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Rezension zu
Twisted Tales Collection

Perfekt für Fans von Märchenadaptionen oder Disney-Klassikern

Von: Christian Handel
18.02.2023

Dass Autor*innen sich altbekannter Märchen und Sagen annehmen, um aus ihnen neue Geschichten zu spinnen, ist nichts Neues. Der Artus-Mythos wurde z. B. über die Jahrhunderte immer wieder von unterschiedlichen Kreativen aufgegriffen. Moderne Autor*innen haben aus Märchen wie Cinderella Romane wie Ella Enchanted gemacht. Und auch die Disney Company verzaubert uns seit vielen Jahrzehnten immer wieder mit traumhaften Zeichentrick-Adaptionen klassischer Geschichten. Neu und ungewöhnlich ist hingegen, dass diese Animationsfilme selbst nun wiederum die Grundlage für fantastische Adaptionen bieten. Serena Valentino betrachtet beispielsweise seit einigen Jahren in ihrer Disney Villains-Reihe die beliebten Disney-Meisterwerke in neuem Licht. Die Disneys Twisted Tales-Reihe geht ähnlich vor. Auch sie taucht ein in die Welten der beliebten Filmklassiker und erzählt diese gleichzeitig anders und neu, erweitert sie oder erschafft faszinierende Alternativen. Unterschiede zu den Disney Villains-Geschichten Im Unterschied zur Villains-Reihe stehen die Bände der Twisted Tales jeweils für sich und können unabhängig voneinander gelesen werden. Als weiteren großen Vorteil habe ich beim Hören empfunden, dass die Autorinnen das Konzept der Reihe ganz unterschiedlich für sich interpretiert haben. Ausgangspunkt des jeweiligen Romans ist zwar immer eine “Was wäre, wenn”-Frage: Was wäre, wenn die böse Königin nicht Schneewittchen, sondern ihren Prinzen vergiftet hätte? Wenn Dornröschen nie erwacht wäre? Wenn das Biest von der Mutter der Schönen verflucht worden wäre? Vom Aufbau her unterscheiden sich die einzelnen Bände trotzdem voneinander. Während eine Autorin sich beispielsweise recht eng an die Disney-Vorlage hält und diese nur marginal anpasst, dafür aber mit einer parallel erzählten Vorgeschichte für einen zentralen Charakter ergänzt, nutzt eine andere Autorin das Konzept, um eine ganz andere Alternativ-Geschichte im Vergleich zur Filmvorlage zu liefern. Eine dritte Autorin wiederum erzählt ein phantastisches Abenteuer, das sich wie eine (zugegeben recht lange und epische) “Deleted Scene” in die bekannte Filmhandlung einfügen lässt. Konkrete Beispiele: In SPIEGLEIN, SPIEGLEIN greift Jen Calonita den ersten großen Disney-Klassiker Schneewittchen auf. Viele Szenen, die sie schildert, stammen fast eins zu eins aus dem Film. Durch clever eingefügte Zusatzinformationen bekommen diese allerdings eine neue Bedeutung und/oder mehr Hintergrund. Das Besondere an ihrer Adaption ist allerdings, dass sie alternierend zur Haupthandlung noch die Vorgeschichte der Stiefmutter erzählt. Bei Calonita ist die böse Königin Schneewittchens Tante, wir erfahren, wie und warum ihr Herz so bitter geworden ist und auch wie sie in Besitz des Zauberspiegels gelangte. In ELSAS SUCHE taucht ebenfalls Jen Calonita in den weltweiten Blockbuster Frozen aka Die Eiskönigin ein. Der Film selbst basierte so lose auf Andersens Schneekönigin, das in Bezug auf das Original eigentlich nur noch Motive erkennbar sind. Die Autorin erlaubt sich deshalb auch eine im Grunde völlig neue Handlung: Hier treffen die Eltern von Anna und Elsa eine folgenschwere Entscheidung, um ihre Mädchen zu schützen. Durch einen Zauber kann sich außer ihnen niemand mehr daran erinnern, dass Anna die Tochter des Königspaars ist. Sie wächst in einem Bergdorf bei einer Bäckersfamilie auf, Elsa im Schloss, ohne von ihren eisigen Kräften etwas zu wissen. Die Lage eskaliert, als König und Königin auf hoher See verschollen, Elsas Kräfte sich Bahn brechen und sie von der geheimnisvollen “Anna” erfährt, ohne zu wissen, um wen es sich dabei handelt. Sie will das Geheimnis lösen – während ihre Schwester sich nach einem neuen Leben sehnt. Das Buch würde sicher auch als ganz eigenständige Geschichte funktionieren. Dadurch, das Calonita aber ständig Elemente aus der Verfilmung aufgreift und sehr clever mit einstreut (Anna, wenn auch in anderer Umgebung und nicht adelig, wacht genau so verschlafen auf wie in der Verfilmung; auch ihr erstes Treffen mit Sven und Kristoff läuft gleichzeitig anders und doch ganz ähnlich), entsteht beim Hören ein ganz heimeliges Gefühl. Dieses wird übrigens noch durch die hervorragende Lesung von Hedi Honert verstärkt. In DUNKLE SCHATTEN wiederum springt Elizabeth Lim inmitten die Handlung des Films und erzählt ein in sich geschlossenes neues Abenteuer: Nachdem Hauptmann Shang vom Hunnenanführer Shan Yu im Kampf lebensgefährlich verletzt wird, muss Mulan in die Unterwelt Diyu reisen, um ihn vor dem Tod zu retten. Das packende Abenteuer, gespickt mit Motiven aus der asiatischen Mythologie, funktioniert wie oben erwähnt wie ein Einschub in den Film. Und falls euch der Name Elizabeth Lim bekannt vorkommt: Sie ist die Autorin, die derzeit mit Romanen wie Ein Kleid aus Seide und Sternen sowie Die sechs Kraniche auch bei uns Erfolge als Autorin von Märchenadaptionen feiert. Lohnt sich die schön aufgemachte Hörbuch-Box denn? Ich würde sagen: Unbedingt ja. Auf fünf MP3-CDs bekommt ihr insgesamt fast fünfzig Stunden Hör-Vergnügen, eingelesen von den fünf exzellenten Sprecherinnen Hedi Honert, Anja Gräfenstein, Sandrine Mittelstädt, Anja Stadlober und Gabrielle Pietermann. Der Verlag empfiehlt die Hörbücher ab 12 Jahre. Ich würde aber sagen, dass Eltern, wenn sie die Geschichten gemeinsam mit ihren Kindern hören, teils auch schon ab 10 Jahren reinhören können. “Elsas Suche” ist tonal her meines Erachtens z. B. etwas jünger als “Die Schöne und ihr Geheimnis” – eine Die Schöne und das Biest-Variante, die mitunter recht düstere Themen verhandelt. Anders als in der Vorlage ist die moralische Ausarbeitung der Figuren hier etwas grauer, was mir beim Hören viel Spaß gemacht hat.

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