Rezension zu
Schwarz auf weiß

Ehrlich gesagt: Ich kenne Nikeata Thompson nicht - auch wenn sie selbst nicht müde wird zu betonen, sie sei eine der beiden schwarzen Frauen, die im deutschen TV regelmäßig zu sehen sind. Die Themen (Tanzen, Mode, Musikvideos) und Sendungen der Privatkanäle in denen sie auftritt, sind nicht meine Welt. Entsprechend war es für mich eine interessante Reise mit einer jungen Frau aus Birmingham in ein westfälisches Dorf, von dort nach Köln und schließlich nach Berlin. Es war auch eine Reise der Emanzipation: von der große Liebe, aber den eher schwierigen Lebensverhältnissen der britischen Mutter, über die einengende Beziehung ihrer Pflegefamilie, einer herrschsüchtigen Notfallpflegemutter, einem gewalttätigen Partner, einem ausbeuterischen Arbeitssystem hin zu einem erfolgreichen Unternehmertum. Es ist bewundernswert, mit welcher Nüchternheit Thompson all diese Dramen ihres Lebens erzählt. Sie vermittelt eindeutig die Kraft und Energie, sich auch von schlechten Zeiten nicht fertig machen zu lassen. Die eingestreuten Life Lesson-Kapitel, die bestimmte Haltungen (Respekt, Selbstbeherrschung etc.) nochmal extra betonen finde ich in diesem Zusammenhang überflüssig. Diese expliziten Ratgeber-Attitüde mag ich nicht, denn schließlich ist jeder Lebenskontext anders. Insgesamt kommt man gehörig ins Staunen, was einer jungen Frau alles zugemutet wird und wie sie schließlich doch zum Erfolg kommt.