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Rezension zu
Melodie des Bösen

Spannender und bildgewaltiger Krimi in Paris 1925: großes Kino!

Von: Wortkosterin
22.12.2022

Ich kann "Melodie des Bösen" von Britta Habekost sehr empfehlen. Die Lektüre bietet ein intensives Eintauchen ins Paris 1925 und in die Welt des Jazz. Die faszinierende Atmosphäre hat noch lange nach dem Auslesen in mir nachgehallt. Worum geht es? Siehe Klappentext. Es ist Band 2 der Reihe um Ermittler Julien Voiric, die Handlung setzt wenige Monate nach den Geschehnissen von Band 1 "Stadt der Mörder" ein. Mir hat "Melodie des Bösen" besonderes Vergnügen bereitet, weil ich die Hauptfiguren nun noch besser kennenlernen konnte. Während Lysanne (eine junge Krankenschwester, die ihre Berufung als Journalistin gefunden hat) emotional im Zentrum von Band 1 stand, bot Band 2 nun viel Entfaltung für den vielschichtigen, bedächtig wirkenden Julien Vioric, in den ich mich beim Lesen geradezu verliebt habe. Und ich habe mich über ein Wiedersehen mit den Surrealisten gefreut. Besonders der Dichter Louis Aragon sorgt mit seiner fantasievollen Verspieltheit für Momente der Leichtigkeit. Hinzu tritt nun die Welt des Jazz, die in einem spannungsreichen Dialog mit der Klassischen Musik steht. Die Jazz-Musiker wecken den Hass der rechtsradikalen "Bewahrer" der französischen Kultur, aus diesem Konflikt speist sich der Kriminalfall. Den Fall hat die Autorin raffiniert konstruiert (sie streut subtil alle wichtigen Hinweise zur Lösung des Falls ein) und es macht beim Lesen Spaß, den Ermittlungen zu folgen und selbst mitzudenken (mit meinem Verdacht lag ich richtig). Besondere Highlights: der schillernde Schauplatz Paris und die fulminante Sprache! Britta Habekost entfaltet mit ihrer bildreichen Sprache eine ganz besondere Ästhetik (das Schöne und das Vergängliche liegen oft dicht nebeneinander). Oft habe ich im Leserausch bewusst inne gehalten, um die prallen Sinneseindrücke auf mich wirken zu lassen und der Musik der Worte nachzuspüren. Dieses Paris konnte ich so lebhaft sehen, riechen, schmecken, fühlen und hören! Der üppige Szenerie-Bogen reicht vom fahlen Friedhof Père Lachaise bis zur pulsierendes Jazz-Tanzbar, vom eleganten Konzertsaal zum modrigen Klavier im Souterrain, vom Seziertisch zum Frühstückstisch im Gewitter. Es ist ein effektvolles Wechselspiel von leisen, melancholischen Szenen (mit intimer Introspektion der Figuren und zarten, innigen Momenten) und opulenten Massenszenen, die alle Sinne fluten. Das ist große Oper! Das Opernhafte im Showdown setzt die Autorin gekonnt ein. Erzählerisch ist sie "klassisch" darin, dass sie einen Kriminalfall nach genretypischer Struktur entfaltet und die Lesenden damit abholt und hineinlockt in ihre Welt, in der sie "ihren Jazz" spielt: poetische Sprache und Kunst als Sujet. Für wen ist das Buch geeignet? Wer einen spannenden Kriminalfall in historischem Setting sucht, wird hier bestens unterhalten. Wegen der teils düsteren Stimmung und ernsten Themen ist es kein „Cosy Crime“ (wer zart besaitet ist, könnte über ein paar brutale Details stolpern). Dennoch ist der Roman keine „schwere Kost“ (denn: gut verständlich mit einer klaren Sprache, die ihre Wirkung aus starken Bildern entwickelt), vielmehr ist er eine Delikatesse zum Genießen! Wer gerne Romane mit gehobenem Niveau liest, psychologisch schlüssige Charaktere mit Tiefgang schätzt, eine sprachlich schöne Erzählweise liebt, findet hier ein Schlemmerland. Wer sich zudem für Paris und für Kunst (Klassische Musik, Jazz, Surrealismus) interessiert, ist beim Lesen im Siebten Himmel (so wie ich :-)). Ein zusätzliches Zückerli lag für mich in der romantischen Annäherung zwischen Julien und Lysanne.

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