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Rezension zu
Algorytmica

Wer ist wie und wo?

Von: Ingeborg Strauß
17.01.2022

Ein schreiend gelbes Cover, darauf ein technisch anmutendes, kreisartig designtes Etwas, gequert von der Aufschrift ALGORYTMICA, schlägt dem Auge entgegen. Bereits der erste Satz stellt klar: Wir sind hineingestoßen in eine SciFi-Situation des Jahres 2381. Das ist nicht unsere Erde, unsere bekannte Welt. Das ist eine total verkehrte, verdrehte, auf den Kopf gestellte Welt. Nach einem Prolog werden wir durch 16 Kapitel geführt und erleiden die Qualen von Noch-Menschen, von in hermetisch abgeschotteten unterweltlichen Ersatz-Atavaren, mit. Der Autorin gelingt es grausig-großartig, uns die von ihr erdachten Geschehnisse miterleben zu lassen. Die hauptsächlich handelnden Personen – man findet sich in Namen und Positionen schnell zurecht – sortieren sich im Laufe der Handlungen in die (klassisch zu nennenden) Grundtypen „gut“ und „böse“, „schwach“ und „stark“, „normal begabt“ und „hoch begabt“. Realitätsnah werden zwischen ihnen Trennlinien geschmiedet oder als möglich apostrophiert. Zwischen diesen so charakterisierten Wesen verlaufen die Grenzen mitten durch traditionelle Sozialgemeinschaften, mitten durch Familien und – es bleibe hier offen, mit welchen Ausprägungen – mitten durch menschliche Wesen. Die Doppelbödigkeit der Personen als digital geprägte und abgeschirmte Wesen einerseits und als uns gewohnte, analoge, oberirdisch Lebende lässt uns nie los. Schöpfer solcher emotional verzerrter und bedrückender Wesenheiten sind sogenannte Coder, ursprünglich bewunderte mathematisch-technische Forscher, denen ihre Schöpfungen zu entgleiten drohen. Das Bedrückende, ja Beklemmende fokussiert in mehreren Punkten: Ursprünglich Gutgemeintes pervertiert ins Gegenteil, die Politik spielt – erfreulicherweise ohne negativ apostrophierte Denkrichtungen - hinein, Parallelen zu aktuellen und möglicherweise auf uns zukommende Situationen unter dem Damoklesschwert Corona drängen sich auf. Die Rezensentin versagt sich die Wiedergabe des Geschehens. Sein Fluss durch kurze und gut überschaubare Rückblicke unterbrechen nicht das große Handlungsschema. So erlebt man den zeitlichen Fluss direkt und nachvollziehbar. Technische Details sind sprachlich so formuliert, dass niemand überfordert wird. Auch Leserinnen und Leser, deren bevorzugtes und gewohntes Lektüre-Genre überwiegend abseits von SciFi liegt, können die entscheidenden Gedankenstränge leicht nachvollziehen, zumal – ein geschickter Einfall der Autorin – einige Örtlichkeiten (Locations) uns Heutigen sehr vertraut ist oder sehr vertraut vorkommt. Als ein Beispiel seien die venezianischen Maskeraden genannt, die in interessanten Variationen Staffagen für Verwandlungen und Transformationen von Unter- und Oberwelt sind.

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