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Rezension zu
Targaryen

Die Dynastie der Drachen und Könige.

Von: literaturnova
18.12.2022

George R.R. Martin erschuf mit »Ein Lied von Eis und Feuer« einen Meilenstein der Fantasy-Literatur. Beachtliche Anerkennung erhielt er darüber hinaus für die Verfilmung seines Werkes als »Game of Thrones«. Nachdem die Serie 2019 ihr Ende fand, trat deren Vorgeschichte drei Jahre später als »House of the Dragon« ihren Dienst an. Diese zweite Serie thematisiert den Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen, das auch im gleichnamigen Buch von Belang ist. »Targaryen – Der Aufstieg des Drachen« bündelt die Geschichte der Familie von deren Flucht aus Valyria bis hin zu König Aegon III. – eine Geschichte von fast anderthalb Jahrhunderten. Geschrieben wurde es von George R.R. Martin zusammen mit Elio M. García Jr. und Linda Antonsson – beides Co-Autor:innen des »Westeros«-Bandes, an dem sich dieses Buch stark orientiert. Am Ende entstand eine Mischung aus Bildband und Lexikon, eine wahre Fundgrube für alle Fans des Fantasy-Universums. Der etwa 350 Seiten umfassende Band erschien im Dezember 2022 als gebundene Ausgabe im Penhaligon Verlag zu einem derzeitigen Preis von 49€. Übersetzt wurde das Buch aus dem Amerikanischen von Andreas Helweg. Menschen, den Göttern gleich. Eine Vision aus in die Lüfte schießender Lava, brennenden Steinen und aufsteigenden Flammen, höher als die Sonne, ließ ein junges Mädchen aus ihren Träumen erwachen. Viele misstrauten dem Geträumten, doch die Targaryens gingen kein Risiko ein und zogen Richtung Westen in ihre Festung, »Drachenstein« genannt. Jahre später sahen sie den Rauch in der Ferne, der trotz der Distanz deutlich zu erkennen war. Ihre Heimat, das uralte Valyria erstarb unter Hitze und Rauch. Mit der Stadt ging ihre Bevölkerung und ihre Drachen ebenfalls dahin. Die Targaryens blieben als eine der wenigen verschont und waren nun die letzten Drachenreiter. Gerettet von einer Vision, die nicht die letzte gewesen sein sollte. Die neue Heimat war rau und von Konflikten gezeichnet. Westeros, der westlich gelegene Kontinent der bekannten Welt, war unter vielen kleineren und größeren Herrschern aufgeteilt, die nach ihrem Gutdünken Gesetze erließen und Traditionen pflegten. Trotz der geringen Anzahl an Verbündeten träumte Aegon davon, den Kontinent unter einem König zu einen. Er sah sich selbst auf einem Thron sitzen und begann mit der Planung seiner Eroberungen. Innerhalb kürzester Zeit fielen dank der verbleibenden Drachen die Lords und Ladys des riesigen Kontinents vor den Targaryens auf die Knie. Königreich um Königreich schwor dem neuen Herrscher die treue und bald war – bis auf eine Ausnahme – der Kontinent geeint. Aegon der Eroberer, Erster seines Namens, wurde der erste König von Westeros. Von diesem Moment an, sollte das Haus Targaryen das Königreich von dem Eisernen Thron aus für fast drei Jahrhunderte lang regieren. Trotz diverser Rebellionen, Kriege, Komplotte und Ermordungen schien die Familie zu bestehen. »Targaryen – Der Aufstieg des Drachen« stellt die einzelnen Könige der ersten Hälfte der langen Herrschaft des Hauses vor, erläutert die Umstände, die zu Krönungen führten und gibt grundlegenden Einblick in deren Art zu regieren. Insgesamt sieben verschiedene Könige finden Platz in den ersten fast anderthalb Jahrhunderten, unter ihnen gerechte wie grausame Herrscher. Mehrfach musste über die Thronfolge gestritten werden, weil keine eindeutigen Erben hervorgingen. Immer wieder führten Konflikte, Kriege und Intrigen das Reich an den Rand des Abgrunds, mehr als ein Mal standen sich Targaryens im Kampf ihren Angehörigen gegenüber. Zwischen Eroberung des Kontinents und dem Tanz der Drachen liegen viele Jahrzehnte ereignisreicher Geschichte. Aufstieg und Niedergang gingen Hand in Hand und füllten die Chroniken des Reiches. Es entstanden Erzählungen, die es allemal Wert sind, bewahrt zu werden. Dunkle Worte, helle Seiten. Während George R.R. Martins Reihe – die bisher noch auf ihre Vollendung wartet – eine Ansammlung an Perspektiven darstellt, ist dieses Buch eher ein Nachschlagewerk. Es hat keineswegs den Anspruch in die Fußstapfen von »Ein Lied von Eis und Feuer« zu treten, noch dessen Vorgeschichte »Feuer und Blut« weiter zu erzählen. Viel