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Rezension zu
Shotgun Lovesongs

Shotgun Lovesongs von Nickolas Butler

Von: Sanne
16.06.2015

Vorab Die Inhaltsangabe verrät leider nicht so viel - deshalb habe ich kurz ein paar Rezensionen überflogen, um ungefähr einen Überblick zu bekommen, worauf ich mich eigentlich einlasse. Normalerweise ist "Shotgun Lovesongs" kein Buch, das in mein Beuteschema passt, aber ich dachte, ich probiere es einfach mal aus. Ein Buch über Freundschaft habe ich schon ewig nicht mehr gelesen und das schien vielversprechend zu sein. Meine Meinung Fünf Freunde in einer Kleinstad in Wisconsin. Das sind Henry "Hank", Beth, Ronny, Kip und Lee, die dort zusammen aufgewachsen sind. Jeder von ihnen erzählt abwechselnd über ihr Leben in ihrem Heimatort, und vor allem Anfang wird eine schöne Atmosphäre geschaffen: Das ländliche, ruhige Little Wing mit Farmhäusern und Mühlen und im Winter vor allem sehr, sehr viel Schnee - wie für den mittleren Westen der USA üblich. Jede Figur berichtet über ihr eigenes Leben. Henry ist ein Farmer und verheiratet mit Beth, beide haben Kinder. Ronny ist ein ehemaliger Rodeoreiter und ist auch in diesen Kreisen sehr berühmt. Kip ist ein Geschäftsmann und Lee ist ein Musiker, der durch sein erstes Album, "Shotgun Lovesongs" Berühmtheit erlangt. Dadurch, dass ihre Leben sich in so verschiedenen Richtungen entwickeln, treibt es die fünf Freunde auch auseinander. Dinge wie Loyalität, Eifersucht und Neid spielen dabei keine unwichtige Rolle. Mir hat am meisten gefallen wie echt die Beziehungen zwischen den Figuren wirkt, was vielleicht daran liegt, dass der Autor, der selbst in Wisconsin aufgewachsen ist, sicherlich vieler seiner Erfahrungen hat einfließen lassen. Es werden viele Geschichten erzählt - es gibt einmal einen Strang, der von der Gegenwart berichtet, und sehr viele Rückblenden, die noch einmal beleuchten, wie die Freundschaft eigentlich früher war und untermalen, wie viel sich eigentlich verändert hat. Leider habe ich da schnell den Überblick verloren, was vor allem daran liegt, dass - obwohl sich nach und nach die Individualität der Figuren heraus kristallisiert - man die Perspektiven, vor allem am Anfang, nur schwer auseinander halten kann - das ging zumindest mir so. Mir haben die individuellen Stimmen gefehlt, weshalb ich sehr verwirrt war, als ich plötzlich nicht mehr aus Henrys Sicht (der zuerst erzählt) sondern plötzlich in Kips Haut stecke, der aber gar nicht so anders spricht. Das hätte man noch verfeinern können. Es wird allerdings besser sobald man die Figuren ein bisschen besser kennt. Ich mochte Beths Sicht am liebsten, aber vielleicht auch weil sie die einzige Frau in dem Gespann ist (was mich ehrlich gesagt stutzig gemacht hat) und alles ein wenig neutraler sieht. Ohne zu viel zu verraten mochte ich die kleine Backstory mit ihr und Lee sehr gerne, als sie noch Studentin war und Lee am Anfang ihrer Karriere. Später kommen noch die "anderen Ehefrauen" dazu, wie Felicia und Lucy, die ich auch sehr ins Herz geschlossen habe, und die Gruppe noch einmal abgerundet haben. Am Ende des Buches gibt es noch ein Interview mit dem Autor, bei dem man erfährt, dass die Figur von Lee an den Sänger der Band "Bon Iver" inspiriert ist, der ebenfalls aus Wisconsin kommt - er hat ihn einmal persönlich gekannt. Ich kenne mich nicht so gut mit der Karriere von Bon Iver aus, aber meiner Meinung nach hat der Autor die Musikkarriere zu wenig beleuchtet bzw. zu schwach beleuchtet. Ich hab keinen richtigen Eindruck bekommen, wie berühmt Lee jetzt eigentlich sein soll. Es gab einige Szenen mit Paparazzi und anscheinend ist er "berühmt genug" um mit einem Filmstar auszugehen, aber ich hätte mir da gewünscht ein bisschen mehr zu erfahren. Zumal es mir ein wenig utopisch vorkam, dass Lee mit dem ersten Versuch eines Albums sofortige Berühmtheit erlangt hat. Diese Fälle gibt es tatsächlich (vielleicht bei Bon Iver auch), aber auch da hätte ich gerne mehr Details gehabt um das auch wirklich glauben zu können. Zudem ist noch zu erwähnen, dass dieses Buch den Fokus auf die Charaktere legt. Handlung gibt es nur wenig - zum Ende hin ein bisschen mehr. Es geht viel um die Gefühle und die Gedanken der Figuren, über ihre Sorgen, Erinnerungen und Dinge, die sie bereut haben. Dadurch baut man eine Beziehung zu ihnen auf, was mir auch gut gefallen hat. Meine liebste Figur ist glaube ich Ronny - er hat am meisten durchgemacht, wie ich finde. Meine am wenigsten liebste Figur ist leider Lee, weil er mir an einigen Stellen sehr weinlicher vorkam, teilweise wegen - meiner Meinung nach - sehr absurden Gründen. Er bemitleidet sich ziemlich oft, und erfüllt somit das Klischee vom "leidenden Musiker" mit Liebeskummer, vor allem als er seinen Tief erlebt und denkt, es hat keinen Sinn mehr Musik zu machen. Das hört aber danach nicht auf. Sogar als er einen sicheren Job hat geht diese Tour weiter, und da konnte ich es meistens nicht abwarten, dass die Perspektive wieder wechselt. Fazit Es ist ein schönes Buch - es ließt sich nur sehr langsam, weil eben sehr wenig passiert. Aber das ist gar nicht mal so schlimm, denn man bleibt gerne bei den lebenswürdigen Charakteren und durchlebt ihre Erinnerungen. Die Atmosphäre ist toll, man merkt richtig, dass der Autor Wisconsin auswendig kennt. Die Geschichte konnte mich jedoch leider nicht an einigen Stellen überzeugen, weil diese mir dann doch ein wenig zu weit hergegriffen vorkamen, oder eben überzeichnet. Deshalb gibt es von mir drei Sterne!

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