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Rezension zu
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen

Opulente bayerisch-sizilianische Familiensaga

Von: Welterleserin
15.08.2022

Was für eine Geschichte! Mario Giordano, in Deutschland geborener Schriftsteller mit sizilianischen Wurzeln, erzählt in seinem neuen Roman „Terra di Sicilia“ auf über 500 Seiten die Geschichte der Familie Carbonaro, insbesondere des Patriarchen Barnaba Carbonaro. Auch wenn viel Fiktion im Spiel ist, so wurde die Hauptfigur Barnaba doch inspiriert von Giordanos sizilianischem Großvater. Wir Leser*innen begleiten Barnaba von seinem 10. Lebensjahr 1890 bis zu seinem Tod 1960 und dass dies ein Vergnügen ist, verdanken wir nicht zuletzt Giordanos Erzählstil. Dieser verbindet deutsche Genauigkeit, zum Beispiel bei der Beschreibung der Arbeit auf den Zitrusplantagen, mit einer überbordenden sizilianischen Leichtigkeit, Überschwänglichkeit und orientalischen Buntheit. Bei der Lektüre ist die Reise nach Sizilien inklusive. Doch will man sich um 1900 wirklich in Sizilien aufhalten? Als deutscher Landadel, der sich die edlen Villen kauft und seine Zeit mit Fotografieren schöner Sizilianer*innen verbringt - gerne. Als Sohn eines armen sizilianischen Schneiders, wo das Geld kaum für Nahrung reicht, Gewalt, Rohheit und Aberglaube herrschen und keiner nachfragt, wenn Menschen einfach verschwinden oder tot aufgefunden werden – nein danke! Dieser Sohn, Barnaba, lernt wie seine Eltern nie das Lesen und ist gleichzeitig ein mathematisches Genie. Er entdeckt früh seine Liebe zu Zahlen und dem Anbau von Zitrusfrüchten. Durch harte Arbeit, Schlauheit und eine gute Portion Glück schafft er den Weg zum wohlhabenden und allseits geschätzten Zitrushändler in München. Das Wunderbare an dieser Geschichte sind nicht nur die schillernden Persönlichkeiten und unerhörten Episoden, die beschrieben werden, sondern auch die Verzahnung mit dem Zeitgeschehen. Barnaba trifft nicht nur Thomas Mann, ist ein Freund von Karl Valentin und erkennt früh, dass der kleine Österreicher mit dem Bart nichts Gutes im Schilde führt. Als Leser*in erhält man also nicht nur einen wirklich intensiven Einblick in die sizilianische Mentalität, die Ereignisse werden ganz nebenbei immer in den geschichtlichen Zusammenhang eingebettet - jedoch niemals dröge und langweilig, immer leichtfüßig und spielerisch. Wer Giordanos Romane um die extravagante Tante Poldi mochte, wird diesen Roman lieben, auch wenn er ernster und realistischer ist und den Leser*innen auch einiges zumutet. Ein Lese-Erlebnis eben und unbedingt empfehlenswert!

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