mehr ist es ein Lexikon über die Geschehnisse in der Zeit, als die Targaryens herrschten. Es ist ein Buch, das kurze, aber detaillierte Einblicke in Intrigen und politische Entscheidungen gibt, ohne sich dabei einer bestimmten Perspektive hinzugeben. Das Buch erweckt den Anschein, als sei es von einem der Maester geschrieben worden, die das Wissen der Welt bewahren. Dieser Idee wird der Band ohne Zweifel gerecht. Es ist eine Abfolge von Handlungen und Ereignissen und damit eher eine Ergänzung zu Martins ursprünglichem Werk. Eine Schatzkammer, gefüllt mir Erzählungen einer fiktiven Welt. Fast hundertfünfzig Jahre und sieben Könige werden so illustriert – durch Text wie durch Bild – ohne dabei den Blick auf das restliche Reich zu verlieren. Die Sprache des Bandes ist demnach schlicht, gleicht eher einem Sachbuch als einem Roman. Durch die schnelle Abfolge an Geschehnissen aber bietet das Buch nur wenig Platz für Nüchternheit, die Sachbüchern häufig innewohnt. Mit Geschick und Illustration wird die Spannung aufrecht erhalten, wird eine Atmosphäre erzeugt, die zwar mit jener von »Ein Lied von Eis und Feuer« nicht mithalten kann, aber dennoch einen ganz eigenen Charme beherbergt. Es ist ein Stil, dem man sich hingeben muss. Ist dies erst gelungen, erwartet eine neue Perspektive auf eine Welt, die so viele Geheimnisse bereit hält. Selbst die Gestaltung des Buches kann überzeugen. Sein großes Format lädt wenig dazu ein, es auf langen Zugfahrten zu lesen, doch wer es sich zuhause an einem Schreibtisch bequem machen möchte, wird sich an der Größe nicht stören lassen. Das Cover ist erwartungsgemäß mit einem Drachen und mit Feuer versehen, typisch für die Targaryens. Die Abbildungen im Inneren des Werkes sind allesamt faszinierend, sie allein sind es Wert, dieses Buch zu lesen. Ein Portrait nach dem anderen wird ergänzt von Karten und wunderschönen Landschaften. Hier zeigt sich die künstlerische Ader der Fantasy-Literatur von ihrer besten Seite und entführt in die Schönheit nicht realer Welten. Wäre der Text allein nur wenig Imstande, das Buch zu dem zu machen, was es ist, ist es doch die Mischung aus Schrift und Bild, die dieses großartige Werk erschafft. Eine Harmonie, die den Charakter des Buches bilden. Die Empfehlungen und das Fazit. Das Werk ist zweifellos ein Kind seiner Zeit. So kurze Zeit nach der ersten Staffel von »House of the Dragon« bildet es ein Fundament, auf dem viele wichtige Fragen der Serie beantwortet werden können. Wie kam es, dass die Targaryens die Macht innehatten? Woher rührt die Prophezeiung, die König Viserys seiner Tochter Rhaenyra im Geheimen anvertraute? Weshalb stehen sich etliche Häuser so feindselig gegenüber? »Targaryen – Der Aufstieg des Drachen« liefert viele Antworten auf essentielle Fragen zur Serie, aber auch darüber hinaus. Es ist ein »Must Have« für alle Fans von »Ein Lied von Eis und Feuer«, »Game of Thrones«, »Blut und Feuer« oder »House of the Dragon«. Es ist ein grandioses Geschenk für all jene, die nicht genug von George R.R. Martins Welt bekommen können und die zurecht schon zu lang auf die Fortsetzung seines Hauptwerkes warten. Auch wenn es kein Roman ist, ist es doch Gefüllt mit jener Magie, die ein großes Werk ausmacht. Auch wenn sich das Buch meiner Meinung nach etwas zu sehr in seiner sprachlichen Zurückhaltung aufhält, es durchaus noch etwas poetischer und theatralischer hätte sein dürfen, ist es doch ein wahrer Schatz. Was dem Text fehlt, machen die Bilder wieder wett. Das Buch ist ein Lexikon, es ist ein Portrait einer Familie von Königen und Königinnen, von Lords und Ladys. Es ist die Geschichte einer Fiktion, die sich über anderthalb Jahrhunderte erstreckt und an keiner Stelle an Spannung verliert. Es wurde etwas großes erschaffen, wodurch das Warten auf den nächsten Band von »Ein Lied von Eis und Feuer« ein Stück erträglicher wurde. Es bleibt die Hoffnung, dass viele dieses besondere Buch unter ihrem Weihnachtsbaum finden werden, dass es vielfach gelesen und geliebt wird. Ich jedenfalls habe es geliebt – von der ersten bis zu letzten Seite, habe es förmlich verschlungen. Am Ende bleibt nichts anderes, als eine ganz, ganz große Leseempfehlung auszusprechen und zu hoffen, dass der zweite Band nicht allzu lang auf sich warten lässt.

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