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Rezension zu
Mittelgroßes Superglück

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mittelgroßes Lesevergnügen

Von: booksinmyworld
09.06.2015

Sowohl Cover als auch Titel dieses Romans stechen sofort ins Auge. Der Titel „Mittelgroßes Superglück” ist nahezu ein Oxymoron,da Superglück ja etwas ganz Großartiges impliziert, was allerdings durch das Adjektiv „mittelgroß” an Bedeutung verliert. Das Cover gefällt mir vor allem aufgrund seiner Farbgebung, weniger wegen dessen Aussagekraft. Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, was man sich genau bei dem Cover gedacht hat. Okay, es ist die Skyline New Yorks abgebildet und diese Stadt ist eine von zwei Schauplätzen des Romans, aber das Feuerwerk in den oberen zwei Dritteln des Coverbildes? So richtig deuten kann ich das nicht. Interessant ist an dieser Stelle wieder der Vergleich mit der Originalausgabe, die mit „The woman who stole my life” einen komplett anderen Titel trägt, der meines Erachtens aber zu viel von der Geschichte verrät. Das Originalcover gefällt mir hingegen tatsächlich besser als das der deutschen Ausgabe, da auch dort die Skyline New Yorks abgebildet ist, jedoch allein der Titel im Vordergrund steht und man auf das mysteriöse Feuerwerk verzichtet hat. Was mich allerdings richtig stört, ist die Tatsache, dass der Klappentext so ziemlich den gesamten Verlauf der Geschichte verrät. Manno! Wer macht denn sowas? „Mittelgroßes Superglück” ist seit langem mal wieder ein dicker Wälzer (über 600 Seiten), an den ich mich gewagt habe. Der Titel war einfach zu verlockend, außerdem habe ich vor einigen Jahren bereits ein Roman von Marian Keyes gelesen, der mir gut gefallen hat. Der Einstieg in die Geschichte ist mir nicht schwer gefallen. Die Autorin hat einen angenehmen, leichten Schreibstil und nimmt den Leser außerdem ohne große Umschweife mit ins Geschehen. Von Anfang an hat mir der trockene Humor inklusive einer gehörigen Portion Zynismus gefallen, der meines Erachtens die große Stärke dieses Romans ist. Nach nur wenigen Seiten befindet sich die Protagonistin Stella in der auf dem Klappentext beschriebenen und mich unglaublich neugierig machenden Situation: Sie liegt komplett gelähmt über mehrere Monate im Krankenhaus, bekommt um sich herum alles mit, kann sich aber nur mit den Augen blinzelnd verständigen. Dieser Abschnitt, der etwa einen viertel des gesamten Plots einnimmt, hat mir ausgesprochen gut gefallen, da man mit Stella, die nahezu verzweifelt, weil sie vom Krankenhauspersonal behandelt wird als würde sie im Koma liegen, mitfiebert und vor allem mitleidet. Die Kapitel über diese Situation werden allerdings immer wieder durch Kapitel, die von der Gegenwart berichten, unterbrochen. Dies steigert die Spannung, weil beide Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart parallel entwickelt werden und sich nach und nach annähern, bis nur noch von der Gegenwart berichtet wird. Untergliedert ist der Roman in vier große Abschnitte, die mit „Ich”, „Er”, „Sie” und wieder „Ich” überschrieben sind. Ich habe etwas gebraucht, um den Sinn dahinter zu verstehen, aber jeweils zum Ende der einzelnen Abschnitte wird deutlich, dass sich der erste und vierte Abschnitt vorwiegend um die Protagonistin selbst dreht, der Abschnitt „Er” um einen Mann, der eine entscheidende Rolle spielt und der Abschnitt „Sie” parallel dazu um eine Frau mit einer bedeutenden Rolle. Die Abschnitte sind jeweils ins übersichtliche Kapitel mit Datumsangabe unterteilt (Vergangenheit) bzw. in Zitate-Überschriften (Gegenwart). So vermeidet die Autorin, dass der Leser ihr unterwegs verloren geht. Ebenfalls hervorhebenswert ist der authentische Eindruck, den der Leser vom Leben als Autorin gewinnt. Auch wenn ich selbst keine Erfahrung aus dem Alltag einer hauptberuflichen Autorin zum Vergleich heranziehen kann, so habe ich Marian Keyes die Schilderungen der glanzvollen und weniger glanzvollen Zeiten einer Autorin ohne Zweifel abgenommen. Vor allem die Schattenseiten der Buchbranche werden spannend und glaubhaft dargestellt. Trotz all dieser Pluspunkte vergebe ich nur 3 von 5 Punkten für „Mittelgroßes Superglück”. Dies hat zwei Hauptgründe. Zum einen waren es die stellenweisen Längen des Romans, die vor allem in der zweiten Hälfte der Geschichte (nach ihrer Erkrankung – und nein, ich verrate hier nichts. Der Klappentext verrät bereits, dass sie wieder gesund wird) immer mal wieder vorkamen. Gute 100 Seiten weniger hätten der Geschichte meines Erachtens mehr Spannung verliehen. Stellenweise wirkt der Plot einfach überfrachtet, von „Zufällen” zu sehr dominiert, so dass die Geschichte insgesamt an Glaubwürdigkeit einbüßt. Damit allein hätte ich allerdings noch gut leben können, wenn mir nicht das Ende der Geschichte meinen Gesamteindruck vermiest hätte. Das Ende ist einfach lieblos. Ich hatte das Gefühl, auch die Autorin wollte nach 600 Seiten nun endlich mal zum Ende kommen und hat so einen Plot, den sie auf 600 Seiten entwickelt hat, auf 8 Seiten aufgelöst. Ich empfand das unheimlich frustrierend und hätte mir ein besser durchdachten, befriedigenderen Schluss gewünscht. Mein Fazit: Dieser Roman ist wie sein Titel: ein mittelgroßes Superglück. Vor allem das erste Viertel ist richtig spannende, unterhaltsame und dramatische Unterhaltung, die den Leser superglücklich macht. Der Rest der Geschichte ist eher mittelgroß, da er manchmal zu bemüht und durch ein zu schnell herbeigeführtes Ende teilweise unglaubwürdig wirkt. „Mittelgroßes Superglück” gehört meines Erachtens in die Kategorie „Kann man lesen. Muss man aber nicht.”

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