Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Ein Garten für zwei

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein Wohlfühlhörbuch

Von: Danielamariaursula
12.08.2021

Lu ist jung und als Anwältin in einer Großkanzlei so erfolgreich, dass sie kurz vor ihrer Beförderung zur Partnerin steht. Allerdings hat sie keine Zeit für Privates, für Freunde oder Familie, sie geht ganz in ihrem Beruf auf. Bis ihr nur wenig älterer Bruder Pip stirbt, der ihr einst so nahe stand. Wie lange hatte sie keine Zeit mehr für ihn? Sie fällt in ein tiefes Loch, ist völlig aus der Bahn geworfen und macht plötzlich Fehler, die ihrer früher nie passiert wären. Sie zieht die Reißleine und verkriecht sich im Garten ihres Bruders in einem Dorf vor den Toren Berlins. Anfangs ist es eine Notlösung, solange Handwerker ihre chice Wohnung renovieren, aber die Arbeiten dauern länger und sie lernt die Nachbarn kennen. Nach und nach bringen ihr Nele und Nico die Schönheit der Natur und das Leben mit dieser und im Einklang mit dieser nahe. Sie fängt an, das Leben zu genießen und die Nähe zu den beiden. Als Nele ihre Gartenkräuter unter einem Bio-Label vermarkten möchte, kommt ihr beruflicher Ehrgeiz wieder durch und sie einem Umweltskandal auf die Spur. Den Vorgängerroman „Fünf am Meer“ fand ich ganz nett, aber wirklich mitreißen konnte er mich nicht. Irgendwie hatte er mich nicht berührt. Warum um alles in der Welt ich mich dann auf „Ein Garten für zwei“ eingelassen habe, weiß ich nicht so genau, vielleicht wieder das schöne Cover und die Themen Garten und Anwältin auf Sinnsuche. Denn Lu liebt ihren Job und merkt dabei gar nicht, wie ausgebrannt sie ist. Eigentlich ist sie inzwischen innerlich leer und im Gegensatz zu ihrer Sekretärin, die sie eigentlich als Menschen gar nicht wahrnimmt, scheint es niemand zu bemerken. Für Lu ist es ein Wettbewerb, ein großes Kräftemessen, bei dem sie sich keinerlei moralische Fragen stellt. Es geht einzig darum, für ihre Mandanten das beste herauszuschlagen. Erst in der Natur beginnt sie langsam dieses System zu hinterfragen. Anfangs ist ihr das Grün und Gekrabbel um sie herum fremd und sie beäugt es misstrauisch. Was wollte ihr geliebter Bruder hier nur? Doch dank seines Tagebuchs und seiner Nachbarn kommt sie ihm nachträglich näher. Sie versteht ihn wieder und pflichtet ihm sogar bei. Vanida Karun empfinde ich als sehr treffende Wahl. Ihre warme Stimme kann gleichzeitig kompetent und freundlich klingen, wobei sie auch verständnislos, irritiert, einsichtig und ein wenig herrisch, ebenso wie völlig verwirrt oder überfordert (insbesondere beim Zusammentreffen mit Handwerkern) klingen kann. Ich habe ihrer Stimme sehr gerne zugehört und fand sie ebenso angenehm unvertraut und neu, wie abwechslungsreich. Für mich eine echte Neuentdeckung. Als echtes Wohlfühlhörbuch findet Lu natürlich einen neuen Sinn und eine neue Aufgabe in ihrem Leben, aber nicht nur das, auch die Liebe findet wieder ihren Weg zu ihr und bisweilen ein Fünkchen Humor. Allerdings ist dies nur so nebenbei und zur Abrundung des Ganzen, denn es ist definitiv nicht der Mittelpunkt. Trotz des glücklichen Endes in jeglicher Hinsicht, würde ich es also nicht als Liebesroman bezeichnen. Dafür gibt es aber eine Menge Gartentipps und die Mahnung ökologischer die Natur zu bewirtschaften, im Kleinen, wie im Großen. So hat Pip in seiner Laube getrocknete Zapfen, in Wachs getaucht als Kaminanzünder verwendet. Ich habe hier im Urlaub direkt Pinienzapfen gesammelt, für die ich die Reste unserer Adventskranzkerzen einschmelzen werde. Eine schöne Beschäftigung auch mit den Kindern. Im Kontrast zu den entspannten Gartenkapiteln steht die Hektik im Büro. Auch wenn Lu ihre Arbeit liebt, laugt sie sie aus. Sie merkt aber nicht wirklich, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch steht. Anders als ihre Sekretärin, denkt sie gar nicht mal an Dinge wie Entspannung und inneres Gleichgewicht. Sie scheint gefangen in einem Hamsterrad, in dem sie effizient Leistung bringt, bis sie fast kollabiert. In Wirklichkeit geht es in den Großkanzleien noch brutaler zu und die Arbeitszeiten sind noch länger, aber für Normalhörer klingt es schon schrecklich und auslaugend genug. Die Ausstiegsquote in diesem Berufszweig ist enorm hoch, denn Geld ist zum Glück doch nicht alles, wie auch Lu feststellt. Lu ist durchaus facettenreich beschrieben. Sie ist keine Karikatur einer erfolgreichen Anwältin, auch wenn zu Beginn die Realität in Form der Renovierung ihrer Wohnung sie hoffnungslos überfordert. Bisweilen kann sie nicht aus ihrer Haut, doch sie ist bereit, nicht nur ihr Leben und das auf dem Land, sondern auch sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse in Frage zu stellen, was mir sehr gut gefällt. Sehr liebevoll finde ich die Hülle gestaltet, die nicht nur sehr stimmungsvoll in zartem Pastell mit Blümchen gestaltet ist, sondern neben Informationen zu Autorin, Sprecherin und Inhalt auch ein Rezept für Salbeichips und Neles Kopf-Hoch-Tee enthält. Ein wirklich glücklich machender Wohlfühlroman, den ich sehr gerne gehört habe und der mich im Gegensatz zu seinem Vorgänger auch wirklich persönlich interessiert und bewegt hat. Ich bin sehr froh, dass ich mich vom Titel und dem Cover habe verführen lassen und der Autorin noch eine Chance gab!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.