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Rezension zu
Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ich ergebe mich und das ist alles

Von: Frau Lehmann liest
31.10.2021

Etwas Westernartiges habe ich erwartet, einen Nachruf auf die letzten Chiricahua-Apachen habe ich bekommen, eine Hommage, eine Anklage. Brutal, mit einer sprachlichen Wucht, wie ich sie selten erlebt habe, rollt Álvaro Enrigue die letzten Jahre in der Apacherìa auf. Was als Roman bezeichnet wird, ist genauestens recherchiert und hält sich an die geschichtlichen Fakten. 1836. Apachen entführen Carmila Ezguerra, eine junge Mexikanerin. Leutnant José Maria Zuloaga soll sie retten. Begleitet wird er von Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: zwei Yaqui, ein jugendlicher Tarahumara, der es später zu zweifelhafter Berühmtheit bringen wird, eine scharfschießende Nonne, ein Apache sprechender Tanzlehrer... Gegenwart. Ein mexikanischer Schriftsteller reist im Urlaub mit seiner Familie zu den historischen Stätten, an denen der Völkermord an den Chiricahua stattfand, besucht die Gräber von Naiche und Geronimo und versucht so ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es damals gewesen sein muss. Gleichzeitig kämpft er mit seiner Aufenthaltsgenehmigung, die eine Einreise nach Mexiko für weitere Recherchen nicht erlaubt. Nicht nur gestern und heute verknüpfend, sondern auch Apachen, Mexikanern und US-Amerikanern eine Stimme gebend, dabei die Romanhandlung nahtlos in die Historie einbettend, hat Enrigue ein unvergessliches Epos geschaffen, ein bleibendes Denkmal für eine untergegangene Kultur, grausam, berührend, anklagend. Ich glaube nicht, dass in absehbarer Zeit irgendein anderer Roman mich so durchgerüttelt, sprachlos und wütend zurücklassen wird wie dieser. Ich danke dem Autor für dieses Buch. Es enthält alles, was ich, seit ich als Teenager angefangen habe, mich für indigene Literatur und Geschichte zu interessieren, gefühlt und gedacht habe.

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