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Rezension zu
Der Duft von bitteren Orangen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ismaels Orangen

Von: Erdhaftig schmökert
06.07.2015

Claire Hajaj schaffte den Spagat eine Familiengeschichte so zu schreiben, dass die gesellschaftlichen Gräben zwischen Juden und Briten sowie vor allem Juden und Arabern zwischen den 1960-er und 1980-er Jahren deutlich zu erkennen sind sowie die Probleme samt möglicher Bewältigungsstrategien innerhalb einer Familie. Judith ist Jüdin, ihre Eltern flohen aus Nazi-Deutschland nach England und sie geht dort Anfang der 1960-er Jahre zur Schule. Sie möchte gerne zu den anderen gehören, fühlt sich von der Sonntagsschule und vor allem dem Hebräischunterricht behindert. Denn sonntags finden die Schwimmwettkämpfe statt, an denen sie liebend gern teilnehmen würde. Dazu sieht sie sich als Britin und glaubt als solche in ihrem Freundeskreis angenommen zu werden. Bis sie zu einer Party bei ihrer besten Freundin geht. Dort steht ein Schild vor dem Eingang "Zutritt nicht für Juden". Zuhause erfährt sie Trost und Erkenntnisse durch die Erzählungen ihrer Oma, aus denen sie Kraft zieht. Während des Studiums verliebt sie sich - in einen Briten, der ursprünglich aus Palästina stammt. Salim ist der Sohn eines Orangenzüchters, der von den Israelis von seinem Land vertrieben wurde, und nun Jura und Wirtschaftswissenschaften in London studiert. Beide finden trotz aller Widerstände zusammen, fangen ein Leben in Kuwait an. Salim arbeitet für einen amerikanischen Konzern und muss trotz bester Qualifikation feststellen, das nur Amerikaner dort an die besten Führungspositionen gelangen. Ebenso lebt er größtenteils in der Vergangenheit und trauert der Orangenzucht nach während gleichzeitig ein militanter Bruder um Beihilfe bittet. Die Familienbande sind stark und drohen die eigene Familie von Judith und Salim zu zerreißen. Als Leser bekommt man sehr viel mehr mit als nur eine Familiengeschichte. In Kuwait bahnten sich die Vorboten des Golfkriegs an, in Beirut trafen sich die palästinensischen Widerstandskämpfer gegen Israel und über allem liegt die innerliche Zerrissenheit. Beide Protagonisten wuchsen in England auf. beide lieben ihre eigene Religion und Sprache. So kommt es auch zu religiösen Spannungen, denn Judith lehrt ihre Kinder sowohl jiddisch als auch die jüdische Religion während sie parallel einen Lehrer für den Arabischunterricht engagiert. Und der Sohn versucht in der Wüste ein Orangenbäumchen zu ziehen... Das Ende ist nicht vorherzusehen. Es ist ein vielschichtiger, hochinteressanter Roman, der sich in einem Zug durchlesen lässt und den Leser fesselt.

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