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Rezension zu
Die Vertraute

Solider Thriller mit einigen Schwächen

Von: Fina vom Buchlabyrinth
31.01.2022

Gestaltung: Die Bücher der Autorin sind atmosphärisch designt, was ich bei Thriller besonders schön finde. Die gedeckten Farben und das intensive Blau vor dem imposanten Herrenhaus laden direkt zum Gruseln ein. Zudem finde ich es toll, dass das Cover an den Thriller "Die Nanny" angepasst wurde, so kann man direkt erkennen, dass sie von derselben Autorin stammen. Für einen Thriller eine sehr gelungene Aufmachung: schlicht, aber ergreifend. Darum geht's: Lucy ist erfolgreiche Autorin einer bekannten Krimi-Reihe und hat gerade ihren nächsten Band fertiggestellt. Ihr Mann Dan überrascht sie daraufhin mit dem Kauf eines alten Herrenhauses in der Nähe des Waldes, bei dem Lucy aufgewachsen ist. All die alten Erinnerungen an ihren verschwundenen Bruder Teddy kommen wieder hoch. Als auch noch Dan spurlos verschwindet, begibt sich Lucy auf die Suche nach ihrem Mann und muss sich gleichzeitig der Vergangenheit stellen... Idee/ Umsetzung: Ich habe schon länger keinen Psychothriller mehr gelesen und habe mir von diesem Buch eine spannende Atmosphäre und eine tolle Auflösung am Ende versprochen, denn bereits in den Kommentaren zum Buch ist von einer unzuverlässigen Protagonistin die Rede. Der Plot beginnt sehr vielversprechend. Lucy ist eine gefeierte Autorin und kann nach dem Abgabestress des Manuskripts erst mal abschalten und wieder in der Realität ankommen. Denn sie ist mit ihrer Protagonistin der Krimi-Reihe Eliza enger verbunden als man meinen sollte. Recht schnell zu Beginn eröffnet ihr Ehemann Dan ihr den Hauskauf, ohne sie zuvor eingeweiht zu haben. Von da an spielt sich die meiste Handlung in dem renovierungsbedürftigen Herrenhaus und der angrenzenden Nachbarschaft ab. Die Autorin schafft es, direkt am Anfang für eine spannende Stimmung zu sorgen. Ich fand es interessant, dass auch ihre Protagonistin im Krimi und Thriller Genre unterwegs ist und würde gerne wissen, ob sich in einigen Aspekten autobiografische Gedanken der Autorin widerspiegeln. Das Herrenhaus ist der ideale Schauplatz für eine gute Thriller Handlung und wurde von der Autorin schön beschrieben, sodass die Atmosphäre in jedem Fall da war. Leider nahm in meinen Augen die Spannung dann nach und nach etwas ab, da es sehr lange dauert, bis Dan tatsächlich verschwindet, wie es schon auf dem Klappentext verraten wird. Wir sind sehr viel in der Gedankenwelt von Lucy unterwegs, insgesamt gab es wenige Dialoge. Wir lernen die Nachbarn kennen, und nach Dans Verschwinden eine Polizistin, die Lucy immer wieder verhört. Allzu viele Charaktere gibt es nicht, weshalb wir oft mit Lucy alleine sind. Vielleicht war das einer der Aspekte, die mich ein bisschen gestört haben. Die Ebene der Vergangenheit, in der Lucys Bruder Teddy in der Mittsommernacht spurlos verschwand, wird zwischen den Kapiteln in kursiver Schrift aus Lucys Sicht wiedergegeben. So erfahren wir nach und nach, was damals geschah. Auch diese Passagen fand ich leider nicht ganz so spannend beschrieben, was vielleicht an der "Du" Erzählform lag. Nichtsdestotrotz brauchen wir diese Erzählebene für die Auflösung am Ende. Figuren: Die Figuren waren teilweise ganz interessant, andere blieben eher blass. Lucy ist eine spannende Protagonistin, weil wir schon früh am Anfang erfahren, dass sie in der Kindheit eine unsichtbare Freundin namens Eliza hatte, die auch im Erwachsenenalter noch zu ihr spricht und die Hauptfigur ihrer Krimis ist. Diese Idee fand ich interessant, da ich immer wieder dazwischen schwankte, dass als außergewöhnliche Marotte oder krankhaften Wahn zu interpretieren. So richtig weiß ich immer noch nicht, was das ganze für die Handlung bedeutet hat, aber als Ausgangssituation war es originell. Dan konnte ich von Anfang an nicht besonders leiden, weshalb es mir auch nicht gerade Leid tat, als er verschwand. Ich habe ihn als sehr egozentrischen, gierigen Mann kennengelernt, der Lucy vor allem das Geld aus der Tasche zieht und nicht auf ihre Bedürfnisse eingeht. Die beiden führen eine wirklich ungesunde Beziehung, und beiden Parteien konnte ich nicht so richtig nah kommen. Wer leider sehr blass blieb, waren die neuen Nachbarn. Wir haben drei Pärchen, die eine größere Rolle spielen und die ich lange Zeit nicht so gut auseinanderhalten konnte. Als sich Lucy in der Nachbarschaft auf Spurensuche begab, wurde es besser, aber dennoch fand ich sie ziemlich leblos und austauschbar. So waren vermeintlich spannende Wendungen bezüglich der Nachbarn in meinen Augen eher lahm. Insgesamt konnten mich die Charaktere leider nicht überzeugen, da sie sehr auf Distanz blieben und ich mit niemandem wirklich mitfiebern konnte. Ende: Das letzte Drittel wurde dann nochmal richtig spannend, bis es zu einer halbwegs gelungenen Auflösung kam. In meinen Augen hätte das Buch ruhig 100 Seiten weniger haben können. Ich war von der Auflösung schon überrascht, aber es war wenig kreativ gelöst. Besonders gestört hat mich aber, dass die Ebene aus der Vergangenheit immer wieder angerissen, aber nicht zu einem zufriedenstellenden Ende geführt wurde. Fazit: Gilly Macmillan hat mit "Die Vertraute" einen soliden Psychothriller geschrieben, der mich besonders im letzten Drittel mit guter Spannung begeistern konnte. Bis dahin war es leider recht zäh, die Figuren blieben bis auf die Protagonistin weitestgehend blass. Mit der Auflösung konnte ich mich zufriedengeben, auch wenn für meinen Geschmack wichtige Punkte offen blieben. Für Fans des Genres sicherlich kein besonderes Leseerlebnis, aber vielleicht nett für einen seichten Einstieg in die Welt der Psychothriller. "Die Nanny" möchte ich von der Autorin ebenfalls noch gerne lesen.

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