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Rezension zu
Fortpflanzung nach Tagesform

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ganz mein Geschmack

Von: Eva-Maria Obermann
24.07.2015

Maike und ihr Freund Hummel sind soweit, sich an den praktischen Teil des Kinderwollens zu machen. Sie sind bereit, haben eine Liste abgearbeitet, die sie vorbereiten soll, beide sind voll des Tatendrangs. Doch nach Wochen und Monaten stellt sich bei Maike Panik ein. Es klappt nicht. Soll es vielleicht nicht klappen? Oder kann es gar nicht klappen? Sie wird hysterisch und auch Hummel ist am Rande des Nervenzusammenbruchs. Dass seine Arbeit ihn sowieso auslaugt und ihre Doktorarbeit mehr und mehr ins Stocken gerät hilft da so wenig, wie ein unselbstständiger Schwager und dessen Bitch (Hund, meine Güte, es ist ein Hund, tatsächlich, regt euch ab). Anschaulich und eindrucksvoll zeigt Buddenkotte, dass auch ein im ersten Augenblick perfektes Paar durch den fremd- und selbstauferlegten Druck der Zeugung in Wanken gerät und schnell in der Luft hängt. Selbstzweifel und Unsicherheit ist die Folge. Noch dazu kommt das Einsehen, dass auch sichere Alltäglichkeiten eben keinesfalls so sicher sind, wie wir kleinen Spießer gerne denken und dass allen voran immer noch die Frage steht, ob wir dabei auch glücklich sind. Schnell zeigt sich auch, dass Unsicherheit mit der eigenen Person auch dazu führt, die Umgebung in Frage zu stellen. Maike etwa sieht sich nicht nur überall mit ihrem Nichtmuttersein konfrontiert, sondern ist zunehmend empfindlicher gegenüber allem, was Hummel macht. Und der scheint gerade zu Beginn des Buches fast zu perfekt zu sein. Kein Draufgänger, gemütlich, wortgewandt, immer zur Stelle, wenn Maike ihn braucht. Es braucht, um klar zu werden, dass Kinderwunsch nicht immer Kinderwunsch ist und auch unausgesprochener Druck Druck. Der sarkastische, böse Humor gefällt mir dabei sehr gut. Voller ironischer Momente, die eigentlich nur das Leben schreibt, ist die Geschichte von Maike und Hummel nicht nur erschreckend realistisch, sondern auch mit einem halbwegs glücklichen Ende versehen, das keine wirkliche Antwort liefert, aber viel Möglichkeit. Ich bin mir sicher, dass Fortpflanzung nach Tagesform nicht für jeden Leser geeignet ist. Es hat Herz und Kopf, von beidem viel, so dass es unterhaltsam und anspruchsvoll zugleich ist, nimmt Kinderwunsch und Fortpflanzungsdruck zum Thema und sieht dabei vor allem Maike als Erzählerin mit der Mutterfigur konfrontiert, die sie absolut nicht leiden kann. Gut zu lesen, sehr interessant und absolut mein Fall.

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