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Rezension zu
Krähenmädchen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Langsam aber sicher faszinierend

Von: Gabis Laberladen
24.07.2015

Darum geht’s: In Stockholm taucht die grausam zugerichtete Leiche eines Jungen auf, den niemand zu vermissen scheint. Die Polizistin Jeanette Kihlberg bearbeitet den Fall und leider bleibt es nicht bei diesem einen toten Jungen. Sie entdeckt, dass die Psychologin Sofia Zetterlund mit einem der Opfer zu tun hatte und sucht ihren Rat. Was haben die ermordeten Flüchtlingskinder gemeinsam? Sind sie Opfer von Sexualverbrechern geworden? So fand ich’s: Es gibt mehrere Erzähler, die aus ihrem Leben berichten und dabei auch gerne mal ausführlich abschweifen, so dass wir genug Gelegenheit bekommen, sie gut kennenzulernen. Lange Zeit laufen diese Erzählstränge getrennt oder nur mit loser Verbindung zu einander. Mir war lange nicht klar, wieso das der erste Band der Victoria Bergman Trilogie ist, wo doch die Schwerpunkte mindestens genauso umfangreich bei der Polizistin Jeanette Kihlberg und der Psychologin Sofia Zetterlund liegen. Leider war mir Jeanette Kihlberg nicht besonders sympathisch. Ihr arbeitsscheuer Künster-Ehemann wird von ihr seit 20 Jahren durchgefüttert und Jeanettes passive Art in ihrem privaten Leben ärgerte mich ständig. Zudem kämpft sie dauernd mit einem schlechten Gewissen ihrem Sohn gegenüber, den sie oft genug sich selbst überlassen muss. Die Psychologin Sofia Zetterlund scheint ihr Leben dagegen wesentlich besser im Griff zu haben. Sie ist beruflich erfolgreich und hat sich auf dem Gebiet der Traumabehandlung einen Namen gemacht. Eingestreut werden dann noch die Kindheits- und Jugenderlebnisse von Victoria Bergman, die bei Sofia in Behandlung ist und offensichtlich lange Zeit von ihrem Vater missbraucht wurde. Die ständigen Wechsel zwischen den Erzählern und zwischen den Zeiten, die langen Abschweife zu Nebengeschichten und die ruhige Erzählweise des Sprechers haben dafür gesorgt, dass ich dieses Hörbuch habe – auf durchaus angenehme Art – dahin plätschern lassen, gelegentlich die Orientierung verlor, wer nun wann die eine oder andere Szene durchlebt, und von der Ziellosigkeit der Erzählung auch ab und zu irritiert war. Es dauerte sehr lange, bis ich wusste, worauf diese Geschichte abzielt und bis sie mich endlich packen konnte. Die geschilderten Grausamkeiten an den toten Jungen und das, was Sofia als Psychologin zu hören bekommt, sind nichts für zarte Gemüter und hinterlassen mit dem deprimierenden Eheleben Jeanette Kihlbergs eine düstere Grundstimmung. Ich hatte schon fast beschlossen, die beiden anderen Bände dieser Reihe nicht zu hören, als sich dann plötzlich die Realität zu verschieben begann. In kleinen Stücken erschien zuerst fast unmerklich eine ganz andere Wirklichkeit hinter dem, was man vordergründig wargenommen hat. Vieles war gar nicht so, wie man lange Zeit dachte, und plötzlich machten Dinge einen ganz neuen Sinn, die ich zuerst einfach so zur Kenntnis genommen hatte. Und spätestens im letzten Drittel hatte mich die Geschichte gepackt. Dazu muss man noch wissen, dass “Krähenmädchen” keine in sich geschlossene Handlung hat. Manche Tatsachen liegen auf dem Tisch, aber beendet ist diese Geschichte noch überhaupt nicht. So erscheint die relativ lange Einleitungsphase wieder sinnvoll, denn es ist innerhalb der Trilogie genug Zeit, um auf subtilere Weise zu erzählen als das bei einem Einzelband möglich wäre. Deshalb kann ich ein abschließendes Urteil erst abgeben, nachdem ich Band 3 beendet habe. Aber da nach längerem Anlauf mich diese Erzählung doch so gepackt hat, liegt hier die Fortsetzung “Narbenkind” schon bereit, denn so wie “Krähenmädchen” mit einem gehörigen Cliffhanger endet, kann es das für mich auf keinen Fall gewesen sein. Ich muss nahtlos weriterhören.

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