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Rezension zu
Die Diplomatenallee

Starker Stoff, Umsetzung leider nicht so stark

Von: Tanja
20.03.2022

Als in der Bonner Diplomatenallee im Jahre 1974 die Ständige Vertretung der DDR eröffnet werden soll und sich die Politiker von BRD und DDR auf diplomatischer Ebene annähern, laufen die Spionageapparate von Bundesnachrichtendienst und Staatssicherheit auf Hochtouren. Von beiden Seiten, also von BND und Stasi, umworben wird Heike Holländer, die als Graphologin die für die Geheimdienste höchst nützliche und begehrte Fähigkeit besitzt, aus der Handschrift einer Person Aussagen über deren Charakterzüge zu ziehen. Heike hatte ihrer Tätigkeit als Graphologin und ihrem ehemaligen Professor und Mentor eigentlich nach schrecklichen Ereignissen in der Vergangenheit für immer abgeschworen und lebt zurückgezogen als Ehefrau, Mutter und gelegentliche Aushilfe im Schreibwarengeschäft der Familie. Mit dem Wissen um die dunklen Seiten aus Heikes Familiengeschichte als Druckmittel holt Professor Buttermann sie nun zurück ans Institut für Graphologie, wo sie immer mehr in die Geheimdienstarbeit verwickelt wird und bald nicht mehr weiß, wer auf welcher Seite steht und wem sie überhaupt noch trauen kann. Zeitgeschichtlich ist der Handlungsrahmen des Romans äußerst spannend, da über diesen bestimmten Aspekt der deutsch-deutschen Geschichte bisher noch nicht viel bekannt ist; hierzu wurde von Autorin Annette Wieners sehr umfassend recherchiert. Leider bin ich mit dem Erzählstil und den Protagonisten selbst nicht so richtig warm geworden. Durch Heikes (inhaltlich durch ihre Position bedingten) begrenzten Überblick des Geschehens sowie ihre (durch ihre Familiengeschichte verständliche) zurückhaltende und misstrauische Art blieb sie selbst als Figur recht distanziert und alle Nebenfiguren eher skizzenhaft, daher fehlte mir der Zugang, mich vollständig in die Geschichte zu vertiefen. Auch Heikes Mann Peter, aus dessen Erzählperspektive man seine Hilflosigkeit und Überforderung mit der Situation gut heraushört, blieb mir dadurch eher fremd, bzw. wirkte zum Teil sogar befremdlich. „Die Diplomatenallee“ hatte vielleicht das Pech, vor mir kurz nach „Die fremde Spionin“ von Titus Müller gelesen zu werden, und in diesem direkten Vergleich (Frau als Spionin zwischen BND und Stasi bzw. KGB) war der Roman leider deutlich weniger eindringlich. Schade, denn der Stoff hatte mich wirklich interessiert!

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