Rezension zu
Verbrechen von nebenan

Philipp Fleiter kennt man bereits von seinem Podcast "Verbrechen von Nebenan", den es seit 2019 gibt und dessen Namen er für sein Buch übernommen hat. Dieses thematisiert 15 Fälle aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, von denen 5 bisher nicht in Fleiters Podcast besprochen wurden und die allesamt gut recherchiert, spannend, informativ und selbst für Laien leicht verständlich erläutert werden. Besonders interessant fand ich das Interview mit der Kriminalpsychologin Lydia Benecke, die seit 2009 mit Sexual- und Gewaltstraftätern arbeitet. "Der Kindermord von Mörlenbach" hat mich emotional extrem berührt. Ein damals 59-jähriger Mann soll in Absprache mit seiner Frau, die als Ärztin tätig war, die beiden Kinder erschlagen, erstochen und anschließend Feuer im Haus gelegt haben. Ich frage mich immer, was Menschen zu solchen Taten bringt. Was ihnen vorher, währenddessen und danach durch den Kopf geht. Ob sie so etwas wie Reue empfinden, traurig sind über den Verlust, den sie selbst zu verantworten haben. Insgesamt werden die Fälle von Schwarz-weiß-Bildern begleitet und lassen einen an Ermittlungsakten denken. Einmal mehr wird einem deutlich bewusst, dass man es hier nicht mit fiktiven Schilderungen zu tun hat, sondern dass diese Verbrechen wirklich passiert sind. Puh, harter Tobak! Bei all den Hintergründen und Fakten hat Fleiter es geschafft, zwar sachlich, aber nicht langweilig zu schreiben. Man verschlingt die Seiten im Nullkommanix und wird von der Faszination des Bösen magisch angezogen. Fazit: Dieses Buch konnte meinen Erwartungen locker gerecht werden. Schreibstil, Kapitelauswahl und die Fälle an sich haben mich vollends überzeugt und machen "Verbrechen von Nebenan" zu einer Pflichtlektüre für alle True-Crime-Fans.