, ihre Marotten, ja ihr Sein wissen. So Lenin, den eigentlich vor seiner Rückkehr nach Russland im April 1917 dort fast keiner kannte. Eine wahrscheinlich erst einmal seltsame Gestalt: In armseligen Kleidern, aber mit einem scheinbar wirkungsvollen Intellekt ausgestattet. Kershaw setzt die Mähr grade, dass Lenin innerhalb der Bolschewiki im ZK wie ein Autokrat handeln konnte. Dies war bei weitem so nicht der Fall. Aber er hatte die Autorität des anerkannten Strategen, dessen Voraussagen so oft zugetroffen hatten. Diktatoren und Demokraten Mussolini dürfte auch vom Äußeren her oft unterschätzt worden sein. Somit trauten ihm viele nicht diesen hohen Grad an Brutalität zu. Der Duce, der in seiner Entwicklung immer mehr als "schwacher Diktator" im Schatten Hitlers wirkte, bot jedoch zum Ende seines Lebens nochmals alle Rücksichtslosigkeit auf, die ihn einst nach oben gebracht hatte. Oder Josef Stalin, der entgegen dem, was wir vom überzogenen, brutalen Ego eines Diktators erwarten, nur selten die Stimme erhob oder in Wut ausbrach. Jedoch war alles Handeln voll paranoidem Misstrauen. Aber nicht nur Despoten und Diktatoren sind Gegenstand der Betrachtung der Macht, sondern auch der immer wieder als Retter der Freiheit der westlichen Welt viel geehrte Winston Churchill, Konrad Adenauer oder Helmut Kohl. Ein Buch, das viel Einblick bietet und auch viel Perspektive zu Themen, die man vielleicht schon alle zu kennen glaubte!

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