Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das Meer von Mississippi

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Große Geschichte, große Erzählkunst, großes Lesevergnügen

Von: Lesendes Federvieh
18.09.2021

„Das Meer von Mississippi“ ist ein bildgewaltiger, erzählerisch dichter Roman über die Jahrhundertflut im Jahr 1927 im Süden der USA, ebenso aber auch über das Leben in Zeiten der Prohibition und die Mechanismen der illegalen Schwarzbrennereien. Es ist ein ganz wunderbarer Schmöker, in den ich beim Lesen versunken bin, so mitreißend und aufwühlend geschrieben, ich konnte mich dem Erzählstrom nicht entziehen. Und es ist eine Geschichte, die niemanden kalt lässt und zum Nachdenken anregt, denn sie ist aktueller, denn je. Ich musste sofort an die Überschwemmungen in NRW und Rheinland-Pfalz denken, und auch daran, dass Katastrophen aus der Vergangenheit zu schnell in Vergessenheit geraten. Alle stürzen sehenden Auges in die Katastrophe und genau diese unvermeidbare Tatsache ist so gut beschrieben und so eindrücklich in Szene gesetzt, die ganze Geschichte lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Man spürt den Regen, Regen und nochmals Regen, sieht das Wasser ansteigen, die Straßen überfluten ‚ertrunkene‘ Felder wohin das Auge reicht, spürt die düstere Stimmung, das fehlende Sonnenlicht, aber auch das bisschen Hoffnung, dass die Deiche doch noch halten. Als dann alles vom Wasser weggespült wird, ist man gefangen im Hochwassergebiet wie alle anderen auch und fühlt immer stärker die herannahenden Auswirkungen der Katastrophe. All das ist so spannend und fesselnd, wie in einem Krimi erzählt. Die Charaktere sind so realistisch geschaffen, als wären sie greifbar. Ich konnte mir ihre schlammverkrustete Kleidung vorstellen, ebenso die dicken Wassertropfen, die von ihren Hüten tropfte. Man spürt ihre Angst, ihren Kampf gegen die Natur, aber auch die Verschlagenheit und Rücksichtslosigkeit, um Profit zu machen und die drohende Katastrophe ohne Rücksicht auf menschliche Verluste herunterzuspielen. Ebenso erging es mir mit dem fiktiven Südstaatenort Hobnob, auch hier schaffen die beiden Autoren es hervorragend, nicht nur das Lebensgefühl dieser Zeit und die elektrisierende Atmosphäre im Angesicht des drohenden Unheils bildgewaltig einzufangen, sondern auch die Naturgewalt und das daraus resultierende Desaster und unvorstellbare Leid der Menschen, die alles verloren haben, sehr eindringlich zu schildern, ich bekam Gänsehaut dabei. Absolut spannend geschildert ist auch alles, was mit Schwarzbrennerei zu tun hat, die sich zu Zeiten der Prohibition zu einem lukrativen, illegalen Wirtschaftszweig entwickelt hatte. Auch hier beschreiben die Autoren sehr detailliert und historisch fundiert, wie in diesen heimlichen, gut versteckten Destillerien gearbeitet wurde. Daneben klingt immer wieder der allgegenwärtige Rassismus durch, es war ernüchternd und beschämend zu lesen, wie Farbige sogar in solch einer Ausnahmesituation noch als Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Beth Ann Fennelly und Tom Franklin haben es fulminant geschafft, die Große Flut von 1927, die in den USA große Landesteile verwüstete, wieder ins Gedächtnis zu rufen und in diesem absolut lesenswerten Roman zu verweben.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.