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Rezension zu
Der Zug der Waisen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Zug der Waisen

Von: Cornelia TiRo
11.07.2015

Die 17 jährige Molly wächst bei Pflegeeltern auf. Sie gilt als rebellisch, schützt sich selbst mit ihrem "Goth-Image" und scheint nirgendwo richtig hinzugehören oder rein zu passen. Als sie bei einem Buchdiebstahl in der hiesigen Bibliothek erwischt wird, wird sie zu Sozialstunden verdonnert. Diese kann sie bei der 91 jährigen Vivian Daly ableisten, indem sie ihr dabei helfen soll, den Dachboden zu entrümpeln. Die beiden Frauen verbindet bald mehr, als das vermeintliche Aufräumen des Dachbodens. Sie öffnen sich einander und trotz des großen Altersunterschiedes haben beide etwas gemeinsam: sie beide mussten ihren Weg durch die Welt finden. Vivian kam 1929 als Tochter irischer Einwanderer nach New York. Als sie bei einem Wohnungsbrand ihre Familie verlor, wurde sie mit einem Zug in den Mittleren Westen geschickt. Als Waisenkind sollte sie dort - als Teil eines Wohlfahrtsprogramms - ein neues Zuhause finden. Doch was auf sie wartete, waren schwere Bewährungsproben und alles andere, als eine neue Heimat. Erst in der Begegnung mit Molly öffnet sich die alte Dame und mit jedem Gegenstand, welchen sie aus den alten Kartons fischen, erzählt Vivian ihre Geschichte. "Ein bewegender Roman über ein vergessenes Kapitel amerikanischer Geschichte und eine unerwartete Freundschaft." (Klappentext) Genau so ist es, denn indem Christina Baker Kline in ihrem Roman "Zug der Waisen" Vivian Dalys Geschichte schildert, greift sie genau diese weniger bekannten, unschönen und harten Aspekte des vermeintlichen Wohlfahrtprogramms "Orphan Trains" auf. Die eine oder andere von ihr geschilderte Szene erinnert mehr an einen Sklavenhandel. So werden die Kinder nach einer vorangegangenen Ankündigung (wie die eines Zirkus', der in die Stadt kommt), alle auf eine große Bühne gestellt und potentielle Interessenten konnten sich per vorgeschobenem Adoptivvertrag je nach Bedarf eines der Kinder heraussuchen und mitnehmen. Die Autorin schildert diese Szenen sehr authentisch. Betrachtet man die damalige politische Lage, mit der dazugehörigen Zeit der Schwarzen Pädagogik (die sich mit dem Gründer des Wohlfahrtprogramms deckt), dass harte Arbeit, Bildung und strenge Erziehung ausschlaggebend seien, um Kinder vor Sittenlosigkeit und Armut zu schützen, dann braucht es nicht viel, um sich vorzustellen, dass nicht alle Kinder in eine gelungene Adoption mit einem fortlaufend schönen Leben gestartet sind. Mit eindrücklichen Worten beschreibt Baker Kline eine sowohl bewegende als auch mitreissende Geschichte, über Schicksal, Mut, Stärke und Freundschaft. Denn auch in Molly bewegt sich etwas.... Hätte ich dieses Buch erst einmal durchgelesen, bevor ich anfing nach Hintergrundinfos zu suchen, hätte ich es einfacher gehabt. Die Autorin war nämlich so nett, diese am Ende direkt mit zu schreiben und einen kleinen Überblick zur Geschichte der "Orphan Trains" - inklusive sieben s/w-Abbildungen - zu geben. Doch macht nicht genau das ein gutes Buch aus, dass man schon während des Lesens so von der Geschichte mitgezogen wird, dass man mehr zum Hintergrund wissen möchte und danach sucht? Ohne dieses Buch hätte ich mich bestimmt nicht so mit diesem Thema auseinander gesetzt.

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